Friseur öffnet Salon Den ersten Haarschnitt in Alfter gab es schon um Mitternacht

Alfter · Ab dem heutigen 1. März dürfen Friseure in NRW wieder öffnen. Als besondere Aktion für zwei Stammkunden hat Friseurmeister Imad Rahi aus Alfter bereits um Mitternacht aufgemacht. Bei einem Meckenheimer Frisör war die Aufregung schon am Sonntag groß.

 Der Alfterer Friseurmeister Imad Rahi hat seinen Salon in Oedekoven bereits um Mitternacht geöffnet und einem Stammkunden die Haare geschnitten.

Der Alfterer Friseurmeister Imad Rahi hat seinen Salon in Oedekoven bereits um Mitternacht geöffnet und einem Stammkunden die Haare geschnitten.

Foto: Axel Vogel

Die Uhr zeigte am Montagmorgen kurz nach Mitternacht, als es im Oedekovener Salon von Friseurmeister Imad Rahi wieder höchst geschäftig wurde: Nach rund zweieinhalb Monaten Lockdown durften Rahi und sein Sohn David Rahi endlich wieder die Schere in die Hand nehmen - wie andere Friseure in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis auch. Platz genommen in den Friseurstühlen hatten allerdings erst einmal nur zwei Stammkunden: Die beiden Impekovener Detlev Hofmeister und Theo Pinsdorf.

Dass Vater Rahi und sein Sohn vermutlich mit die ersten Friseure in der Region gewesen sein dürften, die mit ihren Diensten bereits zu nachtschlafender Zeit loslegten, hatte mit einem besonderen Wunsch zu tun: „Wir haben sehr viele Stammkunden und denen wollte ich Danke für ihre bisherige Treue in dieser schweren Zeit sagen“, erklärt Imad Rahi. Darum bat er einige seiner Kunden, ihm anlässlich des Wiedereröffnungstermins Fotos von ihren aktuellen Frisuren zu schicken. „Für die zwei, die meiner Ansicht nach einen Haarschnitt am dringendsten brauchten, wollte ich als besonderen Service mein Geschäft bereits in der Nacht für eine Stunde öffnen.“ Der reguläre Betrieb starte allerdings erst um 8 Uhr am Montagmorgen.

Und so durften dann um Mitternacht Hofmeister und Pinsdorf auf den Friseurstühlen Platz nehmen. Für beide wurde es höchste Zeit: „Ich war das letzte Mal bei Imad, kurz bevor er am 15. Dezember sein Geschäft schließen musste“, erinnert sich Hofmeister, der quasi ein Kunde der ersten Stunde ist, seit Rahi vor 20 Jahren sein Geschäft in Oedekoven eröffnete. „Seit Dezember hat mir dann auch keiner mehr die Haar geschnitten“, fährt er fort.

Noch etwas länger war es bei Pinsdorf her: „Ich war seit Ende November nicht mehr zum Haarschneiden und auch meine Frau hat sich nicht getraut, meine Haar zu kürzen.“ Als dann die Haare unter den Scheren von Imad und David Rahi zu Boden fielen, besserte sich die Stimmung bei den beiden Stammkunden: „Was für eine Wohltat“, entfuhr es Pinsdorf spontan beim Blick in den Spiegel. Und auch Hofmeister war rundum zufrieden, nachdem David Rahi seine Arbeit getan hatte. Nur befürchtete er, „dass ich jetzt einen Ausweis vorlegen muss, wenn ich ins Büro gehe“.

Wie ein normaler Arbeitstag fühlte sich dieser Montag für Imad Rahi freilich nicht an: „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt. Vor allem, weil ich ich mich auf die Kunden freue. So lange hatte ich noch nie zu.“ Keine Frage, dass die zurückliegenden zweieinhalb Monate Lockdown an den Nerven des Alfterer Geschäftsmannes gezehrt haben: „Ich bin für sieben Mitarbeiter verantwortlich und die zugesagten Kurzarbeiter- und Überbrückungsgelder sind lange Zeit nicht geflossen.“ Erst vor kurzem habe er eine erste Teilzahlung erhalten, und das, obwohl seine ganzen Betriebskosten die Monate zuvor weiter gelaufen seien. „Da bekommt man schon Existenzängste“, sagt er. Er hofft jetzt auf die nächsten Wochen und einen möglichst ungestörten Geschäftsbetrieb. „Bis Ende des Monats sind wir schon fast ausgebucht.“ Was das Thema Preise angeht, sagt Rahi: „Bei den Herren werden diese stabil blieben, bei Frauen werden wir aber um ein Erhöhung von rund zehn Prozent kaum herum kommen.“

Endlich wieder los ging es am Montagmorgen auch im SchneideRaum, dem Friseursalon von Stefan Arends an der Meckenheimer Hauptstraße. Hier war die Aufregung nach der langen Zwangspause ebenfalls groß: „Ich war schon sehr aufgeregt“, räumte Arends ein: „Bereits ab 5 Uhr konnte ich nicht mehr schlafen, weil ich Hummeln im Hintern hatte.“ Auch seine drei Mitarbeiter hätten sich wie Bolle auf die vielen Stammkunden gefreut.

Dass am Montag jede Hand gebraucht werden würde, hatte sich lange abgezeichnet. Schließlich herrschte seit rund zwei Wochen, als klar war, dass sich eine allgemeine Wiedereröffnung der Friseurgeschäfte abzeichnete, auch bei der Terminplanung im SchneideRaum Ausnahmezustand: „Die Kunden haben uns überrannt. Bis Ende März sind wir ausgebucht.“

Dankbar ist er, dass es während des Lockdowns von allen Seiten Hilfe gab. Nicht nur sein Vermieter sei ihm bei der Gewerbemiete großzügig entgegengekommen. Auch von der Bundesregierung fühlt er sich durch die entsprechenden Corona-Hilfen ausreichend unterstützt: „Das hat es wohl in keinem anderen Land so gegeben.“

Was er nach dem Besuch der ersten Kunden feststellen konnte: „Wir mussten wesentlich mehr Haare schneiden als nach dem ersten Lockdown.“ Anders als im Frühjahr hätten die Kunden dieses Mal weniger an sich ausprobiert, beziehungsweise ausprobieren lassen. „Die Frisuren sind einfach so wie nach dem letzten Friseurbesuch geblieben – und gewachsen“, erklärte Arends.

Stammkundin Anne Fuhr aus Altendorf schien da die Ausnahme gewesen zu sein: Sie hatte aus purer Verzweiflung ihre Haare zuletzt selber gefärbt. Aus ihrer Sicht eine einfach nur „katastrophale Situation“. Deshalb hatte sie auch schon vor zwei Wochen sofort zum Hörer gegriffen, „als klar war, dass Stefan wieder öffnet“. Dass der Friseur ihrer Wahl wegen der Corona-Krise die Preise nun um sieben Prozent erhöhen musste, störte sie nicht: „Hauptsache, ich habe wieder eine vernünftige Frisur.“

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