Bonns Uni-Rektor fordert Rücktritt Guttenbergs

Professor Jürgen Fohrmann sieht die Wissenschaft beschädigt. Bundestagspräsident Norbert Lammert: "Sargnagel für die Demokratie."

Bonns Uni-Rektor fordert Rücktritt Guttenbergs
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Bonn. Der Rektor der Universität Bonn, Professor Jürgen Fohrmann, sorgt sich wegen der Doktoraffäre von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg um den guten Ruf der Hochschulen.

"Die Wissenschaft wird nachhaltig beschädigt, wenn man so tut, als sei ein solcher Titel überhaupt nicht wichtig", sagte er dem General-Anzeiger. "Der Bundesverteidigungsminister hätte schon längst zurücktreten müssen, weil er sich den Ausweis wissenschaftlicher Meriten zu unrecht erworben und eines Rechtsverstoßes im erheblichen Umfang schuldig gemacht hat."

Guttenberg gerät nach Agenturberichten wegen der Plagiats-affäre auch in den eigenen Reihen immer stärker unter Druck. Zwar stellte sich die Union-Spitze am Montag ein weiteres Mal hinter den CSU-Politiker, es meldeten sich aber zugleich prominente Kritiker. Bildungsministerin Annette Schavan, die vor 30 Jahren selbst promoviert hat, betonte, dass sie sich "nicht nur heimlich schäme" für das, was passiert sei. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende sagte, sie halte den Entzug von Guttenbergs Doktortitel durch die Universität Bayreuth für richtig.

Morgens übergaben Wissenschaftler vor dem Kanzleramt einen von 23 000 Doktoranden unterzeichneten offenen Brief an Regierungschefin Angela Merkel, in dem sie der CDU-Politikerin in der Plagiats-Affäre eine "Verhöhnung" aller wissenschaftlichen Hilfskräfte vorwerfen.

Deutliche Kritik äußerte auch Bundestagspräsident Norbert Lammert. Der CDU-Politiker habe vor SPD-Abgeordneten erklärt, die Affäre und ihre Begleitumstände seien "ein Sargnagel für das Vertrauen in unsere Demokratie", zitierte die Mitteldeutsche Zeitung den Unionspolitiker.

Guttenberg hat Teile seiner Doktorarbeit ohne Quellenangaben abgeschrieben. Die Universität Bayreuth entzog ihm nun den akademischen Titel. Bisher hat der Minister alle Vorwürfe zurückgewiesen, mit Absicht betrogen zu haben. Bundeskanzlerin Merkel erklärte, sie sehe in Guttenberg nicht den Doktoranden, sondern den Verteidigungsminister.

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