Rund 1450 Kilometer durch den Rhein-Sieg-Kreis Siegburger wandert von den tiefsten zu den höchsten Punkten

Siegburg · Klaus Strack wandert in den 19 Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises vom niedrigsten zum höchsten Punkt der jeweiligen Kommune. Zum Abschluss des vor zwei Jahren gestarteten Projektes schreibt der Siegburger ein Buch.

 Klaus Strack erwanderte die höchsten und niedrigsten Punkte des Rhein-Sieg-Kreises. Der Eispickel und ein gelber Rucksack sind seine Markenzeichen.

Klaus Strack erwanderte die höchsten und niedrigsten Punkte des Rhein-Sieg-Kreises. Der Eispickel und ein gelber Rucksack sind seine Markenzeichen.

Foto: Ingo Eisner

Klaus Strack sitzt in seinem Arbeitszimmer und sichtet Fotos und Textseiten. In der Ecke stehen sein Eispickel und sein gelber, etwas abgenutzt wirkender Tagesrucksack. Beide waren im vergangenen Jahr Markenzeichen seines aktuellsten Projektes, über das er derzeit ein Buch schreibt. Arbeitstitel: „1450 Kilometer Heimat-Wanderprojekt Gipfelsturm Rhein-Sieg“. Vor fünf Jahren hatte Strack in 17 Etappen die Grenzen des Kreisgebietes umwandert und dabei insgesamt 391 Kilometer zurücklegt.

Anschließend kam ihm die Idee, in jeder der 19 Gemeinden und Städten des Kreises vom niedrigsten zum höchsten Punkt zu wandern. Aus dem Grenzgänger wurde so ein Gipfelstürmer. Während er bei der Kreis-Umrundung alleine unterwegs war, suchte Strack für die neue Herausforderung Mitstreiter. Aus zahlreichen Interessenten bildete sich ein harter Kern von zehn bis 15 Menschen, die ihn ab Januar 2020 auf vielen seiner Touren begleiteten. Seine Erlebnisse fasst er nun in einem Buch zusammen, das noch in diesem Jahr erscheinen soll.

38 Touren und insgesamt rund 1450 Kilometer umfasst das Gipfel-Projekt, das aufgrund der Corona-Lockdowns immer wieder unterbrochen werden musste. Strack war deshalb auch häufig allein unterwegs. Insgesamt fünf Touren stehen noch aus. Abschluss ist am 11. Juni in Eitorf. Zwar befindet sich der Rhein-Sieg-Kreis nicht in den Alpen, in denen der Hobbybergsteiger oft unterwegs ist. „Dennoch galt es, insgesamt 20.000 Höhenmeter zu überwinden“, sagt Strack. Dass dieses Projekt mit einer ordentlichen Prise Humor gewürzt war, beweisen Stracks Wanderutensilien. Neben seinem gelben Rucksack hatte der Eitorfer Kämmerer immer einen Eispickel und ein Seil dabei, um die höchsten Gipfel der einzelnen Kommunen des Kreises zu besteigen.

Recherche nach höchsten und tiefsten Punkten gestaltete sich schwierig

Die Anregung zum Projekt fand er in der Zeitschrift „Bergwelten“. „Dort hatte ein Satiriker eine nicht ganz ernst gemeinte Artikelserie zu seiner Besteigung der Gipfel der 16 deutschen Bundesländer verfasst“, erinnert sich Strack. Besonders die Ausgabe, in der die „Besteigung“ des gerade mal 179 Meter hohen Helpter Berges, dem höchsten Gipfel Mecklenburg-Vorpommerns, beschrieben wurde, hatte es Strack angetan. „Ich fand es herrlich, dass aus der Besteigung eines völlig unspektakulären Hügels in der Pampa ein wundervoller Wanderbericht wurde“.

So entwickelte er die Idee seines eigenen Gipfelsturms. Obwohl sich Strack gut im Kreis auskennt und bereits für zahlreiche Touren die Wanderschuhe geschnürt hat, gestaltete sich die Recherche nach den höchsten und tiefsten Punkten oft schwierig. „Der Gipfel in Siegburg ist beispielsweise nicht der Michaelsberg, sondern ein Punkt in der Ortschaft Braschoß an der Straße ‚Auf dem Welef‘, der auf einer Höhe von 221 Metern liegt und den ich ‚Monte Welef‘ taufte“, sagt Strack und verweist auf die Tradition, dass ein Berg, der noch keinen Namen trägt, vom Erstbesteiger benannt wird.

 Der höchste Punkt des Rhein-Sieg-Kreises: Bei eisiger Kälte erklomm Klaus Strack den 460,7 Meter hohen Oelberg in Königswinter.

Der höchste Punkt des Rhein-Sieg-Kreises: Bei eisiger Kälte erklomm Klaus Strack den 460,7 Meter hohen Oelberg in Königswinter.

Foto: Klaus Strack

Relativ schnell war klar, dass von klassischen Gipfelbesteigungen, bei denen Klettergurt, Steigeisen, Eispickel und Sauerstoff notwendig sind, im Kreis natürlich keine Rede sein kann. Dennoch: Ende Januar 2020 startete Strack mit einer „Seilschaft“ von 23 „Gipfelstürmern“ zur ersten Tour von der auf 52 Metern liegenden Aggeraue auf den 238,5 Meter hohen Lohmarer Brandsberg. Hoch hinaus und bei eisiger Kälte von Minus neun Grad ging es später vom Rhein aus auf den höchsten Punkt des Kreises, den 460,7 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Oelberg in Königswinter. Auch die 455 Meter hohe Löwenburg in Bad Honnef war schon eher eine Herausforderung.

Dagegen war die Wanderung vom niedrigsten Punkt im Kreis am Rheinufer in Lülsdorf zu einem Baggersee bei Mondorf, der auf gerade mal 66,7 Metern liegt und den Strack „Lehmkaule“ taufte, fast ein Spaziergang. Jeder Rhein-Sieg-Gipfel ist inzwischen mindestens zweimal bestiegen worden, von mir alleine und in der Gruppe“, sagt Strack. Die Gruppentouren waren etwas kürzer, viele seiner Solo-Touren schlugen hingegen mit mehr als 40, eine sogar mit 51 Kilometern Länge zu Buche.

Wie die Gruppentouren die Menschen zusammen schweißten, was Strack auf seinen Touren so alles erlebt hat und wie die Pandemie Einfluss auf das Projekt nahm, davon soll nun sein Buch erzählen. Neben zahlreichen Fotos, die er geschossen hat, werden zudem Bilder seiner in den USA lebenden Schwester Maja gezeigt. Die ließ sich von Strack Infos zu den Touren zuschicken und griff danach zum Pinsel. So entstand für jeder der 19 Kommunen das passende Bild. Die sollen im Übrigen nicht nur im Buch zu sehen sein. Strack plant auch eine Ausstellung zu seinem Projekt: „Da werden ihre Bilder natürlich auch gezeigt.“

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