Bauen mit dem Klima im Auge Viele Mitstreiter für das Projekt „Neue Stadtgärtnerei"

Dransdorf · Nägel mit Köpfen kann noch keiner auf dem Gelände der Alten Stadtgärtnerei in Dransdorf machen. Ein Grundsatzbeschluss des Stadtrates steht aber bevor. Das Interesse an den Ideen und Konzepten der Initiative „Neue Städtgärtnerei“ ist jetzt schon groß.

 Rund 60 Bürger nahmen an der Gesprächsrunde in der Turnhalle in Dransdorf teil.

Rund 60 Bürger nahmen an der Gesprächsrunde in der Turnhalle in Dransdorf teil.

Foto: Niklas Schröder

Der Verein „Neue Stadtgärtnerei“ beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Gelände der alten Stadtgärtnerei in Dransdorf. Die Initiative hat sich ein Konzept überlegt, wie dort sozial-ökologischer Wohnraum, regenerative Landwirtschaft sowie Umweltbildung entstehen können. Über einen Grundsatzbeschluss, wie mit dem Areal verfahren werden soll, entscheidet am Donnerstag der Stadtrat in seiner Sitzung. Sollte der Beschluss positiv votiert werden, kann der Verein in den kommenden drei Jahren das Vorhaben auf dem Gelände weiterentwickeln, prüfen und schließlich auch umsetzen. Dazu braucht es aber noch ein paar mehr Menschen, die sich engagieren wollen. Deshalb hatten die Mitglieder der Initiative am Sonntag zu einer Gesprächsrunde in die Turnhalle der Kettelerschule geladen. Rund 60 Bürger waren ihren Aufruf gefolgt.

Interesse für Dransdorfer Stadtgärtnerei zeigt den aktuellen Zeitgeist

Dass so viele Interessierte gekommen sind, entspricht laut Mara Linnemann, Mitglied der Initiative, dem heutigen Zeitgeist. „Ich glaube, dass viele Leute das Bedürfnis nach einem Ort haben, wo sie Gemeinschaft finden“, sagt die Bonnerin. In Zeiten der Klimakrise hätten viele Menschen ein Bedürfnis nach klimaresilientem Wohnraum. Und auch der Ausblick auf Lebensmittel aus eigenem Anbau locke viele Bonner.

Ulli Lechner etwa wünscht sich eine bessere Wohnsituation für junge Menschen. „Deshalb möchte ich das Projekt gern unterstützen. Ich finde zudem das Meßdorfer Feld schön, und ich liebe das Gelände der alten Stadtgärtnerei“, sagt die Bonnerin.

Till Britsch ist in einer ländlich gelegenen Wohngemeinschaft aufgewachsen und kann darüber Positives wie Negatives berichten. Vor Kurzem ist der 20-Jährige nach Bonn gezogen und will sich zukünftig im Projekt engagieren. „Ich beschäftige mich mit Themen, wie man urbanen Raum, zukunftsfähig gestalten kann. Für mich sind Städte Organismen, die sehr viel konsumieren und dabei nicht nachhaltig sind“, sagt der Student. In die alte Stadtgärtnerei selbst einziehen will er aber nicht. „Ich möchte das Projekt gern begleiten und mich einfach engagieren. Mich macht es glücklich, dass es solche Initiativen gibt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht“, sagt Britsch. Bisher hat der Student einen positiven Eindruck gewonnen: „Ich finde, dass sie einen ganzheitlichen Ansatz haben.“

Ebensoviele Teilnehmer bei Online-Meeting zur Stadtgärtnerei

Vergangenen Donnerstag seien bei einem Onlinetreffen ebenso viele Leute zugeschaltet gewesen, berichtet Leona Schmidt-Roßleben. „Es sind aber auch viele neue Leute gekommen. Das zeigt uns einfach, dass es in Bonn Interesse und Bedarf für solche Projekte gibt und dass wir mit unserer Idee richtig liegen“, so das Mitglied der Initiative. In den Gesprächsrunden sei eine gute Mischung aus Jung und Alt anwesend, bestehend aus Familien, Berufstätigen, Rentnern und Studenten. „Wir wollen jetzt gemeinsam bei dem Projekt herausfinden, wie die Menschheit in Zukunft wohnen und sich ernähren wird“, sagt Schmidt-Roßleben. Manche der Besucher seien sehr konkret an dem Wohnprojekt interessiert, andere wollen einfach mehr über ein zukunftsorientiertes Leben erfahren. Hinzu kommen viele Anwohner, die das Gelände der Stadtgärtnerei und das Meßdorfer Feld schätzen.

Ehrenamtliche Initiative aus Bonn

Die „Neue Stadtgärtnerei“ ist eine ehrenamtliche Initiative aus rund 25 Bonnerinnen und Bonnern, die ein zukunftsfähiges Modellprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei auf dem Dransdorfer Berg in Bonn entwickeln wollen. Das Konzept für das Gelände setzt sich aus drei Bausteinen zusammen, die miteinander in Verbindung stehen und einander stärken sollen. Im Nordosten des Geländes soll eine „klimapositive“ Wohnsiedlung in Strohballenbauweise entstehen, die auf die Fundamente der alten Gewächshäuser aufbaut, während die Montag Stiftung urbane Räume, im nordwestlichen Teil einen Bildungsort mit dem Fokus auf Chancengerechtigkeit für die Menschen aus dem Stadtteil entwickeln möchte. Der dritte Baustein ist eine innovative Agroforstwirtschaft, die Nahrungsmittel und Biomasse lokal für die Nachbarschaft anbaut und neben klassischen Gemüsebeeten auch Sträucher und Bäume mit einbezieht.

„In allen Projektbausteinen möchten wir lernen und erforschen, wie wir die Herausforderungen des menschengemachten Klimawandels anpacken können“, sagt Linnemann. Die Initiative verstehe ihr Projekt als Praxismodell für ein zukunftsfähiges Leben in Städten und wolle die Erkenntnisse und Erfahrungen anschließend mit anderen teilen.

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