Engpässe beim Personal Bonner Stadtverwaltung warnt vor langen Wartezeiten

Bonn · Bei der Bonner Stadtverwaltung müssen sich Bürgerinnen und Bürger auch aufgrund von Personalengpässen auf deutlich längere Wartezeiten einstellen. Studenten der Bonner Universität sollen helfen.

 Corona, Ukraine-Flüchtlinge, Personalengpass: Im Stadthaus arbeiten viele Abteilungen am Limit.

Corona, Ukraine-Flüchtlinge, Personalengpass: Im Stadthaus arbeiten viele Abteilungen am Limit.

Foto: Benjamin Westhoff

Wie das Presseamt am Dienstag mitteilte, sind mehrere Faktoren ausschlaggebend: die Corona-Pandemie, die große Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine, die in Bonn ankommen und Zusatzaufgaben vor der NRW-Landtagswahl am 15. Mai. Bis Mitte Mai muss die Stadt Verwaltungsangestellte für Leitungsfunktionen von Wahlbüros für die Landtagswahl abstellen.

Durch das Coronavirus falle weiterhin regelmäßig Personal aus. Alleine in diesem Jahr habe es bislang etwa 900 Quarantänefälle unter städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegeben, die im Krankheitsfall jeweils bis zu zehn Tage und mehr ausgefallen seien. Hinzu käme, dass 439 Stellen in der Kernverwaltung, ohne Eigenbetriebe wie Kindergärten, unbesetzt seien. Das sind etwa zehn Prozent der gesamten Mitarbeiterschaft.

Stadtverwaltung laut Dörner seit zwei Jahren im Krisenmodus

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner und der für Personal zuständige Stadtdirektor Wolfgang Fuchs sagten dazu: „Wir bitten die Bonnerinnen und Bonner um Geduld und Verständnis, wenn es aufgrund der aktuellen Lage stellenweise zu Verzögerung im Kontakt mit der Stadtverwaltung kommt. Es kann im Moment leider nicht alles so schnell gehen, wie sie es sonst von uns gewöhnt sind.“ Weiter führte die Oberbürgermeisterin erklärend aus, die Stadtverwaltung befinde sich seit zwei Jahren in permanentem Krisenmodus: „Die Corona-Krise dauert weiter an, im Juli vergangenen Jahres hatten wir die Hochwasserkatastrophe, und nun stehen wir vor der nächsten Herausforderung. Menschen, die um das nackte Überleben kämpfen, ihre Heimat verlassen mussten und nun buchstäblich vor dem Nichts stehen, bedürfen unserer Hilfe, die alle Beschäftigten auch gerne leisten. Uns ist bewusst, dass dies für viele Mitarbeitende eine weitere hohe Belastung ist.“

Fuchs erläuterte, dass Aufgaben zur Aufnahme, Betreuung und Unterstützung der aus der Ukraine geflüchteten Menschen in verschiedenen Ämtern einen deutlichen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeuteten. Sie müssten registriert, erstversorgt und untergebracht werden. Anmeldungen und Antragsbearbeitungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz kämen hinzu. Die Kinder der ankommenden Familien seien in Kindergärten und Schulen unterzubringen. Die Suche nach neuen Unterkünften laufe indes weiter. Nach Angaben der Stadt haben sich mit Stand Mittwoch 2544 Ukrainer in Bonn registriert. „Aufgrund von Schätzungen des Bundes stellt die Stadt sich aktuell auf bis zu 4500 Personen ein“, heißt es in der Pressemeldung.

Studentische Hilfskräfte werden gesucht

Die Stadtspitze versucht, den Personalausfällen entgegenzuwirken. Besonders belastete Verwaltungsabteilungen habe man schon kurz nach dem Kriegsbeginn durch Nachwuchskräfte verstärkt. Eine Abfrage in der Kollegenschaft, wer kurzerhand in solche Bereiche wechseln könne, laufe. Mit Hilfe der Bonner Universität würden studentische Hilfskräfte eingestellt. Es sind zusätzliche Überstunden angeordnet. Und wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, prüft die Stadt überdies vorübergehende Einstellungen über Zeitarbeitsfirmen.

Fuchs geht allerdings nicht davon aus, dass diese Bemühungen bis auf Weiteres ausreichen werden. Weder um den Geflüchteten so schnell Hilfe zukommen zu lassen, wie es notwendig wäre, noch um das reguläre Geschäft der Stadtverwaltung auf gleichem Niveau abwickeln zu können wie bislang.

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