Tadas Klimavicius Der will nur spielen

BONN · Stille Wasser sind tief, so weiß es der Volksmund zu berichten. Wer Tadas Klimavicius trifft, den neuen Center der Telekom Baskets Bonn, dem schießt diese Weisheit sofort durch den Kopf. Der 2,04 Meter-Mann ist ein ruhiger Zeitgenosse, einer, der bevor er eine Frage beantwortet, sich die Worte zweimal durch den Kopf gehen lässt.

 Eine neue Bühne: Nach zuletzt sechs Jahren in seiner Heimatstadt Kaunas wechselte Tadas Klimavicius im Sommer nach Bonn

Eine neue Bühne: Nach zuletzt sechs Jahren in seiner Heimatstadt Kaunas wechselte Tadas Klimavicius im Sommer nach Bonn

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Rheinaue, ihre Freilichtbühne und der japanischen Garten scheinen die richtige Umgebung zu sein, um dann doch ein bisschen was von dem und über den 32-Jährigen zu erfahren. Er mag die Natur, der große Park war das erste Ausflugsziel, das er mit seiner Familie - Frau und zwei Töchtern - ansteuerte, als die ihn vor wenigen Wochen zum ersten Mal in Bonn besuchten. Viel mehr gibt es über Privates nicht zu sprechen, wenn er schon reden soll, dann über Basketball. Aus 18 Jahren Basketball-Erfahrung gibt es viel zu erzählen, und so redet Klimavicius mit seiner tiefen Stimme: Über Verletzungspech, Trainerchaos, die beste Liga Europas und seine ersten drei Monate in Deutschland.

"In Kaunas haben sie letzte Saison drei Trainer innerhalb weniger Wochen verschlissen. Der, der dann blieb, hat nicht auf mich gesetzt. Nach der Saison musste ich überlegen, wie es weitergeht. Bonn kam da gerade recht", erzählt der Center über den Abschied von seinem Heimatverein, dem litauischen Spitzenclub BC Zalgiris. Dort lernte Klimavicius das Basketballspielen, dort spielte er in den vergangenen sechs Jahren in der Euroleague, der Basketball-Königsklasse. Dort wurde er zum Nationalspieler im basketballverrückten Litauen.

Der sportliche Aufstieg im Heimatland endete dann vor zwei Jahren abrupt, als er sich eine schwere Verletzung zuzog. Diagnose: Kreuzbandriss. Eine ganze Saison kostete ihn das, dann sollte es 2013/2014 zurück zu alter Stärke gehen. Zu einer Stärke, die ihn 2007, 2010 und 2011 zum Allstar der litauischen Liga machte. Doch statt vieler Spielminuten gab es die Trainerwechsel, und plötzlich fand sich der 105-Kilo-Mann am hinteren Ende der Bank wieder. Nach durchschnittlich gerade mal 13,5 Minuten pro Partie zog Klimavicius einen Schlussstrich und ging nach Deutschland. Seiner dritten Station im Ausland nach jeweils einem Jahr in Italien (2004) und Griechenland (2007).

"Ich habe vor dem Wechsel lange mit Coach Mathias Fischer gesprochen. Er hat mir eine große Rolle in seiner Rotation zugesagt. Außerdem spielen wir international und in einer starken Liga. Mehr möchte ich gar nicht", zählt der Center auf. Hauptsache wieder auf dem Feld stehen, denn was bringt ein Team in der Euroleague, wenn es dort nur die Bank zu wärmen gilt?

Bislang ging der Plan für beide Seiten auf: Klimavicius steht im Durchschnitt mehr als 25 Minuten auf dem Feld. Er reboundet, trifft unter dem Korb und zeigt in der Defensive starke Präsenz. Vor allem aber erledigt er all die kleinen Dinge, die die Baskets brauchen: Mit seinem Körpergewicht stellt er harte Blöcke, die den Schützen der Baskets Raum an der Dreierlinie verschaffen. Er bringt mit seiner Art und Erfahrung Ruhe ins Spiel. Und er gibt dem Nachwuchsspieler wie Robin Lodders wertvolle Tipps.

Ob er das auch über die Saison hinaus tun wird? Bei aller sportlicher Zufriedenheit und der schönen Rheinaue vor der Haustür - Zukunftsprognosen gibt Klimavicius nicht ab: "Darüber denke ich überhaupt nicht nach. Ich denke nicht mal an den nächsten Monat. Mich interessiert das nächste Training, maximal das nächste Spiel." Klimavicius steht auf. Ein kurzer Blick durch den Park, dann geht's zurück zum Auto. Genug geredet. Das Training wartet.

Mittwoch: Baskets in Saragossa

Für Tadas Klimavicius und die Telekom Baskets geht es am Mittwoch (20.30 Uhr) im Eurocup weiter. In Saragossa treffen die Baskets auf den ärgsten Konkurrenten um den vierten Platz, der für das Weiterkommen in die zweite Runde qualifiziert. Aktuell belegen die Bonner mit drei Siegen aus sieben Spielen diesen Rang, Saragossa liegt mit zwei Siegen dahinter.

Im Hinspiel siegten die Bonner nach einer spektakulären Aufholjagd mit 90:88 - Angelo Caloiaro traf damals, Ende Oktober, mit der Schlusssirene zum umjubelten Sieg, Klimavicius steuerte zehn Punkte bei.

Nach der Rückkehr aus Spanien treffen die Baskets in der Liga am Samstag (20.30 Uhr) im NRW-Duell auf Phoenix Hagen.

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