Architekt nennt drei Varianten für Sanierung Turnhalle Niederbachem könnte Anbau erhalten

WACHTBERG. · Die Gemeinde Wachtberg muss die Sporthalle in Niederbachem dringend sanieren. Neben der Erneuerung von Haustechnik und Fassade setzt die Verwaltung auf einen Anbau. Das gäbe zusätzliche Räume und ein behindertengerechtes WC für den Schulkomplex.

Die Turnhalle Niederbachem soll im Eingangsbereich (l.) ein Stück weit auf den Schulhof herausgezogen und eine Verbindung zur Schule (r.) geschaffen werden. 

Foto: Axel Vogel

Drei Jahre schon beschäftigt sich Architekt Michael Scholz im Auftrag der Gemeinde mit der Turnhalle in Niederbachem. Egal ob er sich Elektro-, Heizungs-, Lüftungs- oder Sanitärtechnik anschaute, stets kam er zur Erkenntnis, dass bei dem 51 Jahre alten Gebäude dringender Handlungsbedarf besteht. Von einem „desolaten Zustand“, spricht er in seinem Schreiben an die Verwaltung.

Ende Januar hätte der Mitarbeiter des Troisdorfer Architekturbüro Haas seine Pläne für die Schul- und Vereinssportstätte eigentlich im Bauausschuss vorstellen sollen. Doch alle Sitzungen wurden, wie berichtet, mit Hinweis auf die aktuelle Corona-Lage abgesagt. Die Varianten, die Scholz sich für eine Sanierung vorstellen kann, stehen jedoch im Ratsinformationssystem. Die Gemeinde war 2018 mit ersten Überlegungen bei einem Wettbewerb des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung gescheitert; die Notwendigkeit einer Kernsanierung aber blieb. „Die Haustechnik muss dieses Jahr gemacht werden“, sagt der Architekt im GA-Gespräch.

Neubau würde mindestens 2,5 Millionen Euro kosten

Obwohl der Fachmann Turnhalle und Nebenräumen ein mehr als schlechtes Zeugnis ausstellt, spricht er sich gegen einen Neubau aus, der in einer einfachen Version mit mindestens 2,5 bis drei Millionen Euro zu Buche schlage, wie er schätzt. Zudem erziele man dadurch wegen der Hangsituation keinen wesentlich verbesserten Grundriss. „Ich bin immer jemand, der die Substanz gerne erhält“, so Scholz.

Für die Basisvariante, auf der die weiteren aufbauen, veranschlagt er 1,16 Millionen Euro. Diese sieht die energetische Sanierung der Sporthalle und eine Modernisierung von Teilen des Schulhofs vor. Bei Letzterem will er unter anderem eine Barrierefreiheit herstellen sowie verstopfte Abläufe erneuern und den von Schülern gewünschten Multifunktionssportplatz ermöglichen – mit Fußballtoren, Basketballkörben und Tennisnetzen.

Neben der Dämmung der Außenfassade schlägt Scholz vor, nicht mehr nur auf den fossilen Gas-Brennwertkessel aus dem Jahr 2015 zu setzen. Er soll die neue Pelletheizung nur unterstützen. Die Biomasse-Heizung könne den Schulkomplex plus zum Beispiel die bislang angeschlossene Alte Schule versorgen. „Durch das Erreichen des KfW-Effizienzgebäudes 70 gäbe es 40 000 Euro mehr Tilgungszuschuss“, wirbt er. Zwar stiegen Investitions- und Wartungskosten leicht an, würden aber durch Fördermittel „komplett relativiert“. Es soll eine Deckenheizung geben mit LED-Beleuchtung, für warmes Wasser in der Halle sorgt die Solarthermie.

Bislang gibt es kein behindertengerechtes WC an der Schule

Bei seinem zweiten Entwurf gibt es im Eingangsbereich einen 21 Quadratmeter großen Anbau. „Hier könnte eine Dusche nebst behindertengerechtem WC eingebaut werden, das es bislang an der Schule nicht gibt“, sagt der Architekt. Perspektivisch wolle sich die Schule jedoch der Inklusion öffnen. Die Mehrkosten lägen bei 56 000 Euro.

Variante 3 sieht einen 77 Quadratmeter großen Anbau vor. Er könnte viele Fliegen mit einer Klappe schlagen, ist aber auch 153 000 Euro teurer als die Basis-Version. Erstmals könnten Jungen- und Mädchenumkleiden nebst Duschen auf einer Etage liegen – und damit die Aufsichtssituation verbessern. Es gäbe weitere, inzwischen vorgeschriebene Toiletten für Gäste und Lehrer sowie im Keller laut Scholz Platz für die nötige Lagererweiterung. Durch die Umstrukturierung dort hätten Vereine und Schule einen neuen Multifunktionsraum. „Und wir würden mit einem Laubengang eine wettergeschützte Verbindung von Schule und Turnhalle schaffen“, so der Architekt.

53 Tonnen CO2-Einsparung jährlich

Die Verwaltung hat ihren Favoriten schon gefunden und den Politikern zur Beschlussfassung Variante 3 empfohlen. „Es wird vorgeschlagen, das Gebäude umfassend zu sanieren und über einen Anbau den Themen Inklusion, Anbindung an das Hauptgebäude der Schule und bessere Raumnutzungen gerecht zu werden“, sagt Gemeindesprecherin Margrit Märtens. Zudem liege die CO2-Einsparung bei dieser Version bei satten 53 Tonnen pro Jahr. 1,16 Millionen Euro stehen bereits im Haushaltsplan. „Für die Vorzugsvariante müsste der Ausschuss gegenüber der Grundvariante allerdings weitere 209 000 Euro genehmigen“, so Märtens.