Lautes Röhren Für die Hirsche in der Bonner Waldau beginnt die Paarungszeit

Venusberg · Aus der Waldau dringen derzeit wieder merkwürdige Geräusche. Denn es ist die Paarungszeit der Hirsche und die Wettkämpfe im Gehege sind nicht zu überhören.

 Der Platzhirsch gönnt sich eine Mittagspause.

Der Platzhirsch gönnt sich eine Mittagspause.

Foto: Niklas Schröder

Auf der Waldau nimmt sich der Platzhirsch zur Mittagszeit eine Pause. Mit erhobenem Geweih hat sich das stolze Tier im Gras niedergelassen. Kräfte einteilen lautet die Devise, denn wenn die Nächte kalt werden und die Temperaturen auch tagsüber sinken, ist Paarungszeit: Etwa zwei Wochen dauert die anstrengende Brunft an.

Während dieser Zeit frisst der Platzhirsch nur sehr wenig und verliert etliche Kilo Körpergewicht – schließlich ist er rund um die Uhr damit beschäftigt, die Rotwildkühe für sich zu gewinnen und sich bei Bereitschaft mit ihnen zu paaren. Mithilfe von tiefen, langgezogenen Rufen möchten der Platzhirsch und seine Nebenbuhler Eindruck bei den weiblichen Tieren machen. Das lautstarke Röhren soll vom Venusberg aus weit zu hören sein, berichten Passanten. Und je weiter der Schall reicht, desto so besser: Denn das Rotwild besiedelt in der Natur große Flächen.

Männliche und weibliche Individuen seien aber in jeweils eigenen Rudeln unterwegs, erklärt Harald Heilmann (56), Betriebsleiter der Stadtförsterei. „Damit beide Geschlechter zueinanderfinden, ruft der Hirsch in der Brunftzeit – einerseits, um seine Nebenbuhler in Schach zu halten, und andererseits, damit die weiblichen Tiere wissen, dass er sich paarungsbereit zeigt.“ Den Hirsch zöge es anschließend zum Kahlwild, also den weiblichen Tieren.

Spaziergänger können die Hirsche im Wildgehege beobachten

Dass Hirsche und Kühe sich zurzeit auf der Waldau deutlich näher sind, können Spaziergänger im Wildgehege beobachten. Nach der Brunftzeit würden sich beide Rudel aber wieder voneinander trennen, sagt Heilmann. „Die Abläufe sind natürlich nicht wie in freier Wildbahn. Denn die Tiere leben ja in einem gemeinsamen Gehege. Aber sie teilen sich selbst in verschiedene Rudel auf“, erläutert der Forstwirtschaftsmeister.

Neben den Paarungsrufen versucht der Hirsch, den weiblichen Tieren mit seinem stattlichen Geweih zu imponieren. Zudem scharrt er mit seinen Vorderhufen und legt sich in eine sogenannte Brunftkuhle, in der er sich durch seinen Urin immer wieder einparfümiert. Mit diesem Duft macht er sich interessanter für die Damen. Heilmann erklärt das mit einem Augenzwinkern so: „Wenn Sie in die Disco gehen, machen Sie sich auch schick und schön. So wie mancher das Aftershave benutzt, macht der Platzhirsch das mit seinem Urin.“

Die Taktik jedenfalls zeigt bei den Frauen Wirkung. „Das Kahlwild nimmt den Geruch auf und ist dann während der Brunftzeit auch gewillt, sich zu paaren.“ Trotz aller Pheromone in der Luft – richtige Kämpfe würden im Gehege nur selten ausgetragen, da echte Konkurrenten in freier Wildbahn meistens von außerhalb und nicht aus dem bestehenden Rudel kommen.

„Bei einer Begegnung drohen sich die Tiere und versuchen, Eindruck zu schinden.“ Ernsthafte Kämpfe gleichstarker Gegner seien da die Ausnahme. „Das Aufeinanderprallen und das Schieben der Geweihe dienen dem Kräftemessen und nicht dazu, den Rivalen zu verletzen.“ Ob das Balzen bereits zum Erfolg geführt hat und es zur Paarung gekommen ist, habe man noch nicht beobachten können, sagt Heilmann. Ergebnisse des Naturschauspiels können Spaziergänger Ende Mai, Anfang Juni sehen. Dann werden die Kälber nach einer Tragzeit von acht bis neun Monaten gesetzt.

Übrigens: Nach der Paarungszeit des Rotwilds beginnt in rund einem Monat die Brunft beim benachbarten Damwild. Wer die Tiere im Wildgehege füttern möchte, kann an zwei Automaten artgerechtes Futter kaufen und über eine Futterrutsche ins Gehege geben. Die Stadtförsterei bittet darum, die benutzen Futterbecher in die bereitstehenden Behälter einzuwerfen, damit diese wiederverwendet werden können. „Keinesfalls dürfen die Becher in das Gatter geworfen werden“, heißt es.

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