Schule vor dem Aus Träger kündigt Schließung vom Nonnenwerth-Gymnasium an

Remagen · Nach rund 170 Jahren: Das Franziskus-Gymnasium-Nonnenwerth schließt zum Ende des Schuljahres. Das kündigt Träger Peter Soliman an. Schulleiterin Andrea Monreal wirft Soliman Wortbruch vor und ist „fassungslos“.

 Das Franziskus-Gymnasium-Nonnenwerth steht vor dem Aus.

Das Franziskus-Gymnasium-Nonnenwerth steht vor dem Aus.

Foto: dpa/Thomas Frey

Das Franziskus-Gymnasium auf der Remagener Rheininsel Nonnenwerth wird zum Ende des aktuellen Schuljahres 2021/22 geschlossen. Grund sind die „massiven Brandschutz-Probleme im dortigen Klostergebäude“, wie es in einer Pressemitteilung des Gymnasiums heißt. Laut einem Schreiben, das dem GA vorliegt, informierte Träger Peter Soliman auch die Elternschaft bereits über seine Entscheidung zur Schließung. Laut Pressemitteilung verkündete Soliman die Entscheidung am Mittwoch als verantwortlicher Träger der Schule. Zu den für die notwendigen Schließungsschritte eingeleiteten rechtlichen Maßnahmen erklärt er: „Ich empfinde diesen Moment als unendlich traurig, und ich hätte diesen Schritt, wenn irgendwie möglich, auf jeden Fall vermeiden wollen. Aber leider hat sich trotz intensiver Gespräche und Verhandlungen in den letzten Monaten kein realistischer Ansatz für eine tragfähige Lösung der Brandschutzprobleme ergeben.“

Die laut Soliman für den Brandschutz fälligen Kosten von mindestens zehn Millionen Euro sowie von ihm nach eigener Aussage zusätzlich zu deckende Verluste von jährlich mehr als einer Million Euro seien nicht mehr tragbar. In zahlreichen Sitzungen hätten sich keine neuen Impulse und Wege ergeben. Deshalb gebe es aus wirtschaftlichen Gründen keine Alternative. „Das bedauere ich sehr. Die Entscheidung fiel mir extrem schwer angesichts der fast 170 Jahre, in denen auf Nonnenwerth mit Unterbrechungen Schulen betrieben wurden; vor allem auch durch die einhergehenden Konsequenzen für Schülerinnen und Schüler, Familien, Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte“, so Soliman.

Die aktuell geltende behördliche Duldung für eine schulische Nutzung des Klostergebäudes laufe noch bis Juli 2022. Da ab Juli kommenden Jahres nur noch bei gleichzeitiger Umsetzung einer „großen Lösung“ für die Brandschutzmaßnahmen weiter unterrichtet werden könne, sei damit der Zeitpunkt der Schulschließung „faktisch vorgegeben“.

Am Dienstag hatte Soliman über den gesamten Tag verteilt mit den Teilnehmern der zuständigen Gremien des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth die Lage besprochen; mit Schulleitung, Schulbeirat, Schulelternbeirat und Gesamtkonferenz. Auch die Mitarbeitervertretung war laut Mitteilung in den vergangenen Tagen über den Stand der Verhandlungen zur Rettung der Schule informiert worden. „Trotz der intensiven Diskussionen hat sich an der aussichtslosen Situation durch die erhebliche Brandschutzproblematik nichts geändert“, so Soliman. Die finanziellen Belastungen durch die Brandschutz-Auflagen seien auch deshalb besonders hoch, weil der erforderliche Umbau allen heutigen Vorschriften entsprechen müsse und nicht nur den Brandschutzregelungen, unter anderem auch der Schulbaurichtlinie und der Arbeitsstättenverordnung. Hinzu kämen erhebliche Herausforderungen durch den Denkmalschutz. „All dies führt unweigerlich zu weiteren Kosten, die zu berücksichtigen sind und welche mich schlussendlich meine Entscheidung, so bedauerlich diese ist, treffen ließen“, äußert sich Soliman.

Auch die in den vergangenen Tagen noch einmal intensivierten Gespräche mit der Politik hätten keine Lösungskonzepte ergeben. Von den Städten und Kreisen der Region habe es zwar Angebote gegeben, als Moderator oder Vermittler zur Verfügung zu stehen, aber keine finanziellen Hilfszusagen.

Die Bereitschaft von Peter Soliman, die Trägerschaft der Schule abzugeben, ermöglichte leider ebenfalls keine realistische Zukunftsperspektive. „Alle in der Öffentlichkeit diskutierten, vermeintlichen Angebote zur Übernahme der Trägerschaft waren nicht wert- und nachhaltig. Die rechtlichen Rahmenbedingungen verlangen für eine solche Übernahme einen entsprechenden Kapitalnachweis, um nicht in den Verdacht eines Scheingeschäfts zu geraten“, sagt Soliman. Diese Bedingung habe niemand erfüllt. Es gebe auch keine realistischen Ankündigungen, dass ein solcher Nachweis noch erfolgen wird, so Soliman, der auch Eigentümer der Insel und der dortigen Immobilien ist. Interesse an der Übernahme der Trägerschaft hatten in der Vergangenheit das Schulwerk und eine Lehrerin bekundet.

Nach der Flutkatastrophe im Juli habe Soliman dem Land Rheinland-Pfalz, dem Kreis Ahrweiler und der Stadt Remagen das Angebot gemacht. Rechtlich würde davon nur der Kreis Ahrweiler infrage kommen. Die Kreisverwaltung erteilte dem Angebot allerdings eine Absage.

Schulleiterin „fassungslos“

Indes zeigt sich Schulleiterin Andrea Monreal „fassunglos“ angesichts der Nachricht über die Schließung des Franziskus-Gymnasiums. „Er hat gestern zugesagt, dass er für Gespräche offen ist, einen halben Tag später scheint er das nicht zu sein. Das macht mich wütend und traurig, er spielt mit der Zukunft von 500 Kindern und Mitarbeitern“, sagt Monreal im Gespräch mit dem GA. Moralisch sei das „absolut verwerflich“. Mit Blick darauf, dass von der Schließung auch 55 Lehrer und Mitarbeiter der Schule betroffen wären, spricht sie von einer „Massenentlassung“, die nun ein Fall für die Anwälte werde.

Soliman habe beim Treffen am Dienstag zugesagt, sich noch mal mit der Kreisverwaltung zusammenzusetzen, um eine Lösung für das Brandschutz-Problem zu finden sowie ein neues, durch die Eltern der Schule beauftragtes und finanziertes Brandschutzgutachten zuzulassen. Elternvertreter schätzen die Kosten für den Brandschutz deutlich geringer ein. Auch Verhandlungen über einen Trägerwechsel habe Soliman in Aussicht gestellt, unter der Bedingung, dass Interessenten einen Kapitalnachweis erbringen. „Wir waren auf einem guten Weg, aber er schafft Fakten, indem er gegen gesprochenes Wort verstößt“, übt Monreal scharfe Kritik an Soliman.

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