Kritik an Landesregierung Bisher 60 Schulen in Bonn von Coronafällen betroffen

Bonn · Immer mehr Schulen befürchten den Lockdown durch die Hintertür. An der Jahnschule in Graurheindorf mussten am Montag bereits alle Klassen wegen Corona zu Hause bleiben. Eltern kritisieren die Landesregierung wegen mangelnder Vorbereitung.

 Lehrerin Martina Esch unterrichtet ihre achte Klasse per Video-Konferenz am Computer.

Lehrerin Martina Esch unterrichtet ihre achte Klasse per Video-Konferenz am Computer.

Foto: Benjamin Westhoff

Kommt die Schulschließung und damit der Unterricht auf Distanz doch noch durch die Hintertür? Das befürchten auch in Bonn immer mehr Schulleitungen. Die Stadt Bonn meldet, seit September seien in mehr als 60 Schulen Coronafälle aufgetreten. Davon waren verschiedene Schulen sogar mehrfach betroffen.

Ganze Klassen mussten in Quarantäne geschickt werden. Ganz schlimm hat es aktuell die Jahnschule in Auerberg erwischt: Nachdem sich dort zwei Lehrkräfte und zwei Schüler mit Corona infiziert haben, machte das Gesundheitsamt die Grundschule erst einmal komplett dicht.

Schulleiterin Gabriele Wolf hat seit dem Wochenende alle Hände voll zu tun. Sie muss das Kollegium und die Elternschaft auf den neuesten Informationsstand halten, den Unterricht auf Distanz organisieren und die Rückkehr von Klassen vorbereiten, die in den vergangenen Tagen in Quarantäne waren. Und just am Montagmorgen kam auch noch die Lieferung der Stadt Bonn mit 64 iPads an.

 In der Jahnschule fand am Montag kein Unterricht statt. Wegen mehrere Coronafälle wurden die Schüler online unterrichtet.

In der Jahnschule fand am Montag kein Unterricht statt. Wegen mehrere Coronafälle wurden die Schüler online unterrichtet.

Foto: Benjamin Westhoff

Sie sollen an Kinder ausgegeben werden, deren Eltern sich die Anschaffung von Endgeräten für ihren Nachwuchs nicht leisten können. Ein Lichtblick für die gebeutelte Schulleiterin. „Dafür bin ich natürlich sehr dankbar“, sagte sie dem GA. Allerdings müssen die Geräte erst eingerichtet werden, was auf die Schnelle nicht möglich sei.

An diesem Dienstag erwartet Wolf bereits die erste Klasse wieder zurück in der Schule. Sie befand sich wegen eines Infektionsfalls 14 Tage in Quarantäne und darf jetzt wieder in die Schule. Weil aber außer Wolf und einer Kollegin alle übrigen Lehrkräfte in Quarantäne sind, können die Kinder lediglich nur einige Stunden unterrichtet werden. Ziel sei es, die Schülerinnen und Schüler weiterer Klassen, die zurückkehren dürfen, im Laufe der Woche wenigstens stundenweise zu unterrichten, erklärt Wolf.

Situation ist für alle eine große Herausforderung

Die Kinder, die weiter zu Hause bleiben müssen, sollen mit Aufgaben versorgt werden und unter anderem Wochenpläne erhalten. „Wir haben mit den Kindern in den vergangenen Monaten selbstständiges Lernen eingeübt“, berichtet die Schulleiterin, da man mit steigenden Infektionszahlen im Herbst und Winter gerechnet habe. Eine Kollegin habe mit einem ersten Schuljahr sogar eine kleine Videokonferenz abgehalten.

Immerhin gut die Hälfte der Kinder habe teilgenommen. Wolf weiß, die Situation ist für alle, auch für die Eltern eine große Herausforderung. Sie sei nun auch mit der OGS-Leitung wegen des Betreuungsbedarfs im Gespräch. „Die Frage ist, wie wir auch die Betreuung in so einer extrem schwierigen Lage stemmen können.“ Ein Wunsch der Schulleiterin ist, „dass alle Lehrerinnen und Lehrer ebenfalls mit FFP2-Masken ausgestattet werden“. 

An der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Tannenbusch hat der Telefon-Elternsprechtag am Donnerstag vorige Woche das Lehrerkollegium auf eine Idee gebracht: Da an dem Tag alle Schüler zu Hause waren, starteten ihre Klassenlehrer den Versuch, über die Plattform Microsoft Teams mit ihnen eine Video-Unterrichtstunde abzuhalten. „Was ich bisher an Rückmeldungen habe, ist es gut gelaufen“, sagte Schulleiterin Margarete Ruhnke dem GA am Montag.

Offensichtlich hatten viele Eltern, deren Kinder kein eigenes Endgerät haben, dafür gesorgt, dass für diesen Probelauf ein Gerät zur Verfügung stand. Lehrerin Martina Esch kann das bestätigen. Jedenfalls für ihre Klasse 8/2. „Bis auf zwei, die verschlafen haben, haben alle mitgemacht.“ Ihr sei es in erster Linie darum gegangen, mit den Kindern die Technik einer Videokonferenz einzuüben. Unterm Strich hält die erfahrene Lehrerin fest: „Es ist natürlich besser als nichts. Aber man sieht immer nur einen Teil der Klasse und kann die Atmosphäre nicht richtig erfassen. Präsenz-Unterricht ist nicht ersetzbar. “ 

Beethoven-Gymnasium: Präsenzunterricht ist effektiver

Da ist Uwe Bramstedt ganz auf ihrer Seite. Der Direktor des Beethoven-Gymnasiums hat ebenfalls schon Microsoft-Teams zu verschiedenen Gelegenheiten eingesetzt. „Effektiver ist aber nach wie der Präsenz-Unterricht“, ist er überzeugt. „Wir wären zwar für Distanz-Unterricht schon ganz gut gerüstet“, sagt Bramstedt, zumal der Förderverein der Schule bereits auf eigene Faust einige Endgeräte für Schüler angeschafft habe. Dennoch sind aber auch an seiner Schule wie an vielen anderen auch die technischen Voraussetzungen nach wie vor nicht ausreichend. So sei der WLan Access Point zwar schon im Schulgebäude, aber noch nicht montiert.

Ein wenig kurios mutet die Situation in der Ludwig-Richter-Grundschule in Duisdorf an. Dort ist die Basisstation bereits montiert, sie funktioniert Schulleiterin Christa Hahn zu Folge indes nur eingeschränkt. Denn an der WLAN-Basisstation hängt auch die benachbarte Astrid-Lindgren-Schule, so dass die Kapazität schnell ausgereizt ist, erklärt Hahn.

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