Schwangerschaft und Geburt Wie Doulas junge Mütter in Bonn unterstützen

Beuel · Seit März arbeitet Michelle Bornkessel aus Bonn als Doula. Dabei begleitet sie junge Mütter während Schwangerschaft und Geburt. Sie erzählt, worauf es in ihrem Beruf ankommt.

Eine Doula soll wie ein Leuchtturm sein, so Michelle Bornkessel.

Eine Doula soll wie ein Leuchtturm sein, so Michelle Bornkessel.

Foto: Meike Böschemeyer

„Eine schwangere Frau leistet Großes“, betont Michelle Bornkessel. Diese Gewissheit vermittelt sie auch im Rahmen ihrer Arbeit. Seit März darf sie als Doula Frauen durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett begleiten. Der Begriff Doula kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Dienerin“, in diesem Fall die einer Frau.

„Die Doula erfüllt alle Wünsche und Vorstellungen einer werdenden Mutter“, sagt Bornkessel. Dabei würden die medizinischen Tätigkeiten nach wie vor ausschließlich der Hebamme überlassen. Durch den Personalmangel im Krankenhaus gehe die emotionale Betreuung verloren, so die 29-Jährige. „Mit aufmunternden Gesprächen und Entspannungsübungen versuchen wir, die Frau bestmöglich zu unterstützen.“

Die viermonatige Ausbildung setze meistens voraus, selbst bereits Mutter zu sein. Bornkessel erklärt: „So hat man ein besseres Gefühl dafür, was während der Geburt und vor allem mit einem selbst passiert.“ Die eigenen Erfahrungen und Meinungen werden jedoch bein einer Geburtsbegleitung nicht mit einbezogen. Einige Frauen hätten vor allem Angst vor den Schmerzen. Genau dann stehe die Doula zur Seite, um zu sagen: „Du schaffst das. Du bist stark und machst das großartig.“

Welche Unterstützung die Schwangere braucht, komme ganz auf die Situation und Persönlichkeit der Frau an. „Manche sind total still, andere möchten singen und tanzen, um sich während der Wehenpausen zu entspannen“, so die junge Doula. Deshalb sei es wichtig, sich bereits vor der Geburt kennenzulernen.

Stütze auch für Väter

Auch für die Väter könne sie eine Stütze sein. „Sie sind meist dankbar, die Verantwortung zwischendurch abgeben zu können. Für Väter kann es erschreckend sein, die eigene Frau in starken Schmerzen zu erleben“, erzählt die 29-Jährige. Eine liebevolle Geburtsbegleitung habe jede Frau verdient. „Eine traumatische Geburt kann sich noch Jahre später negativ auf die Frau auswirken“, sagt Bornkessel. „Leider wird die Leistung nicht von den Kassen übernommen.“

Manchmal würde auch die Doula selbst an ihre Grenzen kommen. „Manche Eltern kontaktieren Doulas mit dem Wissen, dass sie Sterneneltern werden, also ein totes Baby auf die Welt bringen“, erzählt Bornkessel. Da müsse jede Doula für sich entscheiden und auch Aufträge professionell ablehnen, falls es nicht ginge. Die Corona-Vorschriften erschwerten die Arbeit der Doulas ebenfalls.

Zurzeit dürfe nur eine Person mit in den Kreißsaal und diese ist meist der Vater. „Viele Frauen haben Angst, sich mit Corona anzustecken und isoliert ihr Kind zur Welt bringen zu müssen“, sagt Bornkessel. Somit liege aktuell die Vorbereitung und Begleitung während der Schwangerschaft im Fokus.

„Schon vor der Geburt finden viele Gespräche statt, um Ängsten und Sorgen vorzubeugen“, sagt Bornkessel. Sie gebe angenehme Worte und Vorschläge für Entspannungsübungen mit auf den Weg. Eine Methode sei für manche überraschend hilfreich: „Dass eine Handmassage so guttun kann, hätten manche nicht geglaubt. Es hilft oft, offen für neues zu sein“, so die Doula.

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