Maskiert in die Schule Das sagen Schulleiter aus dem Siebengebirge zur Maskenpflicht

Siebengebirge · Mitte kommender Woche startet auch für die Schüler in Königswinter und Bad Honnef das neue Schuljahr. Die Reaktionen der Schulleiter im Siebengebirge auf die Maskenpflicht reichen von Zustimmung bis Skepsis.

 Sie gehört ab jetzt am ganzen Schulalltag vor Mund und Nase: Die Maske ist jetzt Pflicht für weiterführende Schulen.

Sie gehört ab jetzt am ganzen Schulalltag vor Mund und Nase: Die Maske ist jetzt Pflicht für weiterführende Schulen.

Foto: dpa/Marijan Murat

Mitte kommender Woche, spätestens in der Woche darauf startet auch für die Schüler in Königswinter und Bad Honnef das neue Schuljahr. In der Pandemie wird es ein Neustart unter erschwerten Bedingungen: Sie müssen auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Maskenpflicht gilt zunächst bis Ende August. Fest steht schon jetzt: Ein Regelbetrieb in Schulen sieht anders aus. Die Reaktionen der Schulleiter im Siebengebirge reichen von verhaltener Zustimmung bis hin zu großer Skepsis.

„Der Präsenzunterricht ist sehr wichtig für die Schüler. Es sollte alles getan werden, ihn zu ermöglichen“, so Stefan Rost. Der Leiter der Real- und Gesamtschule Sankt Josef in Bad Honnef verhehlt nach einem „Selbstversuch“ in einer Schulleiterrunde nicht: Vor allem angesichts der Sommerhitze „ist es herausfordernd, aber es ist machbar“. Das Infektionsgeschehen lasse offenkundig keine andere Lösung zu, so Rost weiter. „Da muss man wohl in den sauren Apfel beißen. Darum gilt: Wir tragen das mit.“ Denn: Wenn alle Schüler in 23 Klassen anwesend seien, sei es schlicht unmöglich, Abstand zu halten wie vor den Ferien; damals wurden die Klassen geteilt.

„Ich bin sehr skeptisch, was die Maskenpflicht im Unterricht angeht“, sagt hingegen Sven Neufert. Der Leiter von Realschule und Gymnasium Schloss Hagerhof, wo am 17. August der Unterricht startet, rechnet vor: Im Schnitt 30 bis 34 Unterrichtsstunden pro Woche, in der Oberstufe gerne auch 37 Stunden, dazu der Ganztagsbetrieb, „das bedeutet, dass unsere Schüler von 8.30 Uhr und teils bis 17 Uhr durchgängig Maske tragen müssen. Es ist Augenwischerei, zu sagen, das sei ein Regelbetrieb.“ Sinnvoller wäre seiner Ansicht nach ein „Hybridmodell“, wie es am Hagerhof vor den Ferien durchgeführt worden war – auch wenn, wie er betont, das für die Familien ebenfalls eine Belastung sei. Am Hagerhof wurden zuletzt Präsenzunterricht und Zoom-Unterricht im tageweisen Wechsel praktiziert, sodass die Klassen und Kurse klein gehalten waren und der Abstand gewahrt blieb.

Neufert: „Natürlich gibt es immer Dinge zu verbessern, aber es hat insgesamt gut funktioniert.“ Digital-Unterricht sei kein Ersatz für den Präsenzunterricht, letzterer sei unerlässlich, betont auch er. Aber: „Was wir auch brauchen, ist Verlässlichkeit für Schüler, Eltern und Lehrer, nicht alle zwei Wochen eine neue Schul-Mail.“ Mit Masken sei außerdem Kommunikation, „bei der man sieht, ob ein Schüler lächelt oder doch eher skeptisch schaut“, kaum möglich. Auch sonst gebe es noch offene Fragen. So sei ein schleichender Unterrichtsbeginn von 8.30 bis 9.30 Uhr, wie das Ministerium ihn ebenfalls vorsieht, schon deshalb nicht möglich, da dafür Schulbusse fehlten. „Und bei der Lage des Hagerhofs ist das die einzige Möglichkeit, mit dem ÖPNV zur Schule zu kommen.“

Wilhelm Meyer, Leiter des CJD-Gymnasiums in Oberpleis, hält die Anordnung für sinnvoll. „Überall da, wo kein Abstand gehalten werden kann, müssen Masken getragen werden.“ Wie der Unterricht mit Maske praktisch aussehen wird, kann er sich in vielen Fällen noch nicht vorstellen. „Es wird weniger Gruppenarbeit und mehr Frontalunterricht geben“, ist er sicher. Auch der Fremdsprachenunterricht werde darunter leiden – „alles, wo die Schüler viel sprechen müssen“.

Ein wirkliches Problem sieht Meyer darin, dass die neuen Fünftklässler schon mit Masken in den neuen Schulalltag starten. „Da kommen lauter unbekannte Schüler, die wir nicht erkennen können“, beklagt er. Und auch für die Schüler selbst müsse es eine Möglichkeit geben, sich auch gegenseitig zu sehen.

Er hält es insgesamt für wichtig, Möglichkeiten zu finden, dass die Schüler die Masken zwischendurch auch mal abnehmen und durchatmen könnten. „Indem man zwischendurch mal mit der Klasse nach draußen geht und die Kinder auf dem Schulhof verteilt“, ist sein Vorschlag dazu. Für die richtige Belüftung sollen im CJD bis zu den Herbstferien alle Türen und Fenster offen bleiben. „Wie wir das regeln, wenn es draußen wieder kälter wird, müssen wir dann schauen“, sagt Meyer.

Für eine besondere Herausforderung hält auch Godehard Mai die Maskenpflicht. Vor allem in Anbetracht des Ganztagsbetriebs an seiner Schule prognostiziert der Leiter der Gesamtschule Oberpleis, dass es möglicherweise nicht alle Schüler und auch nicht alle Lehrer den ganzen Tag durchhalten können, eine Maske zu tragen. „Aber wir bauen das jetzt in unser Gesamtpaket der Hygienemaßnahmen ein.“

Auch in dem verbergen sich einige Hindernisse für einen normalen Ablauf eines Schulalltags im Regelbetrieb. „Allein, bis sich 30 Schüler vor jeder Unterrichtsstunde die Hände gewaschen haben, wird die Hälfte der Stunde schon vorbei sein“, befürchtet Mai.

Schon vor dem Beginn des Unterrichts in Oberpleis wird es viel Kontakt geben. Die mehr als 1000 Schüler der Gesamtschule „kommen mit vollen Bussen“, sagt der Schulleiter. Ebenso wie die Schüler des Gymnasiums am Oelberg gleich nebenan. „Schon die Bewältigung des Regelbetriebs ist einfach eine ganz andere Hausnummer als das, womit wir vor den Sommerferien gestartet sind.“

Mai wird außerdem vermutlich auf etwa sieben bis acht Prozent seiner Lehrkräfte verzichten müssen, weil sie Risikogruppen angehören. Zwar sehe die Verordnung vor, dass die Atteste erneuert werden müssen, „aber am Grund dafür hat sich ja nichts geändert“. Auch die Verpflichtung der befreiten Lehrer, dann Unterricht auf Distanz zu geben, hält er für wenig praktikabel. „Die Klassen müssen ja trotzdem beaufsichtigt werden“, so Mai. Ebenso skeptisch sieht er das Versprechen der Landesregierung, zusätzliche Lehrer einzustellen. „Am Ende wird es vermutlich auf eine stärkere Belastung der vorhandenen Lehrer hinauslaufen.“ Denn auch das lässt die Verordnung ausdrücklich zu.

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