„How to sell drugs online (fast)“ Netflix dreht Serie in alter Diplomatenschule in Ippendorf

Bonn · Als Ausbildungsstätte wird die ehemalige Diplomatenschule in Ippendorf nicht mehr benötigt, als Filmkulisse dafür umso mehr. Netflix dreht jetzt eine Serie in dem leerstehenden Gebäude des Bundes. Die langfristige Nutzung der Räumlichkeit ist unklar.

 Elegante Architektur im Grünen: Kreuzförmig sind die Haupttrakte der ehemaligen Diplomatenschule in Ippendorf angeordnet.

Elegante Architektur im Grünen: Kreuzförmig sind die Haupttrakte der ehemaligen Diplomatenschule in Ippendorf angeordnet.

Foto: Benjamin Westhoff

Was passiert mit der ehemaligen Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes im Gudenauer Weg? Eine Frage, die sich viele Ippendorfer stellen, schließlich handelt sich bei der Immobilie um eine sehr große, die in den Jahren zwischen 2005 und 2016 rund elf Jahre leer stand. Langsam kommt aber Bewegung in die Zukunftsplanung des Anwesens, wie die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) dem GA auf Nachfrage mitteilte.

Von 2016 bis 2019 hatte die Behörde die ehemalige Diplomatenschule der Stadt Bonn zur Unterbringung von Flüchtlingen überlassen. „Diese Nutzung wurde auf Wunsch der Stadt einvernehmlich im Jahr 2019 beendet“, erklärte Pressesprecher Thorsten Grützner. Daher würden sich derzeit keine Flüchtlinge mehr im Gebäude befinden – das Gebäude stünde leer.

Eine temporäre Nutzung gibt es aber bereits: Das Anwesen wird als Filmkulisse für die meistgesehene deutsche Netflix-Serie „How to sell drugs online (fast)“ („Wie man Drogen online verkauft (schnell)“) dienen, wie die BImA verrät.

Die Serie wird vor allem in Bonn, speziell in Ippendorf gedreht. Im vergangenen Jahr fanden unter anderem Dreharbeiten in der Spreestraße statt – dort befindet sich das fiktive Wohnhaus von einem der Hauptdarsteller. Die zweite Staffel mit insgesamt sechs neuen Folgen wird ab dem 21. Juli auf Netflix gezeigt. „Die temporäre Vermietung der Immobilie als Filmkulisse bezieht sich auf die noch zu drehende dritte Staffel der Serie „How to sell drugs online (fast)“, heißt es von der BImA, die damit bekannt gibt, dass die erfolgreiche Serie in die Verlängerung gehen wird. Ab wann vor Ort gedreht werden soll, teilte die BImA allerdings nicht mit.

Die Kölner Produktionsfirma Bildundtonfabrik, die die Serie im Auftrag von Netflix dreht, wollte auf GA-Nachfrage eine dritte Staffel nicht bestätigen. Die Firma ist vor allem für Comedyformate bekannt, unter anderem produziert sie verschiedene Formate für Jan Böhmermann, zum Beispiel „Neo Magazin Royale“.

 Doch irgendwann werden auch die Dreharbeiten abgeschlossen sein, sodass die Immobilie wieder leer stehen wird. Lange soll der Leerstand allerdings nicht anhalten, wie BImA-Sprecher Grützner weiter mitteilte. Denn im Rahmen mehrerer Erkundungsverfahren prüfe die BImA derzeit gemeinsam mit der Landesbauverwaltung, ob in Zukunft eine dauerhafte „dienstliche Nutzung durch Bundesbehörden“ in Frage kommen könnte. Unter anderem, so sehen es die derzeitigen Planungen vor, soll in dem Gebäude eine Aus- und Fortbildungsakademie der Zollverwaltung Platz finden. Dazu wären allerdings umfangreiche Umbau- beziehungsweise auch Neubaumaßnahmen notwendig.

Sollten die Prüfung negativ ausfallen und in die Immobilie am Gudenauer Weg keine Bundesbehörden einziehen können, könnte die Liegenschaft wieder in das Verkaufsportfolio aufgenommen werden. „Die BImA würde in einem solchen Fall zunächst an die Bundesstadt Bonn herantreten, die Trägerin der Planungshoheit ist, um mit ihr mögliche Nutzungen des Grundstücks abzustimmen“, so Grützner.

Die Aus- und Fortbildungsstätte in Ippendorf entstand nach einem Entwurf der beiden bekannten Bonner Architekten Ernst van Dorp und Karl Rudolf Hautz, die aus einem 1966 ausgeschriebenen Wettbewerb als Sieger hervorgegangen waren.

Ein Jahr später hatten die Planungen begonnen, im August 1971 wurde das Richtfest gefeiert, Ende 1972 waren alle Arbeiten abgeschlossen, die Einweihung erfolgte dann am 7. Juni 1973. Von 1992 bis 1995 fanden umfangreiche Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten statt, die ebenfalls Ernst van Dorp ausführte.

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