Vitaliy Krusch bekommt Dani-Medaille Unermüdlich für die Menschen in der Ukraine im Einsatz

Endenich/Ukraine · Die Bonner SPD zeichnet Vitaliy Krusch für seine humanitäre Hilfe in der Ukraine mit der Sebastian-Dani-Medaille aus. Er hat zahlreiche Hilfstransporte in das Kriegsgebiet organisiert.

Der gebürtige Ukrainer Vitaliy Krusch mit seiner Familie.

Der gebürtige Ukrainer Vitaliy Krusch mit seiner Familie.

Foto: Meike Böschemeyer

Die täglichen Bilder aus seiner Heimat sind für Vitaliy Krusch kaum zu ertragen. Vor allem der Anblick von Frauen und Kindern, die in eisiger Kälte in feuchten Ruinen und Kellergewölben hausen, macht den 33-jährigen Endenicher fassungslos. Als gebürtiger Ukrainer, der mit 16 Jahren mit seiner Mutter nach Deutschland gekommen war, stand bereits am Tag nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges fest, dass er seinen Landsleuten helfen muss. Bis heute hat Vitaliy Krusch unzählige Hilfstransporte von Bonn aus in die Grenzregion organisiert und begleitet – neben seinem „ganz normalen“ Leben. Für dieses Engagement erhält er die Sebastian-Dani-Medaille der SPD-Fraktion.

Für Krusch ist diese Auszeichnung Anerkennung und Ansporn zugleich. „Ich konnte in den vergangenen Monaten nicht einfach in meinem gemütlichen Zuhause in Endenich sitzen und nichts tun“, sagt der 33-Jährige. „Jeder, der die Bilder der blinden Zerstörung und das Elend der Menschen vor Ort im Fernsehen sieht, kann dazu beitragen, das Leid der Bevölkerung wenigstens ein wenig zu lindern“, sagt er.

Im November geht es wieder an die Grenze

Um die Sebastian-Dani-Medaille der Bonner SPD entgegenzunehmen, hat er gerade noch Zeit. Denn schon im November sitzt er wieder im Cockpit eines Lastwagens und fährt mit Helfern anderer ehrenamtlich tätigen Organisationen Hilfsgüter an die Grenze. Nur einmal musste der 33-Jährige, der hauptberuflich als Ingenieur für einen Übertragungsnetzbetreiber in der Region tätig ist, eine kleine Pause einlegen: Als im Frühsommer sein zweites Kind geboren wurde, gönnte sich Krusch eine kleine „Familien-Auszeit“.

Unterstützt wird er bei seiner Arbeit von vielen Organisationen und Initiativen. Darunter ist auch das GA-Weihnachtslicht. Denn bereits Mitte März startete der erste Konvoi mit Medikamenten von der Bonner Uniklinik aus Richtung Ukraine. Ziel war ein Krankenhaus in der Stadt Lviv (Lemberg). Damals wurden neben ausrangierten Rettungswagen der Stadt Bonn für die Versorgung der Zivilbevölkerung Arzneimittel sowie medizinisches Gerät auch dank der Unterstützung des GA-Weihnachtslichts auf den Weg gebracht. Bei einer zweiten Tour hatten die Ehrenamtlichen dann Ultraschallgeräte sowie vier Inkubatoren für die Neonatologie zur Versorgung von Früh- und Neugeborenen in der Kinderklinik in Lviv an Bord. „Besonders schlecht gehe es den Kindern. Sie haben ständig Angst um ihr Leben und verbringen die meiste Zeit in den Kellern der Häuser“, erzählt Krusch.

Grenzübergänge waren blockiert

Nicht immer verliefen die Hilfstransporte jedoch reibungslos. Mal waren die Grenzübergänge blockiert, mal wurden die Reisedokumente der Helfer nicht anerkannt. Doch Vitaliy Krusch konnte sich immer darauf verlassen, dass es Hilfe jenseits der Kontrollpunkte gab. Sein Vater Sergii Kasian ist Landrat der Stadt Sokal in der Region Lviv. Er hatte oft noch vor Ankunft der Konvois aus Bonn die entsprechenden Papiere und Unterlagen besorgt, damit die Hilfsgüter an der Grenze zügig abgefertigt und umgeladen werden konnten.

So wie viele ukrainische Flüchtlinge, die derzeit in Bonn und der Region leben, hat Krusch Angst um seine Familie vor Ort. Seit Vater wird die Ukraine auf gar keinen Fall verlassen. Einige seiner Cousinen und ihre Kinder ebenfalls nicht. Lediglich seine Großmutter konnte er bei einer seiner ersten Hilfsfahrten mitnehmen und in einem Pflegeheim in Bad Godesberg unterbringen.

Angesichts des kommenden Winters macht er sich große Sorgen um seine Landsleute. „Sie brauchen dringend Lebensmittel, Decken und warme Kleidung. Und wir brauchen Nahrung für die Neugeborenen“, appelliert er an Unterstützer.

Die Verleihung der Sebastian-Dani-Medaille ist für Vitaliy Krusch Ansporn, weitere humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine auf den Weg zu bringen. „Ich mache so lange weiter, bis meine Hilfe nicht mehr gebraucht wird. Bis der Krieg zu Ende ist“, sagt er.

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