Klangvoller Ausflug in das frühe Mittelalter The Gregorian Voices brillieren in der Heisterbacher Klosterkirche

Heisterbach · Die Sänger von The Gregorian Voices beeindrucken mit ihrer stimmlicher Virtuosität in der Heisterbacher Klosterkirche und spannen einen musikalischen Bogen durch die Jahrhunderte.

 Begnadete Stimmen erklingen beim Konzert von Konzert The Gregorian Voices in der Heisterbacher Klosterkirche.

Begnadete Stimmen erklingen beim Konzert von Konzert The Gregorian Voices in der Heisterbacher Klosterkirche.

Foto: Frank Homann

Möglicherweise ist es die theologische Implikation die zahlreiche Menschen heute noch an gregorianischen Gesängen so faszinierend finden. Zumal die frühmittelalterlichen Gesänge eines sind: Verkündigung und Gebet zugleich. Doch auch wenn das Hörerleben bei dieser Musik weniger religiös begründet sein mag, dem Wunsch innezuhalten und das Seelenvolle zu spüren, wird wohl immer gerne viel Raum gegeben. The Gregorian Voices können diesen Raum füllen.

Sänger-Ensemble stammt aus der Ukraine

Das bewies der achtköpfige Männerchor  bei seinem Konzert in der Klosterkirche Heisterbach. Auch wenn die Sänger aus der Stadt Lwiw in der West-Ukraine ihr Repertoire weit aus dem Frühmittelalter herausheben und Brücken bis in die Popmusik bauen, bleiben sie sich stets  stilistisch treu.  Der Chor formierte sich 2011 und ist derzeit somit auf zehnjähriger „Jubiläumstour“.

Die Kirchenbänke waren jedenfalls durchgehend gut besetzt, als die Sänger in braunen Mönchskutten – sie sind keine Mönche – und brennenden Kerzen Einzug hielten und in den Altarraum schritten. Die Kraft und die Erhabenheit der Gesänge eroberten unmittelbar den Kirchenraum und zogen die Zuhörer in ihren Bann. Da verwunderte es nicht, dass das faszinierte Auditorium zunächst zwischen den ersten Gesängen keinen Beifall spendete, wohl um die andächtige Stimmung nicht zu stören. Das änderte sich aber rasch und der klangvolle Ausflug ins Frühmittelalter wurde kraftvoll beklatscht. Die erste Hälfte des Programms bestand aus klassisch gregorianischen Chorälen, orthodoxen Kirchengesängen und Liedern der Renaissance und des Barock. Das große Bild im hinteren Altarraum, das die Chorruine der einstigen Klosterkirche der Zisterzienser zeigte, erinnerte daran, das ausgerechnet an diesem Ort das Wirken der Mönche vor Jahrhunderten wohl auch durch solche Gesänge getragen worden ist. „Ora et labora“ (Bete und arbeite) lautete der Auftrag an die Mönche auch in Heisterbach. Dem gregorianischen Choral  als Bibelmeditation, als Nachsinnen über das Wort Gottes wird im klösterlichen Tagesablauf eine hohe Bedeutung zugekommen sein.

Der Schwenk hin zu zeitgenössischer Musik kam beinahe unmerklich. Das „Hallelujah“ von Leonard Cohen – der Song gehört zu den meist gecoverten Liedern der Welt – erwies sich auch durch virtuos dargebotenes Solo zu einem glanzvollen Brückenschlag ins modernere Programm. Überhaupt betörten immer wieder die Soli, wie auch das Tenorsolo bei „Sound of Silence“ des legendären Duos Simon & Garfunkel. Mit dem Lied „Ameno“ des Musikprojektes „Era“, dass sich 1997 wochenlang in den deutschen Charts hielt, schlug der Chor einen weiteren musikalischen Bogen in die Moderne.

Und noch ein Klassiker der Popmusik ließ die Zuhörer aufhorchen. Frank Sinatra schaffte mit seinem „My Way“ einen Jahrhundertohrwurm, der bei zahllosen Gelegenheiten, ein Lebensresümee zu ziehen, genutzt wird. Gregorianisch eingefasst erhielt er eine nahezu mystische Note und der ein oder andere Zuhörer ließ sich zum mitschwingen hinreißen. Ohne Pause formten die Sänger in der Klosterkirche von Heisterbach einen schön tönenden Klangkosmos. Konzentriert setzten sie ihre Musik in Szene und entließen ein beseeltes Publikum in den Winterabend.

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