Stadtfest Siegburg Der Krise zum Trotz: Siegburg kann endlich wieder feiern

Siegburg · Nicht so voll wie in früheren Jahren, aber gut besucht: Das Stadtfest in Siegburg ist auch nach zweijähriger Corona-Abstinenz ein Magnet für Menschen aus der ganzen Region. Wir haben Besucher und Standbetreiber gefragt, ob sie auch beim Feiern sparen.

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Tolle Stimmung beim Stadtfest Siegburg

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Foto: Ingo Eisner

„Es ist nicht so voll wie in früheren Jahren“, stellt eine langjährige Besucherin mit Kennermiene fest, fügt dann aber hinzu: „Es ist ganz schön, wenn man sich nicht so quetschen muss.“ Klar ist aber auch: Nach zwei Jahren Abstinenz zieht das Stadtfest in Siegburg viele Besucherinnen und Besucher an. Das Gefühl „Endlich können wir wieder feiern“ teilen auch die, die sagen, das sie auch beim Feiern aufs Geld achten.

Die steigenden Preise und der Gedanke daran, wie die nächsten Strom- und Gasrechnungen ausfallen, bewegt nur zwei ältere Besucherinnen nicht, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. „Wir sind alte Siegburgerinnen und uns kennt hier jeder“, begründen sie. Jedes Jahr seien sie beim Stadtfest und es sei immer lustig gewesen. Jetzt freuen sie sich, dass das wieder möglich ist. „Und wir sind in der glücklichen Lage, dass wir nicht auf die Preise achten müssen“, sagen sie.

„Wir brauchen die Geselligkeit“

„Die Leute wollen unterhalten werden“, hat auch Alexander Klein von der KG Husaren Schwarz-Weiß beobachtet. Die Karnevalsgesellschaft hat ihren Bierstand unmittelbar an der Bühne in der Kaiserstraße, wo gerade die Kölschband Sing-Sing ihren Soundcheck macht, „in der Husarenmeile“, wie er mit Blick auf die Husaren Grün-Weiß direkt gegenüber sagt. Konkurrenz gebe es zwischen ihnen nicht, der Preis für das Bier ist an allen Ständen gleich: Zwei Euro kostet ein Kölsch.

„Zwei Euro ist schon eine Hausnummer“, findet Petra Rosanowske. „Natürlich wirken sich die gestiegenen Preise auf unser Feierverhalten aus“, sagt sie. Rosanowske und ihre Freundinnen, die auf dem Markt feiern, wollen deshalb im Laufe des Abends umsteigen vom Kölsch an den Ständen auf das Bier, das sie mitgebracht haben. Ganz aufs Feiern verzichten wollen sie auf keinen Fall. „Wir brauchen einfach die Geselligkeit.“

Auch Miriam Fischer sagt, dass sie auf die Preise schaut. Sie ist zusammen mit ihrem Mann Carsten Jorra und ihren beiden Kindern auf dem Stadtfest unterwegs. Die gemeinsame Fahrt auf dem Riesenrad, das auf dem Markt nicht nur Jahrmarktvergnügen bietet, sondern auch einen Ausblick über Siegburg, hat sie zugunsten der Karussellfahrten für die Kinder gestrichen. „Das heißt aber nicht, dass wir uns nichts mehr gönnen“, sagt sie und deutet auf das Weinglas, das vor ihnen steht.

Während des Stadtfestes genießt die Familie es auch ganz besonders, in Siegburg zu wohnen. Früher hätten sie von Troisdorf und Hennef aus das Stadtfest besucht, erzählen sie. Dass sie nun einfach nur aus der Haustür gehen können, um zu feiern, ist für die beiden ein besonderer Genuss.

Die Kinder sollen nicht zurückstecken

Auch wenn die Siegburger Innenstadt am Samstagnachmittag nicht so voll ist wie bei früheren Stadtfesten, sind die Kinderkarussells gut besetzt. Dass alles teurer wird, bewegt auch eine der Mütter, die ihren Kindern zuschauen. „Aber mein Kind darf nicht zurückstecken“, hat sie zu ihrer Prämisse beim Stadtfest-Besuch gemacht.

Timo Kehlenbach vom Junggesellenverein Brückberg sieht das Stadtfest gleich aus zwei Perspektiven. Natürlich wolle er feiern, wisse aber auch, dass die nächste Strom- oder Gasrechnung am Monatsende sicher komme. „Wenn ich hier bin, will ich nicht verzichten“, sagt Kehlenberg am Stand seines Vereins am S-Carré. „Aber in der derzeitigen Lage komme ich dann eben nicht an allen drei Tagen hierher, sondern vielleicht nur an einem Tag“. Zurückhaltung hat er auch bei den Besuchern des Bierstands festgestellt. „Natürlich machen sich die Preissteigerungen bemerkbar“, sagt er. „Die Leute müssen eben zwei Mal überlegen, wofür sie ihr Geld ausgeben.

Nur an einem Stand bemerken die Betreiber nichts von der Zurückhaltung der Stadtfest-Besucher. „Unser Wein ist preiswert und die meisten nehmen gleich eine ganze Flasche“, sagt ein Mitglied der Swingphonie, die zur Chorgemeinschaft Germania Siegburg gehört. Mehr Besucher erwarten die Sängerinnen und Sänger am Sonntag, wenn sie selbst auftreten. „Wir haben unsere Fans. Die kommen vorher zu uns an den Stand und hinterher auch wieder.“

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