Neugründung 163. Beueler Verein: Frohes Schaffen e.V.

Oberkassel · Jeder Job verdient Respekt und bringt die Gesellschaft voran, davon ist Brigitte Jacobs-Hombeuel überzeugt. Daher hat sie den Verein „Frohes Schaffen“ gegründet. In der Pandemie gewinnen ihre Anliegen etwa durch das Homeoffice noch mehr Gewicht.

„Frohes Schaffen“ heißt der Verein, den Brigitte Jacobs-Hombeuel gegründet hat. Ihr geht es um die Wertschätzung von Berufen.

„Frohes Schaffen“ heißt der Verein, den Brigitte Jacobs-Hombeuel gegründet hat. Ihr geht es um die Wertschätzung von Berufen.

Foto: Benjamin Westhoff

„In unserer Gesellschaft herrscht eine eindimensionale Vorstellung vom Wert der Arbeit anderer vor, die sich häufig an Einkommen und Status orientiert“, kritisiert Brigitte Jacobs-Hombeuel. Das ist der selbstständigen Unternehmensberaterin aus Beuel in ihrem bisherigen Berufsleben immer wieder aufgefallen. Selbst in Gesprächen von Vierjährigen würde diese Stereotypisierung von Berufen auffallen.

„Warum wird eine Friseurin anders bewertet als ein IT-Spezialist? Wieso spricht die Gesellschaft einem Krankenpfleger einen anderen Wert zu als einer Lehrerin?“ – dies sind Fragen, die Jacobs-Hombeuel zum Nachdenken angeregt haben. Sie vertrete eigentlich die Meinung, dass jeder Mensch mit seinen individuellen Talenten und Fähigkeiten etwas in die Gesellschaft einbringe.

Frust am Arbeitsplatz

Daher ist sie zu dem Entschluss gekommen: Es braucht mehr Wertschätzung für einander. Aber kann das wohl funktionieren? „Man muss voneinander lernen“, so die Unternehmensberaterin. „Was macht eine Friseurin in ihrem Job? Welchen Belastungen sind Lehrer ausgesetzt?“, diese Fragen gelte es zu diskutieren.

Doch nicht nur diese Themen liegen der Beuelerin am Herzen. Immer wieder sei der Wert von Demokratie und deren Umsetzung in der Arbeitswelt im Diskurs mit Freunden und Bekannten analysiert worden. „Die Demokratie ist eines unserer höchsten Güter. Im Alltag sind Mitbestimmung und das Vertreten der eigenen Meinung selbstverständlich. In der Arbeitswelt sieht das jedoch anders aus.“ Hier würden Angestellte häufig zurückstecken.

Wertschätzung und Selbstbewusstsein

Mit dem Ziel, über all diese Aspekte eine breiter angelegte öffentliche Diskussion anzuregen, ging Jacobs-Hombeuel auf die Suche nach einem Verein, der sich damit beschäftigt. „Deutschlandweit habe ich abseits von Gewerkschaften, die sich immer an eine gewisse Klientel richten, nichts gefunden“, musste die 54-Jährige feststellen. Daher entschied sie sich mit einigen Freunden, selbst aktiv zu werden und solch einen Verein zu gründen. Der Name: Frohes Schaffen. Es ist laut Homepage der Stadt Bonn der 163. Verein im Stadtbezirk Beuel.

Die Satzung dafür habe sie im Urlaub ausgearbeitet. Demnach sollte der Verein auf zwei Säulen fußen: auf gegenseitiger Wertschätzung und auf der Stärkung des Selbstbewusstseins. Dazu organisierte Jacobs-Hombeuel erste Netzwerktreffen, zu denen sie ins Oberkassler Rathaus einlud. Nach einem Impulsvortrag zu verschiedenen Aspekten – beispielsweise Achtsamkeit, Motivation und „New Work“ – sollten sich die Teilnehmer zu einem Austausch treffen.

Systemrelevante Berufe

„Nachdem wir alles organisiert hatten und die Amtsgerichtseintragung für den Verein stand, kam der Lockdown“, erinnert sie sich. So mussten die geplanten Treffen verschoben werden. „Corona hat unsere Gesellschaft verändert. Dadurch sind unserer Themen noch relevanter geworden.“ Jacobs-Hombeuel hat beobachtet, wie Jobs nach der Kategorie „Systemrelevanz“ unterschieden wurden. Sie mag diesen Begriff nicht und sah sich in ihrem Anliegen betätigt, mit anderen Arbeitnehmern über den Wert von Arbeit ins Gespräch zu kommen.

Zum ersten Treffen nach Ende des Lockdowns seien rund 30 Menschen erschienen. Der Verein zähle derzeit 14 Mitglieder – in Bonn, Berlin, Wiesbaden und Waldbröl. Jacobs-Hombeuel hofft, dass es in den kommenden Monaten mehr werden: „Jetzt können wir so richtig durchstarten.“ Das nächste Meeting sei für April geplant. Zudem konnte der Verein bereits ein Projekt umsetzen: Mit Fördermitteln der Stadt Bonn wurde eine Broschüre entwickelt, die verschiedene Berufe porträtiert und deren Bezug zu den UN-Entwicklungszielen hergestellt. Dafür hat Jacobs-Hombeuel Interviews mit Erwerbstätigen geführt: vom Lehrer über die Architektin, den Maurer und Diplomaten bis hin zu Streetworkern. Das Heftchen soll nach ihrer Vorstellung als Bildungsmaterial an Schulen eingesetzt werden.

Unterstützung von Initiativen

Ein anderer Teil der Vereinsstrategie ist die Unterstützung von Initiativen und Projekten, die den Mitgliedern selbst wichtig sind. So ist die Gruppierung Mitglied im Eine-Welt-Netzwerk-Bonn und hat die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Auch wenn das Modell Verein dem einen oder anderen in Zeiten von Social Media und Co. antiquiert erscheine, ermutigt Jacobs-Hombeuel: „Ein eingetragener Verein bietet einen großartigen Rahmen, um etwas zu bewegen, was einem wichtig ist.“

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