„Stille Nacht“ So feiern die Kirchen im Siebengebirge den Weihnachtsgottesdienst

Siebengebirge · Von wegen „Alle Jahre wieder“ – dieses Jahr ist alles anders am Heiligen Abend: Den gewohnten Weihnachtsgottesdienst in der rappelvollen Kirche mit festlichem Orgelklang und allem drum und dran wird es nicht geben. Eine gänzlich stille Nacht soll der Heiligabend aber auch nicht werden, erst recht keine einsame.

 Die Kapelle in Rhöndorf strahlt weihnachtlich.

Die Kapelle in Rhöndorf strahlt weihnachtlich.

Foto: Frank Homann

Seit Wochen schon machen sich die Kirchengemeinden im Siebengebirge Gedanken, wie der Weihnachtsgottesdienst in Zeiten der Pandemie gefeiert werden kann – und sind dabei äußerst kreativ. „Warm anziehen“ lautet die Devise, denn vielerorts wird unter freiem Himmel gefeiert. Zum Beispiel in Bad Honnef, wo die Christmette auf dem Kirchplatz vor der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist stattfindet. Oder in Rhöndorf – dort lädt die katholische Pfarrgemeinde zur Christmette auf dem Ziepchesplatz ein.

In Aegidienberg wird der gesamte Aegidiusplatz zur Weihnachtskirche. Unter dem Motto „Aegidienberger Weihnachtsweg“ erleben katholische und evangelische Christen am Nachmittag des 24. Dezember gemeinsam einen „Gottesdienst im Gehen, nicht im Stehen“. In Gruppen geht es dabei an insgesamt sechs Stationen vorbei, an denen es um die Weihnachtsgeschichte geht, aber auch um eigene Wünsche und Hoffnungen. „Besonderer Hingucker wird eine große Krippe sein“, verrät der evangelische Pfarrer Stefan Bergner, der den Weihnachtsweg gemeinsam mit seinem katholischen Amtskollegen Michael Ottersbach und einem zwölfköpfigen Team vorbereitet. Auch das Friedenslicht aus Bethlehem wird an diesem Nachmittag auf dem Aegidiusplatz leuchten – und kann mit nach Hause genommen werden. Am Ende werden die Gruppen mit einem Gebet und Segenswünschen wieder nach Hause entlassen. „Wir überlegen derzeit, ob es auch noch eine gemeinsame Predigt to go gibt“, so Bergner schmunzelnd.

Weihnachtsbotschaft hörbar machen

Der Weihnachtsweg sei natürlich kein Ersatz für die volle kleine Dorfkirche am Heiligen Abend, in der das „Oh du Fröhliche“ zur Tür herausschallt. „Aber es war uns ganz wichtig, gerade in diesem Jahr die Weihnachtsbotschaft „Fürchtet euch nicht“ hörbar zu machen.“ Dabei gelte es natürlich abzuwägen zwischen dem Bedürfnis der Menschen, an Heiligabend zur Kirche zu gehen, und dem Schutz vor dem Coronavirus. Viele helfen mit, damit der Weihnachtsweg ein Erlebnis für Groß und Klein wird. „Wir erhalten auch ganz viel Unterstützung aus dem Ort“, so Bergner. Das zeige, dass auch aus schwierigen Situationen etwas Gutes entstehen könne.

In Unkel sind Familien zwischen 12 und 15.30 Uhr am Heiligen Abend zu einem Rundgang durch die evangelische Kirche eingeladen. „Es ist eine Art Weihnachten to go“, sagt Michael Busch, zuständiger Pfarrer für den Pfarrbezirk Unkel/Rheinbreitbach der evangelischen Trinitatis Kirchengemeinde. Der Familiengottesdienst findet um 16 Uhr im Park an der Fritz-Henkel-Straße statt, „bei jedem Wetter“, betont Busch. Alle Besucher sind zudem gebeten, ein windgeschütztes Licht mitzubringen. Für die Christvesper im Gemeindezentrum Rheinbreitbach um 22.30 Uhr wie auch für alle Gottesdienste an den folgenden Weihnachtstagen ist eine Anmeldung im Pfarrbüro unter ☏ 02224-5433 erforderlich.

