Chinesische Botschaft soll Studienkolleg werden

In die seit 2004 leer stehenden Gebäude könnten schon dieses Jahr Studenten einziehen

Chinesische Botschaft soll Studienkolleg werden
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Klaus-Dieter Schulz hat einen Traum: "Hier ein Studienkolleg einzurichten. Diesen herrlichen Räumen mit frischen Ideen wieder Leben einzuhauchen." Der Leiter des Kölner Berufskollegs für Medienberufe (bm) blickt an diesem eisigen Nachmittag den beiden kolossalen Löwen in die Augen, die an der Freitreppe der seit 2004 leer stehenden ehemaligen Chinesischen Botschaft unverdrossen Wacht halten. Chinas Repräsentant vor Ort, Generalsekretär Jingyu Sun, hat Schulz und seine Stellvertreterin Susanne Hinzen eben persönlich auf dem rund 12 000 Quadratmeter großen Gelände an der Kurfürstenallee willkommen geheißen.

Das Kölner Kolleg ist eingeladen, hier im Hauptgebäude, wo seit 1984 internationale Staatsgäste empfangen worden waren, am 22. Januar eine Präsentation von Schülerergebnissen durchzuführen. Auch ein Film über das diese Woche im Amos-Comenius-Gymnasium startende Projekt "Dancing against Violence" wird gezeigt.

"Wir haben Einlass gefunden. Das ist an sich schon eine Sensation", freut sich Schulz und lotet in Foyer und Aula die örtlichen Gegebenheiten aus. An Einrichtung in den riesigen Räumlichkeiten ist allein der prunkvolle Kristallleuchter und ein paar große Vasen im Flur sowie die Bestuhlung auf grünem Teppich in der Aula von der Pracht vergangener Jahre geblieben.

Die Botschaft Chinas in Berlin sei an seine Schule herangetreten, erläutert Schulz. Auch Generalsekretär Sun unterstütze die Pläne, die Immobile wieder sinnvoll zu nutzen. Und zwar über zwei Handelsgesellschaften, deren Geschäftsführer jetzt ebenfalls bereitstehen.

Da ist einmal Lian Li von der Kölner Hua Sheng Hao Gesellschaft und Changchun Lu von der Ming Feng GmbH. Man wolle eine Akademie gründen, die dann in den vier Gebäuden der ehemaligen Botschaft Bildungswillige aus China und Deutschland zusammenbringe, bestätigt Frau Li.

In den beiden zum Hang hin gelagerten zweistöckigen Gebäuden, in denen zu Botschaftszeiten Angestellte gewohnt hätten, könne man Studenten unterbringen. "Wir müssen sie halt vorher noch renovieren", sagt Lian Lu. Gleiches gelte für den Haupttrakt mit dem markant geschwungenen Dach, an dem noch golden das Symbol der Volksrepublik prangt, sowie für die ehemalige Villa der Familie von Rigal, die vor 150 Jahren die benachbarte Kapelle gebaut hatte.

Leben einhauchen würde man dem riesigen Komplex also, wenn sich hier etwa 400 chinesische Studenten auf ihr Studium in Deutschland vorbereiten und parallel dazu Bonner Bürger etwa die chinesische Sprache lernen könnten, präzisiert Schulz die Pläne für ein deutsch-chinesisches Bildungszentrum.

In den zuständigen Ämtern sei man dieser Tage vorstellig. "Bisher sind wir mit offenen Armen empfangen worden. Man will die Kurfürstenallee ja attraktiver machen." Natürlich müssten auch die ausländerrechtlichen Fragen geklärt werden, kommt Schulz dann auf den wohl heikelsten Punkt. "Niemand will hier Tor und Tür für Schleuser öffnen." Sie sähen den Gesprächen aber hoffnungsvoll entgegen, betonen Schulz und Li.

Und wie sehen die Besitzverhältnisse aus? Auf GA-Anfrage hatten weder die Stadt noch das Auswärtige Amt Angaben dazu gemacht. Sein Informationsstand sei, dass zumindest die Gebäude noch im Besitz der Volksrepublik seien, so Schulz.

Dabei weiß er natürlich, dass er nicht der Erste ist, der an diesem Ort, den seit Jahren kaum jemand betreten hat, ins Träumen gerät. Ein europäisches Zentrum für traditionelle chinesische Medizin hatten Interessenten noch Mitte 2007 hier einrichten wollen.

Selbst Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sich als erklärter "Freund des chinesischen Volkes" dafür stark gemacht. Das aktuelle deutsch-chinesische Team lässt sich jedoch nicht entmutigen. "Wir hoffen, in der zweiten Jahreshälfte hier beginnen zu können."

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