Neubau für autonomes Frauenhaus in Troisdorf Frauenhaus kann früher öffnen

Troisdorf · Neues autonomes Frauenhaus erhält 32.500 Euro für Möbel. Ende September ist die Einweihung des Neubaus geplant.

 Michiko Park (links) und Manuela Franke von Verein „Frauen helfen Frauen Troisdorf“ stehen im Rohbau ihres neuen autonomen Frauenhauses. Im Herbst sollen die Wohnungen dort bezugsfertig sein.

Michiko Park (links) und Manuela Franke von Verein „Frauen helfen Frauen Troisdorf“ stehen im Rohbau ihres neuen autonomen Frauenhauses. Im Herbst sollen die Wohnungen dort bezugsfertig sein.

Foto: Annika Schmidt

Michiko Park und Manuela Franke vom Verein Frauen helfen Frauen Troisdorf konnten es noch immer kaum glauben, als sie am Donnerstagvormittag vor dem Rohbau ihres neuen autonomen Frauenhauses in Troisdorf standen. Voraussichtlich Ende September können dort auf 914 Quadratmetern die ersten Frauen mit ihren Kindern einziehen. „Dass wir von einem Einfamilienhaus mit etwa 300 Quadratmetern, das bis in die letzte Ecke komplett genutzt wird, in so ein Haus ziehen dürfen, ist einfach toll“, erklärte Park bei der offiziellen Begehung der Baustelle kurz vor dem internationalen Weltfrauentag.

Möglich gemacht hat den Bau eine anonyme Spenderin mit ihrer Familie aus Troisdorf. Sie selbst versteht sich als Freundin des Hauses. Um auch eine geeignete Möblierung zu finanzieren, hatte Rotary Troisdorf unter der Leitung von Susan Cimera-Busch und dem Rotary-Projektbeauftragten Friedrich Ploeger zu einer Spendenaktion aufgerufen. Bei dieser Aktion kamen dank eines Crowdfundings der VR Bank, dem Engagement der Stadtwerke und vielen privaten Spendern und Clubs eine Summe von 17 500 Euro zusammen. Rotary stockte diesen Betrag schließlich auf auf etwa 32 500 Euro auf und hofft, dass die Spendensumme noch weiter steigt. „Unser Ziel ist es, die Inneneinrichtung komplett zu finanzieren“, stellt Cimera-Busch klar.

Park und Franke freuen sich  über diese Spende für das neue Frauenhaus. Das Haus bietet mehr Möglichkeiten und deckt auch den enormen Bedarf. Bereits im fünften Jahr in Folge verzeichne die Kriminalstatistik einen Anstieg an häuslicher Gewalt, sagt Park. Bei der Mehrheit der Betroffenen handelt es sich um Frauen. Für das Jahr 2019 erfasste die Polizei 141 792 Opfer von häuslicher Gewalt, 114 903 von ihnen waren Frauen. Für 117 von ihnen endete die Gewalttat tödlich. Bei diesen Zahlen handelt es sich allein um die gemeldeten Fälle. Die Polizei geht davon aus, dass sie nur einen Bruchteil aller Gewalttaten sind. Die Entwicklungen durch die Pandemie sind darin noch nicht erfasst. „Uns erreichen Bewerbungen in dreistelliger Zahl. Davon können wir aber immer nur einen Bruchteil aufnehmen“, berichtet Franke.

In dem neuen Haus wollen sie zwölf Frauen und bis zu 18 Kindern Schutz bieten und diesen auch besser auf sie abstimmen. Die neuen Räume sollen den Prozess der Genesung und Perspektivplanung unterstützen und Ordnung schaffen. Stabilität und Wertschätzung ist für die Frauen und Kinder wichtig. Und noch etwas wollen sie mit dem neuen Haus erreichen: ein Ende des Versteckspiels und die Integration ins normale Leben. Das neue autonome Frauenhaus folgt einem offenen Konzept. Das bedeutet, die Kinder dürfen sagen, wo sie wohnen, und die Frauen beispielsweise Termine mit  Anwälten in ihrer Wohnung wahrnehmen. Es soll ihnen ein Stück Normalität zurückgeben, damit sie ein Leben in der Öffentlichkeit führen können.

Um die Wohnungen bedarfsgerecht auszustatten, fehlt dem Verein nicht nur Geld für Möbel, sondern auch für zwölf Küchen, Besteck, Töpfe und vieles mehr. Über weitere Spenden freut sich der Verein daher sehr. Auch einen Antrag über Betriebskostenübernahme haben Franke und Park bereits beim Sozialausschuss des Kreises gestellt, denn die Kosten sind hoch. Die beiden Frauen sind dankbar für jede Unterstützung. „Es ist gut zu wissen, dass so viele hinter uns stehen“, sagt Park.

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