Bundesgesundheitsminister in Sankt Augustin Lauterbach will Finanzierung der Kinderheilkunde reformieren

Sankt Augustin · Eine Reform der Finanzierung der Kinderheilkunde und der Geburtshilfe will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in Kürze auf den Weg bringen. Das kündigte er am Freitag bei einem Besuch in der Kinderklinik Sankt Augustin an.

 Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (Mitte) hat jetzt die Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin besucht.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (Mitte) hat jetzt die Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin besucht.

Foto: Dylan Cem Akalin

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Finanzierung der Kinderheilkunde (Pädiatrie) und der Geburtshilfe reformieren. Das teilte er am Freitag in Sankt Augustin bei einem Besuch in der Asklepios Kinderklinik mit. Außerdem kündigte der Minister eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte in der Kinderheilkunde an. „Die Reform wird sehr früh kommen“, sagte Lauterbach. Schon „in den nächsten Wochen“ möchte er ein entsprechendes Papier vorlegen.

Lauterbach war auf Einladung von Denis Waldästl, SPD-Chef in Sankt Augustin und Landtagskandidat, in die Kinderklinik gekommen. „Ich kenne die Kinderklinik schon lange, seit 1995, und weiß, dass viele Kinder dieser Klinik ihr Leben verdanken“, so der Gesundheitsminister. Sein Besuch habe erneut deutlich gemacht, dass Kinderkliniken „aufgrund des Systems“ nur Defizite machen könnten, von Gewinnen könne keine Rede sein. Die Finanzierung durch das Fallpauschalensystem könne die Leistungen der Pädiatrie nicht angemessen auffangen.

Lauterbach beklagt maroden baulichen Zustand

Besonders erschüttert zeigte sich Lauterbach nach einem Rundgang durch verschiedene Stationen der Kinderklinik. Vieles sei „in einem maroden baulichen Zustand, weil die Investitionsförderung der Krankenhäuser nicht ausreichend“ sei. Es müsse dringend „eine Lösung für die Infrastruktur“ her. „Während die Leute in Köln in vornehmem Marmor untergebracht sind, sieht es hier so schlimm aus“, sagte er. „Nicht, dass ich für Marmor in der Klinik plädiere, aber es werden die falschen Prioritäten gesetzt.“ Der Klinikleitung versprach er, sie würden von der angekündigten Reform ganz sicher profitieren.

Marco Walker, CEO der Asklepios Kliniken, war aus Hamburg angereist. „Sie bringen Hoffnung und Licht zu uns“, schwärmte er. An den Gesprächen hinter verschlossenen Türen nahmen auch die Regionalgeschäftsführerin Dagmar Federwisch, die Geschäftsführerin der Augustiner Kinderklinik, Stefanie Wied, sowie die ärztlichen Direktoren Gerd Horneff und Martina Messing-Jünger sowie die Pflegedienstleitung Claudia Kirschbaum teil. Aus der Politik waren auch Landtagskandidat Oliver Schmidt sowie der Sankt Augustiner SPD-Fraktionschef Marc Knülle dabei. „Wir wollen mit dem Besuch auch demonstrieren, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen, um die Kinderklinik in Sankt Augustin zu retten“, sagte Waldästl.

10.045 Unterschriften für den Erhalt der Kinderklinik

Er und Schmidt haben am Montag als Initiatoren der Online-Petition #Kinderklinikretter 10.045 Unterschriften für den Erhalt der Kinderklinik Sankt Augustin an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) übersendet. Der Petitionsausschuss des NRW-Landtages habe den Eingang mittlerweile bestätigt, sagte Waldästl.

Etwas Landtagswahlkampf musste auch sein: „Eine gute Landesregierung würde mehr für die Kinderklinik tun“, sagte Lauterbach. Mit dem SPD-Spitzenkandidaten Thomas Kutschaty habe er am Morgen telefoniert. Sie seien einer Meinung: „Das ist ein würdeloser Zustand. Das kann so nicht weitergehen“, sagte Lauterbach abschließend und betonte: „Das sind keine leeren Ankündigungen, und ich bin auch nicht dafür bekannt, solche zu machen.“

„Die Zukunftsfrage der Kinderklinik ist in unserer Region eine emotionale Sache“

Wied berichtete, dass der Minister besonders betroffen von der Infektionsstation gewesen sei. „Die müssen wir neu bauen, einen Zuschussantrag hat die jetzige Landesregierung aber abgelehnt.“ Die Sankt Augustiner seien überhaupt bei der letzten Runde der Förderschwerpunkte des Landes komplett leer ausgegangen. „Dabei leisten wir hier wichtige Arbeit“, so Wied. Sie wies auf jährlich 60.000 ambulante und Notfälle hin, dazu kämen weitere 30.000 behandelte Kinder in der Notfallpraxis.

„Die Zukunftsfrage der Kinderklinik ist in unserer Region eine emotionale Sache“, sagte Knülle. „Das merken wir immer wieder. Die Menschen haben eine sehr enge Beziehung zur Klinik, weil jeder schon mal mit seinem Kind, seiner Enkelin, seiner Nichte oder seinem Neffen hier war.“

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