Keiner soll ausgeschlossen sein

„Uns war es wichtig, dass wir als Kirche an Weihnachten niemand sagen müssen, wir haben keinen Platz mehr für euch“, sagt Pfarrerin Ute Krüger aus Stieldorf. Da aufgrund der Abstandsregeln derzeit nur 25 Personen in die kleine evangelische Kirche hinein dürfen, wäre dieser Fall an Heiligabend sicherlich eingetreten – hätte man sich nicht rechtzeitig auf die Suche nach Alternativen begeben. Und wo könnte die traditionelle ökumenische Krippenfeier für Familien besser stattfinden als in der Nähe eines Stalls, genauer gesagt in der Reithalle des Gut Heiderhof. „Die Familie Töllner hat sofort zugesagt und sogar versprochen, die Halle weihnachtlich zu schmücken. Auch einen Tannenbaum soll es geben“, berichtet Krüger. „Kurz und möglichst fröhlich“ soll die Feier sein, die am Nachmittag zweimal stattfindet. Jeweils 100 Personen können teilnehmen. „Wir werden wahrscheinlich noch Parzellen in der Halle abstecken“, so Krüger. Ochs und Esel sind zwar - trotz der Nähe zum Stall – nicht dabei, und auch kein Pferd, „aber es wird ein Wüstentier die Predigt mit mir halten“, verrät Krüger augenzwinkernd.

Der klassische Heiligabendgottesdienst um 19 Uhr findet in diesem Jahr in der katholischen Kirche statt, dort ist immerhin für rund 65 Personen Platz. Die Türen der evangelischen Kirche öffnen sich erst um spätabends zur Christmesse, „da kommen erfahrungsgemäß die wenigsten“. Und für die, die lieber zu Hause bleiben, werden ein Kindergottesdienst und der Festgottesdienst auf dem YouTube-Kanal der Kirche live übertragen. „Die Menschen sollen wissen: Die Kirche ist da“, betont Krüger.

Mehr kirchliche Feiern als sonst

Erhöhten Einsatz verlangt das Corona-Weihnachtsfest auch vom Seelsorgeteam der katholischen Kirchengemeinden im Königswinterer Berg- und Talbereich: Die Anzahl der kirchlichen Feiern wurde deutlich erhöht. Alle fünf aktiven Priester halten allein am Heiligen Abend jeweils zwei bis drei Messen, hinzu kommen zwei Priester im Ruhestand, die ebenfalls je eine Messe zelebrieren – nicht zu vergessen die Kinderkrippenfeiern, die die Gemeindereferenten mit ihren Laienteams durchführen. Viele Messen finden unter freiem Himmel statt – zum Beispiel auch an der festlich illuminierten Chorruine Heisterbach. Bei der Umsetzung sind auch die Mitglieder der Ortsausschüsse mit von der Partie – „Da steckt natürlich sehr viel Arbeit hinter“, so Kaplan Udo Casel.

In Thomasberg, wo die Messe zwischen Kirche und Pfarrhaus gefeiert werden soll, wurde diese Woche schon einmal geprobt. „Man muss ja erstmal schauen, ob das alles passt.“ Das Thomasberger Technik-Team hat sich zudem etwas Besonderes einfallen lassen: Nicht nur, dass der Gottesdienst am Heiligen Abend live gestreamt wird, „für alle, die zu Hause bleiben möchten oder müssen“, auch wird die Feier von draußen vor nach drinnen in der Kirche übertragen – auf eine Großleinwand. „Die Kirche wird nämlich geöffnet sein, für alle die, die nicht draußen stehen oder sitzen möchten.“ Casel ist froh, drei so engagierte, technik-versierte Mitglieder in der Gemeinde zu haben: „Die haben selber Leitungen verlegt und eine Kamera angeschafft.“

„Kurze Gottesdienste in vertrauten Räumlichkeiten mit vertrauter Musik“, so lautet das Konzept der evangelischen Kirchengemeinde in Dollendorf. Hier finden sämtliche Weihnachtsgottesdienst wie gewohnt in der Kirche statt. „Wir haben in Dollendorf leider so wenig Außengelände, da kann man nicht so viele Menschen versammeln“, sagt Pfarrerin Ann-Kathrin Quaas. Dafür ist die Gemeinde aber in der glücklichen Lage, eine Art Mulitfunktionsgotteshaus zu haben, sprich eine Kirche, die direkt mit dem Gemeindehaus verbunden ist. Das bietet nicht nur genügend Platz, „wir können auch problemlos kreuz und quer lüften.“

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