Zweisamkeit Brüder aus Troisdorf leben gemeinsam ihren „Flow“

Troisdorf · Die Zweisamkeit von Kornelius und Vincent Schulte-Kellinghaus hat zu einem T-Shirt-Label geführt, in dem sie den Geist ihrer gemeinsamen Lebenseinstellung leben können

Kornelius (links) und Vincent Schulte-Kellinghaus in ihrem gemeinsamen Geschäft in der Troisdorfer Innenstadt.

Kornelius (links) und Vincent Schulte-Kellinghaus in ihrem gemeinsamen Geschäft in der Troisdorfer Innenstadt.

Foto: Sofia Grillo

In der frühen Jugend waren zwei Jahre Altersunterschied viel. Für den Älteren „Koko“ war „Vini“ der kleine Bruder, der ein wenig nervte. Doch heute sind die zwei Jahre nichts: Die Bruder-Beziehung ist gemeinsam mit Kornelius und Vincent Schulte-Kellinghaus erwachsen geworden. Trotz oder gerade wegen ihrer unterschiedlichen Wesen sind die Brüder aus Troisdorf nicht nur beste, sondern auch Geschäftspartner eines eigenen T-Shirt-Labels und eines Unternehmenskonzept, das gleichzeitig auch ihrem Lebenskonzept entspricht.

Aufgewachsen sind Kornelius und Vincent Schulte-Kellinghaus in Müllekoven. Während der Ältere gerne Blödsinn anstellte und die Grenzen der Belastbarkeit der Eltern immer wieder ausreizte, war der jüngere eher der Brave. „Ich musste ja auch gar keine Grenzen mehr testen, die Vorarbeit hat Koko für mich gemacht“, sagt der 26-jährige Vincent heute. So erfand Kornelius im Kindergarten etwa das Amt des „Schippenkönigs“ und verteidigte mit seiner Kindergartengruppe eisern den Schippenvorrat gegen eine andere Gruppe. Dieses Amt überreichte er vor seinem Abgang in die Schule feierlich seinem kleinen Bruder. Doch dieser hatte gar nicht darum gebeten und ließ die Tradition der Schippen-Monarchie bald einschlafen.

Zweisamkeit und die Kindheit

Die Beziehung sei trotz der frühen Wesensunterschiede immer gut und innig gewesen. Lediglich in der frühen Jugend grenzten sich die Brüder ein wenig voneinander ab. Mit 14 Jahren war Kornelius bereits in der Pubertät, sein Bruder Vini für ihn noch ein Kind. „In der Zeit war Vini gefühlt weniger häufig bei meinen Unternehmungen dabei. Aber das hat sich schon ab meinem 18. und Vinis 16. Lebensjahr geändert“, sagt der heute 28-jährige Kornelius. Die Freundeskreise mischten sich, genauso wie die Interessen und Unternehmungen der Brüder.

Der Sport verband sie: Sobald sich der eine etwa für das Longboard-Fahren interessiert hat, war der andere ebenfalls Feuer und Flamme für das Hobby. Auch Ski-Urlaube wurden und werden heute noch meist zusammen unternommen. Da Kornelius mit 18 Jahren schon den Führerschein hatte, fuhren die beiden Brüder gemeinsam durchs Leben, um ihren Sport auszuüben. Auch wenn häufig Freunde mitkamen, angewiesen waren sie darauf nicht. „Wir wussten ja, dass wir mit unserem Bruder mindestens einen Verbündeten haben“, sagt Kornelius.

Die ersten Schritte ins Erwachsenenleben

Dass sich aus den gemeinsamen Unternehmungen bald eine Idee verselbstständigen würde, die heute das Leben und auch die Beziehung der Brüder bestimmt, ahnten sie noch nicht, als sie begannen, mit Freunden Bobbycar-Rennen zu veranstalten. Mit den Kinder-Autos rasten sie Berge hinunter und kamen bald auf die Idee, Pullis für die Teams zu drucken. „Es war schön, dass wir alle den gleichen Pulli trugen, auf denen das Logo unsere gemeinsame Lebenseinstellung ausdrückte“, erinnert sich Kornelius. Gemeinsam einen Moment erleben, den man vollkommen spürt – Momente erleben, in denen man sich nur dem Gefühl hingibt und rein im Genuss dessen lebt: Diese Lebenseinstellung bekam bald von den Brüdern einen Namen, der heute Name ihres Labels ist, dass sie 2016 gegründet haben: Flowseekers.

Vincent Schulte-Kellinghaus lebte noch im Elternhaus, als sein Bruder Kornelius aus Aachen wieder in sein Kinderzimmer zog. Der Ältere war 22, der Jüngere 20 Jahre alt, als die beiden Brüder wie in der Kindheit jeden Tag zusammen waren. Zwar waren beide Studenten, doch in der Zeit nicht sonderlich ambitioniert – geben die Brüder lachend zu. Ihre ganze Energie steckten sie lieber in ein gemeinsames Projekt und begannen im Kinderzimmer, T-Shirts mit selbst gestalteten Logos zu drucken. Die Dynamik der beiden verselbstständigte sich und schon bald hatten sie einen Online-Shop und jede Menge Bestellungen für ihre Flowseekers-T-Shirts. Das gemeinsame Projekt wurde zum Dauerthema der Brüder und wuchs zu einem Unternehmen heran - mit mehr Aufgaben, mehr Organisation und seit April einem eigenen Geschäft in der Troisdorfer Innenstadt. Mit den Aufgaben wuchs nicht etwa der Stress, sondern die Innigkeit ihrer Beziehung mit.

Brüder und Geschäftspartner

Das Geschäft in der Kölner Straße 70 ist nun die erwachsene Form des Kinderzimmers der beiden Brüder. Während Vincent Schulte-Kellinghaus mit seiner Freundin wieder nach Müllekoven gezogen ist, wohnt Kornelius Schulte-Kellinghaus mit seiner Partnerin in Köln – die meiste Zeit aber reist er mit ihr in einem Camper durch die Welt und arbeitet vom Computer aus für Flowseekers. Allein dadurch bricht der Kontakt zwischen den Brüdern nie ab. Wenn Kornelius in der Heimat ist, dann auch bei seinem Bruder im Laden, wo die beiden ihr Label weiter vorantreiben, als hätte es nie eine Trennung gegeben.

„Auch wenn wir jetzt Geschäftspartner sind, steht das Bruder-Sein im Vordergrund“, sagt Vincent. „Wir haben volles Vertrauen in das, was der andere macht. Es gibt keine Meinungshoheit – wenn etwas entschieden werden muss, finden wir immer eine Lösung, mit der wir beide glücklich sind.“ Die Wesensunterschiede der beiden sind heute ihre Stärken im gemeinsamen Geschäft. Während Kornelius neue Herausforderungen und Fragen beinahe perfektionistisch recherchieren und umsetzen möchte, weiß sein kleiner Bruder Vincent ganz genau, wann Schluss mit der Recherche ist und gehandelt werden muss. Die Brüder treiben einander an und bremsen sich zum rechten Zeitpunkt. Und wenn Feierabend, Wochenende oder Urlaub angesagt ist, gehen sie wie in ihrer Jugend weiterhin als Verbündete ihrem Sport nach. Die Brüder sind sowohl im Privatleben als auch in der Arbeit, im Geschäftlichen wie im Familiären im „Flow“.

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