Die Suche nach den Super-Azubis

Krankenkasse will über ein Berufs-Casting Zehntklässler der August-Macke-Schule motivieren.

  Auswahlverfahren  wie im Fernsehen: Die Schüler sollen neben Fachwissen auch soziale Fähigkeiten trainieren.

Auswahlverfahren wie im Fernsehen: Die Schüler sollen neben Fachwissen auch soziale Fähigkeiten trainieren.

Foto: Volker Lannert

Brüser Berg. "Wer von euch hat denn auf eine Bewerbung schon mal eine Absage bekommen?", fragt Doro Schostok und blickt in unzählige betrübte Gesichter. Die meisten der rund 45 Schüler der Jahrgangsstufe 10 der August-Macke-Schule nicken.

Schostok lächelt verständnisvoll. Was habe denn in den Absagen dringestanden, will die Moderatorin des Azubi-Castings der Innungskrankenkasse IKK Nordrhein von den Schülern wissen?

Schlechte Noten ruft eine Schülerin rein, ein Schüler sagt schlicht: "Nichts, laden einen nicht ein. Sie schreiben nur, dass man nicht genommen wurde." Keine neuen Aussagen für Schostok, besucht sie doch seit Wochen nordrhein-westfälische Schulen, um die Initiative der IKK vorzustellen.

30 Handwerksbetriebe kooperieren mit der IKK. "In Vorgesprächen wurde für jeden Betrieb das optimale Bewerberprofil erarbeitet. Über das Azubi-Casting suchen die Betriebe nun mit uns ihren perfekten Auszubildenden", sagt Schostok.

Die meisten Bewerber scheiterten an ihren Notenspiegeln und Schulabschlüssen, sagt sie. Die Unternehmen schauten sich oft nur die Noten an, ohne die sogenannten Soft Skills, also Charaktereigenschaften des Bewerbers, zu berücksichtigen.

Einen umgekehrten Weg beschreite das Azubi-Casting. "Bei uns stehen die Noten zunächst im Hintergrund", so die Moderatorin. Das Grundprinzip ähnelt dem von unzähligen Fernsehformaten bekannten Auswahlverfahren. "In einer ersten Runde besuchen wir die Schüler vor Ort und führen mit ihnen ein kleines Motivations- und Bewerbungstraining durch", so Schostok.

Bis April können die Schüler im Internet trainieren, ab dann starte ebenfalls im Internet das eigentlich Casting.

In einer 15-minütigen Prüfung müssen die Bewerber ihre Fähigkeiten in Mathematik, Sprache und Logik unter Beweis stellen. Wer dabei überzeugt, kommt in den sogenannten Recall, darf also in der zweiten Runde antreten. 30 Minuten werden da die sozialen Fähigkeiten der angehenden Azubis getestet.

In Absprache mit den Betrieben werden 90 Teilnehmer zum Finale eingeladen. Welche Unternehmen Stellen anbieten, erfahren die Schüler erst kurz vor der ersten Castingrunde. "Wir wollen das Ganze ja ein bisschen spannend halten", so Schostok.

Für wen die Castingbewerbung von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt bis zum Schluss offen, doch allein vom Verfahren erhoffen sich die Veranstalter bereits einen Motivationsschub. "Wir als Schulbotschafter geben einen Anstoß von außen und zeigen auch, wie wichtig das richtige Auftreten bei Bewerbungsgesprächen ist", sagt Schostok.

Paul Moser, Sprecher der Bonner Agentur für Arbeit, steht der die Idee eines Azubi-Castings verhalten gegenüber. "Sie ist zumindest interessant, aber den besten Überblick und die gezielteste Form der Beratung ist bei uns zu finden. Die Agentur für Arbeit sollte schon der erste Ansprechpartner bleiben", sagt er.

Weitere Infos unter www.ikk-azubi-castings.de. Die Angebote der Agentur für Arbeit gibt es unter www.arbeitsagentur.de.

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