UN-Konferenzsimulation Brücken bauen für die Diplomatie

BONN · Wie wird der Frieden in Aserbaidschan durch zunehmende Umweltprobleme gefährdet, und wie können die Vereinten Nationen dem Land am Kaspischen Meer helfen? Mit diesen Fragen hat sich Louisa Harting intensiv auseinandergesetzt. Sie vertritt Aserbaidschan in dieser Woche bei der UN-Konferenz, die im Plenarsaal im ehemaligen Wasserwerk stattfindet.

Es ist zwar nur eine Simulation, aber die Teilnehmer nehmen ihre Aufgaben sehr ernst.

Es ist zwar nur eine Simulation, aber die Teilnehmer nehmen ihre Aufgaben sehr ernst.

Foto: Barbara Frommann

"Aserbaidschan hat einen guten Einfluss durch seinen Reichtum an Öl", sagte Harting gestern. "Das Land will jetzt aber mehr auf Nachhaltigkeit setzen." Sie kämpfe für mehr Einfluss in der UN. Auch wenn es nur ein Planspiel ist, nehmen Harting und die weiteren Teilnehmer ihre Aufgabe sehr ernst. Die Konferenz, die gestern eröffnet wurde und bis Donnerstag dauert, wurde von den Mitgliedern von Bonn International Model United Nations (Bimun/Sinub, siehe Infokasten) organisiert. Studierende aus rund 35 Ländern simulieren die Arbeit der Vereinten Nationen. Gremien wie der Sicherheitsrat, ein UN-Umweltprogramm und ein juristisches Komitee wurden gebildet, die sich mit verschiedenen Themen rund um Umwelt und Frieden befassen.

Er fühle sich geehrt, im früheren Regierungszentrum der Bundesrepublik und so nahe der Vereinten Nationen diese Konferenz ausrichten zu können, sagte Bimun-Präsident Nikolas Schmidt. Die Generalsekretärin der Konferenz, Laura Bartels, stellte klar: "Eine Simulation ist mehr als ein Spiel." Mit jeder Idee, die in den Debatten erarbeitet werde, wachse man. Wichtig sei, dass Diplomatie zwei Wege gehen müsse: Zum einen müsse man die eigenen Anliegen durchsetzen, zum anderen aber auch Verständnis für die Anliegen der anderen Nationen bekommen.

Diplomatie bedeute, mit vielen verschiedenen Kulturen zusammenzuarbeiten, sagte die Bonner Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller. "Bauen Sie Brücken, die die anderen überqueren können." Dadurch könnten die Teilnehmer viel für ihren eigenen Lebensweg lernen: "Sie können in Zukunft Entscheidungsträger in Ihrem Land werden."

Richard Byron-Cox von der United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD) riet den Nachwuchs-Diplomaten, sich nicht nur nach den seit 1945 bestehenden Strukturen der UN zu richten, sondern diese durchaus auch in Frage zu stellen. "Wir sagen, dass die Vereinten Nationen gegründet wurden, um Frieden zu bringen." Aber allzu oft sei für die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates der Krieg das Mittel der Wahl. Frieden sei nur ein Symptom, Krieg ebenso.

"Ich bin hergekommen, weil Sie die Zukunft der Welt sind", sagte er. "Sie haben die Wahl: Sie können für den Erhalt des Status quo kämpfen, Sie können dafür kämpfen, den Status quo zu ändern, oder Sie können sich für etwas anderes entscheiden", sagte Byron-Cox in seiner halbstündigen Ansprache. Egal, was in Zukunft getan werde: "Die Veränderung wird kommen." Die jungen Teilnehmer könnten entscheiden, diese Veränderung zu beeinflussen, sagte er. Sie sollten nicht fragen, was sie als einzelne tun könnten. "Das ist gelernte Hilflosigkeit." Das Helfen könne man lernen wie das Fußballspielen.

Bimun/Sinub

Die Abkürzungen stehen für "Bonn International Model United Nations" (Bimun) und die französische Variante "Simulation Internationale des Nations Unies de Bonn" (Sinub). Den eingetragenen Verein haben Studenten der Uni Bonn 2002 gegründet, um jedes Jahr Konferenzen nach dem Vorbild der Vereinten Nationen zu simulieren.

Deren Arbeitssprache ist Englisch.

Die Teilnehmer schlüpfen in die Rollen von Diplomaten bestimmter Länder, deren Interessen sie vertreten. Seit 2009 ist sie als "grüne" Konferenz auch dem Konzept der Nachhaltigkeit gewidmet.

Daneben werden Vorlesungsreihen, Monatssimulationen in den Team-Sitzungen sowie das Mini-MUN-Projekt durchgeführt, bei dem Bimun/Sinub in Zusammenarbeit mit Schulen eine eintägige UN-Simulationskonferenz für Schüler veranstaltet. Infos auf www.bimun.org.

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