Interview mit Joachim Roos Chefarzt Joachim Roos über die Gesprächsabende für werdende Väter

BONN · Vatertag lautet der Titel einer neuen Reihe, die das Bonner Gemeinschaftskrankenhaus gestartet hat. An mehreren Gesprächsabenden können Männer dem Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Joachim Roos, mit Fragen löchern. Mit Roos sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 Joachim Roos, Jahrgang 1967, studierte in Bonn und Brüssel Medizin, machte die Facharztausbildung in Mechernich und Andernach und arbeitete danach sieben Jahre in der Universitätsfrauenklinik Aachen. Seit Juli 2009 ist er Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Gemeinschaftskrankenhaus Bonn.

Joachim Roos, Jahrgang 1967, studierte in Bonn und Brüssel Medizin, machte die Facharztausbildung in Mechernich und Andernach und arbeitete danach sieben Jahre in der Universitätsfrauenklinik Aachen. Seit Juli 2009 ist er Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Gemeinschaftskrankenhaus Bonn.

Foto: GA

Wie kamen Sie auf die Idee, die Vatertag-Reihe einzurichten?
Joachim Roos: Das meiste an Angeboten für werdende Eltern wird ja nur von der Frau oder paarweise wahrgenommen. Meine Idee war, speziell den Vätern eine Plattform zu geben. Sie sollen auch mal Fragen stellen können, die sie sich vielleicht nicht zu sagen trauen, wenn die Partnerin dabei ist.

Und was wollen Männer Ihrer Erfahrung nach wissen?
Roos: Sie haben Fragen nach ihrem Verhalten während der Geburt, wie man sich auf die ungewohnte Situation schmerzhafter Wehen bei der Partnerin vorbereitet. Es ist für viele eine prägende Erfahrung, die Geburt im Kreißsaal mitzuerleben. In dieser Reihe biete ich den werdenden Vätern die Möglichkeit, als neutraler Betrachter auch subjektive Erzählungen von Freunden, die bereits Kinder haben, zu verifizieren.

Sie haben schon einen ersten "Vatertag" ausgerichtet. Wer nahm an dem Abend teil?
Roos: Männer Mitte 30, Anfang 40, die alle ihr erstes Kind erwarten. Die Abende sind nicht als Powerpoint-Präsentation gedacht, sondern es soll sich ein nettes Gespräch entwickeln, in dem wir vor allem die Rolle des Vaters in der Schwangerschaft und der Zeit nach der Geburt beleuchten.

Und wie ist da die männliche Rolle?
Roos: Während der Schwangerschaft eher passiv. Der werdende Vater geht mit zu Vorsorgeuntersuchungen, also meist zu den Ultraschalluntersuchungen. Die eigentlichen Veränderungen erlebt er nur als Betrachter. Auch bei der Geburt ist die Rolle des Mannes eher die eines Beobachtenden. Natürlich kann er etwas zu trinken geben oder der Partnerin den Rücken massieren. Aber letzten Endes ist vor allem seine Geduld gefragt. Eine Geburt geht ja nur in den Medien schnell. In Wirklichkeit dauert sie im Durchschnitt zwölf Stunden. Und die können lang werden. Da sollte der Mann vor allem einfach präsent sein.

Das fällt einem "Macher" aber schwer, nicht wahr?
Roos: Ja, im Kreißsaal kann der Mann die Geburt nicht wirklich beeinflussen. Er darf in keinen Aktionismus verfallen, sondern sollte Ruhe bewahren und ausstrahlen und damit seine Partnerin unterstützen.

Sie beantworten auch praktische Fragen über die Zeit danach?
Roos: Ja, auch da wollen die werdenden Väter viel wissen: Wann sie den Antrag auf Elternzeit stellen müssen zum Beispiel. Wann man die Kinder anmelden muss.

Da kann der Mann also wieder voll tätig sein...
Roos: Ja, diese Dinge erledigt meist der Vater. Thema ist also auch die Elternzeit und deren Akzeptanz in der Gesellschaft. Es ist leider immer noch ein Unterschied, ob man wegen Krankheit acht Wochen fehlt oder wegen Elternzeit. Da muss sich noch einiges ändern.

Heute traut sich kaum ein Vater zu sagen: Ich gehe nicht mit in den Kreißsaal...
Roos: Ja, in gewisser Weise ist das heute wie eine Pflichtveranstaltung. Aber ich denke, wenn das ein Partner wirklich nicht möchte, dann sollte er das auch offen und ehrlich sagen. Eine Frau spürt doch, wenn der Partner bei der Geburt nur daneben sitzt. Dann sollte die werdende Mutter, glaube ich, besser eine gute Freundin mitnehmen. Kleine Anekdote zu mir persönlich: Ich bin nur in Mayen geboren, weil dort schon 1967 der Vater mit in den Kreißsaal durfte.

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