Veranstaltung rund um den Beruf 2500 Besucher beim Bonner Karrieretag im Telekom Dome

Bonn · Von der Hauswirtschaft bis zum Kartellrecht war auf dem 11. Bonner Karrieretag alles vertreten. Doch dass die Unternehmen händeringend nach Fachkräften suchen, ist offenbar keine Garantie, einen Job zu bekommen.

 Mehr als 2500 Besucher kamen auf den 11. Bonner Karrieretag im Telekom Dome

Mehr als 2500 Besucher kamen auf den 11. Bonner Karrieretag im Telekom Dome

Foto: Benjamin Westhoff

Dampf steigt vom Bügelbrett auf. Ein paar Meter weiter gibt es frisches Popcorn. Und auf der anderen Hallenseite ist ein Eisenbahn-Simulator aufgebaut. Die mehr als 80 Aussteller beim 11. Karrieretag im Bonner Telekom Dome hatten sich einiges überlegt, um auf sich aufmerksam zu machen. Das mussten sie auch, um das Interesse der rund 2500 Besucher zu wecken.

„Man muss auf die Menschen zugehen, sonst gehen sie einfach weiter“, sagt Kristin Schrewe. Die Personalerin sucht Mitarbeiter für das Hennefer Senioren-Wohnheim Kurhaus am Park – auch in Bonn. „Wir sind mit dem ÖPNV gut zu erreichen. Aktuell arbeiten schon einige, die in Bonn wohnen, bei uns.“ Trotz des großen Einzugsgebiets sei es schwierig, offene Stellen zu besetzen. Dabei gehe es nicht nur um Pflegekräfte, sondern auch um Servicemitarbeiter oder die Hauswirtschaft. Weil der Markt nahezu leer gefegt sei, nehme die Konkurrenz unter den Arbeitgebern zu. „Letztlich versucht man, sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenseitig wegzuschnappen.“ Um die Hürden für eine Bewerbung zu senken, setzt Schrewe auf Postkarten: Statt ein aufwendiges Schreiben samt Lebenslauf zu schicken, reicht es aus, auf der Karte den Berufswunsch anzukreuzen und sie einzuschmeißen. „Ich melde mich dann und man regelt den Rest gemeinsam.“ Am Ende des Tages lagen einige Postkarten im Kasten, Schrewe war zufrieden.

Beim Bundeskartellamt, das seinen Sitz in Bonn hat, war man einen Stand weiter vor allem nach IT-Fachkräften auf der Suche, hatte aber auch Stellen für Juristen oder Ökonomen im Angebot. „Man muss viel erklären, denn die meisten verbinden und nur mit der Kartellverfolgung, obwohl wir auch andere Aufgaben haben“, sagte Personalsachbearbeiterin Sabrina Pretsch. Sie selbst hat schon mehrere Stationen im Amt hinter sich und arbeitete sich von der Sachbearbeiterin mit einem nebenherlaufenden Studium in ihre jetzige Position hoch. „Dank flexibler Arbeitszeiten war das möglich.“

Öffentlicher Dienst bietet aus Sicht der Bewerber Sicherheit

Der Öffentliche Dienst, sei es nun bei der Berufsfeuerwehr, einer Bundesbehörde oder der Stadtverwaltung, übte generell einen Reiz auf viele Besucher aus. Schon die beiden Schüler Baranov (15) und Gluchow (16) aus Königswinter sagten, dass ihnen ein sicherer Arbeitsplatz, bei dem sie nicht einfach gekündigt werden können, wichtig ist. Plötzlich arbeitslos zu sein, hatte eine 30-jährige Bonnerin, die auf der Messe unterwegs war, in den Pandemie-Jahren gleich zweimal erlebt. „Ich muss gucken, wie ich mein Studium finanzieren und mich über Wasser halten kann“, erzählte sie. Weil sie kurz vor ihrem Abschluss in Business Administration steht, wollte sie sich schon jetzt über künftige Jobs informieren. Jung und gut ausgebildet zu sein, reiche aber offenbar nicht aus. „Viele sagen, dass man nicht oder überqualifiziert ist. Oder sie wollen die Stelle sofort besetzen, was bei mir noch nicht geht.“

Ältere haben Probleme am Arbeitsmarkt

Dass der Mangel am Arbeitsmarkt nicht unbedingt heißt, garantiert eine Stelle zu bekommen, bestätigte auch Heike Ochen-Herwig von der Interessengemeinschaft 50plus. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ältere bei der Jobsuche zu unterstützen. „Viele Unternehmen sortieren einen direkt aus, wenn eine fünf davor steht“, sagt sie. Es möge zwar stimmen, dass ältere Menschen weniger belastungsfähig seien. „Aber sie bringen Ausdauer, Wissen und Erfahrung mit. Zudem sind sie sehr loyal, weil sie so erzogen wurden“, so Ochen-Herwig. Sie rät dazu, sich auch nach zahlreichen Absagen nicht entmutigen zu lassen. „Deshalb versuchen wir in unseren kostenlosen Seminaren unter anderem, das Selbstwertgefühl aufzubauen.“

Nächster Karrieretag am 16. März

Trotz aller Probleme, die die Suche nach Arbeitskräften oder -plätzen mit sich bringen kann, war der Karrieretag, der mit dem General-Anzeiger und dem Anzeigenportal Kalaydo als Medienpartner ausgerichtet wurde, aus Sicht vieler Besucher und Aussteller ein Erfolg. „Es war recht voll“, sagte Organisatorin Daniela Luesgens vom Karrieretag, die mit verschiedenen Partnern durch ganz Deutschland tourt. Zwar seien vor Corona auch bis zu 4000 Besucher nach Bonn gekommen, trotzdem seien 2500 Besucher eine stolze Zahl. Die nächsten beiden Termine für den Karrieretag im Telekom Dome stehen bereits fest: der 16. März und der 21. September 2023.

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