Ausgestorbene Heringsart Warum der Maifisch am Rhein bei Remagen mehrere Denkmäler bekam

Remagen · Früher war der Maifisch im Rhein bei Remagen verbreitet. Er bekam gleich mehrere Denkmäler. Die Einwohner von Kripp, einem Ortsteil von Remagen, trauern der vor Jahrzehnten in der Region ausgestorbenen Heringsart noch heute nach. Mittlerweile gibt es Wiederansiedelungsversuche.

 Das von dem spanischen Bildhauer Toni Marí Sart geschaffene Skulpturenpaar „Kripper Fente“ vor seiner Übergabe am 18. Oktober 2012 auf dem Alten Schulhof von Kripp.

Das von dem spanischen Bildhauer Toni Marí Sart geschaffene Skulpturenpaar „Kripper Fente“ vor seiner Übergabe am 18. Oktober 2012 auf dem Alten Schulhof von Kripp.

Foto: Anton Simons

Einst zog der Maifisch, eine Heringsart, um den Beginn des Wonnemonats in Riesenschwärmen von der Nordsee den Rhein hinauf, um im Mündungsbereich der Ahr zu laichen. Nach den oft kargen Wintermonaten bescherte der im Liebestaumel in seichten Uferbereichen leicht zu fangende Fisch den Krippern dann Nahrung im Überfluss. Dass Maifische, auch Fintefische oder einfach „Fente“ genannt, letztmals in der Ahr laichten, liegt allerdings Jahrzehnte zurück.

Die Einwohner des einstigen Treideldorfes (und heutigen Ortsteils von Remagen) werden von denen ihrer Nachbarorte nach wie vor, halb verächtlich, halb neidisch, bei ihrem Spitznamen genannt: „Fente“. Und dann wird in den Nachbarorten auch heute noch – man neckt sich, man liebt sich – immer wieder gern ein wenig charmanter Schmähspruch bemüht: „Kripper Fente, rüch ens, wat se stenke.“ Auf Hochdeutsch etwa: „Die Kripper Maifische – riech‘ mal, was die stinken!“

Skulpturen symbolisieren das Ausschauhalten nach den Fischen

Trotzdem weinen die am Zusammenfluss von Ahr und Rhein lebenden Menschen dem Fintefisch immer noch ein wenig nach. Weshalb sie ihm in ihrem Dorf nach seinem Verschwinden aus dem Strom gleich mehrere Denkmäler gesetzt haben. So wurde der zwischenzeitlich in die Jahre gekommene Springbrunnen, den der örtliche Bürger- und Heimatverein Anfang der 1970er-Jahre unterhalb der Linz-Kripper Fähre am Rheinufer aufstellen ließ, im Jahr 2012 nicht nur wieder fein herausgeputzt, sondern auch mit drei künstlerisch gestalteten Fintefischen aus der Werkstatt des Mendiger Bildhauers Dieter Heuft aufgewertet.

Im selben Jahr ist auf dem Alten Schulhof, dem heutigen Dorfplatz von Kripp, die aus Stahl geschmiedete Eisenskulptur „Kripper Fente“ aufgestellt worden, ein Werk des spanischen Bildhauers Toni Marí Sart. Neben dem Kunstwerk hängt eine Infotafel, auf der es heißt: „Bapp! De Finte kumme!“ So riefen einst die Kripper Kinder nach ihren Vätern, wenn sie beim Spielen am Rhein die ersten Fintenfischschwärme zur Laichzeit beobachtet hatten. Eben dieses Ausschauhalten sollen die beiden Skulpturen – Vater und Sohn – symbolisieren. Herbert Syberz, Ehrengast bei der feierlichen Übergabe der Skulptur am 18. Oktober 2012, hatte im Jahr 1939 letztmals an der Ahrmündung laichende Fintefische gesehen.

Wiederansiedelungsversuche im Juni 2017

Die Kripper Karnevalisten, sie sich mit dem Süßwasserhering quasi identifizieren, haben ihm schon Jahrzehnte zuvor ein Denkmal gesetzt, indem sie ihre 1951 gegründete KG nach dem Fisch benannte, der bis zu 50 Zentimeter lang und zwei Kilogramm schwer werden kann: „Kripper Fente“. Friedel Valentin war dann vier Jahre später die erste Kripper Tollität mit einem Fintefisch auf ihrer Prinzenuniform.

Am 29. Dezember 1953 war in Kripp ein Fährschiff namens „Finte“ in Dienst gestellt worden. Das bislang jüngste Denkmal wurde dem Fintefisch von den Kripper Heimatforschern und -autoren Hildegard Funk und Willy Weis gesetzt – in Form eines Artikels im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler für das Jahr 2014. Titel: „Bapp de Finte kumme! Von Fintenfischen, dem Necknamen der Kripper und neuen Skulpturen in Kripp.“

Ähnlich wie beim Lachs gibt es inzwischen auch bei dem im Rhein ausgestorbenen Maifisch Wiederansiedelungsversuche. So wurden junge Maifische am 2. Juni 2017 an der Ahrmündung in die Freiheit entlassen. In der Hoffnung darauf, dass sie in ein paar Jahren als ausgewachsene Fische zum Laichen dorthin zurückkehren, wurden die Wassertiere vom damaligen rheinland-pfälzischen Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese zusammen mit Kripper Kindergartenkindern in den Rhein eingesetzt.

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