Islamischer Trauermarsch in Bonn Am Sonntag ehren Moslems ihren ersten Imam Ali

BONN · Einen islamischen Trauermarsch hat der Indisch-Pakistanische Kulturverein für diesen Sonntag in der Innenstadt angekündigt. Rund 250 Schiiten aus ganz Deutschland werden ab 16 Uhr in der Wenzelgasse mit nackten Oberkörpern Trauerlieder auf Urdu und Hindi singen, eine geschmückte Sargattrappe tragen und sich mit den Händen auf die Brust schlagen.

Die Schiiten, zweitgrößte Konfession des Islam, ehren damit ihren ersten Imam Ali, der vor rund 1400 Jahren ermordet worden sein soll. Sie betrachten Ali als Nachfolger des Propheten. "Wir gehen auf der Straße in unserer Trauer auf", erklärt der Vorsitzende des Kulturvereins. "Das Schlagen auf die Brust bezeugt, dass wir, wenn es möglich gewesen wäre, all das Leid Alis auf uns genommen hätten. Wir sind anderen Menschen gegenüber niemals aggressiv."

Seinen Namen will der 30-jährige Gewerbetreibende aus der Innenstadt nicht gedruckt sehen. Es habe schon zu viele Drohungen gegeben - von Rechtsextremisten, aber auch von radikalen Moslems. Der Bonner Verein existiere seit 2005 und habe rund 150 aktive Unterstützer, so der Vorsitzende. Vor einem Jahr hatte der Trauermarsch in der Bad Godesberger Fußgängerzone für Irritationen gesorgt, weil viele Geschäftsleute und Passanten von der Aktion überrascht worden waren - und die Hintergründe nicht kannten.

Diesmal will die Polizei die Anwohner vorher informieren. Sie erließ zudem die Auflage, dass keine Selbstgeißelungen mit Gegenständen erfolgen dürfen. "Das passiert in Europa sowieso nicht", sagt der Vereinsvorsitzende - anders als etwa im Irak, wo sich Schiiten mit Messern geißeln.

Auch durch das Schlagen auf die Brust könnten aber kleine, blutende Wunden entstehen, wenn die Haut aufplatze, erklärt der 30-Jährige, der in Deutschland aufgewachsen ist. "Wir haben mit der Polizei vereinbart, dass blutende Teilnehmer den Marsch verlassen. Wir möchten niemanden verstören." Zuschauer sind ausdrücklich erwünscht, deutschsprachige Ansprechpartner für Neugierige vor Ort. Der Vereinsvorsitzende: "Wir sind froh, in einer Demokratie zu leben, in der wir unsere Religion frei ausüben können."

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