Abgrabungen in Witterschlick Gemeinde Alfter stellt sich gegen Tontagebau-Erweiterung

Alfter-Witterschlick · Verwaltung und Politik in Alfter haben sich klar gegen die Erweiterung des Tontagebaus in Witterschlick positioniert. Darüber entscheiden müssen aber andere.

 Rechts des Lüsbacher Wegs befindet sich die aktuelle Tonabbaugrube von Sibelco, links soll die Erweiterung entstehen.

Rechts des Lüsbacher Wegs befindet sich die aktuelle Tonabbaugrube von Sibelco, links soll die Erweiterung entstehen.

Foto: Axel Vogel

Dass die Alfterer Gemeindeverwaltung und die Kommunalpolitik die Erweiterung des Tontagebaus Schenkenbusch in Witterschlick ablehnen, ist seit Langem bekannt. Am Donnerstagabend wurde dies durch den Ausschuss für Umwelt, Klima, Mobilität, Wirtschaft und Digitalisierung erneut bekräftigt.

Einstimmig beschlossen die Ausschussmitglieder eine umfangreiche Stellungnahme der Gemeinde. Bis Montag muss die Gemeinde diese Stellungnahme bei der für Bergbauangelegenheiten zuständigen Bezirksregierung Arnsberg einreichen.

Bis 2060 sollen 3,25 Millionen Tonnen Ton abgebaut werden

Dort ist derzeit das bereits dritte Genehmigungsverfahren anhängig, mit dem das Unternehmen Sibelco seinen Tontagebau in Witterschlick um 17,4 Hektar erweitern will. Bis 2060 will die Firma in dieser als Norderweiterung bezeichneten Fläche insgesamt 3,25 Millionen Tonnen Ton abbauen (der GA berichtete). Die Bezirksregierung muss den dafür notwendigen Rahmenbetriebsplan genehmigen oder ablehnen. Und dabei spielt auch die Stellungnahme der Gemeinde Alfter eine Rolle.

Claudia Gerhardi, Leiterin des Fachbereichs regionale und nachhaltige Entwicklung der Gemeinde Alfter, erinnerte daran, dass das Verfahren schon seit zwölf Jahren läuft. Plan A der Gemeinde ist, die Erweiterung abzulehnen, Plan B wiederum, mindestens Forderungen zur Ausgestaltung der Erweiterung gegenüber Sibelco durchzusetzen – auch, was die Rekultivierung des südlichen Abbaubereichs betrifft, in dem die Tonförderung absehbar enden soll.

300 Meter Abstand zur Wohnbebauung gefordert

„Zentrales Element bleibt der Abstand“, so Gerhardi. So fordert die Gemeinde, dass der Tontagebau mindestens 300 Meter von der Wohnbebauung entfernt bleibt. Sibelco hat immer wieder betont, nur einen Abstand von gut 100 Meter einhalten zu können. Begründet wird das mit der konkreten Lage des Tons im geplanten Abbaugebiet. Dazu erläuterte Gerhardi, dass der von Gegnern der Erweiterung oft erwähnte Abstandserlass des Landes zwischen Industriebetrieben und Wohnbebauung im Bergrecht keine Anwendung finde.

Witterschlick: Gemeinde Alfter ist gegen die Erweiterung des Tonabbaus
Foto: Grafik GA

Apropos Ton: Der Blauton, um den es geht, sei schon ein „hochwertiger Rohstoff“, sagte Gerhardi. Er komme in vielen Bereichen zum Einsatz, unter anderem in Smartphones. Auch gebe es aktuell einen rechtsgültigen Regionalplan, der den Abbau in dem Bereich erlaube, so die Fachbereichsleiterin weiter.

Ist es wie in Erftstadt-Blessem?

2017 und 2020 hatte Sibelco Anträge bei der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht. Diese wurden überarbeitet beziehungsweise aus formellen Gründen zurückgezogen. Der aktuelle Antrag zur Genehmigung der Erweiterung stammt von August 2021, also nach dem verheerenden Hochwasser, durch das in Erftstadt-Blessem Wassermassen in eine Kiesgrube geströmt waren. Diese Grube war daraufhin zusammengestürzt, mehrere Häuser wurden in die Tiefe gerissen.

Zwar sei die Situation in Witterschlick eine andere als in Blessem, so Gerhardi, allerdings müsse schon untersucht werden, welche Auswirkungen Starkregen auf den Tontagebau sowie auf die Wohnbebauung habe – und das nicht nur für die bereits vorhandenen Häuser, sondern auch für das geplante Neubaugebiet „Buschkauler Feld“.

CDU-Ratsherr Frank Hebestreit betonte, dass es eine Zeit vor und nach der Hochwasserkatastrophe gebe. Sibelco könne das Ereignis aus zeitlichen Gründen gar nicht in seinen Antrag eingearbeitet haben. Michael Schroerlücke (Grüne) konstatierte, dass das einzig Schöne an der geplanten Tontagebau-Erweiterung sei, dass sich alle Fraktionen einig sind.

Gegen die Erweiterung kämpft seit Jahren auch eine Bürgerinitiative aus Witterschlick. Wie deren Sprecher Reinhard Harzer dem GA sagte, seien kürzlich gut 250 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt worden.

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