Nur 110 statt 200 Aushilfen Enormer Mangel an Rettungsschwimmern in Bonner Freibädern

Bonn · Ab dem 4. Juli fällt in Ennertbad und Hardtbergbad das Frühschwimmen weg. Die Stadt Bonn hat nicht genug Rettungsschwimmer, um alle Freibäder werktags von 6.30 bis 19 Uhr öffnen zu können.

 Blick durch einen Rettungsring ins Freibad Friesdorf, das diesen Sommer geschlossen bleibt. Personalnot in den anderen Bädern gibt es trotzdem.

Blick durch einen Rettungsring ins Freibad Friesdorf, das diesen Sommer geschlossen bleibt. Personalnot in den anderen Bädern gibt es trotzdem.

Foto: FRIESE

Der Personalmangel ist gewaltig: Rund 200 rettungsfähige Aushilfen wären für eine reguläre Freibadsaison notwendig, nur 110 stehen für die vier geöffneten Bonner Freibäder zur Verfügung. Das Sport- und Bäderamt hat deshalb die Reißleine gezogen und stellt ab Montag das Frühschwimmen in Ennertbad und Hardtbergbad ein.

Eine Entscheidung, die bei überzeugten Frühschwimmern hohe Wellen schlägt, seit die Nachricht am Donnerstag bekannt wurde. „Es ist ein Unding, dass bei dem immer knapper werdenden Angebot in Bonn jetzt auch noch das Frühschwimmen in einem der wenigen barrierefreien Bädern gestrichen wird“, schreibt zum Beispiel eine Rollstuhlfahrerin dem GA, die das Hardtbergbad vor der Arbeit nutzt.

„Die Probleme haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt“, sagt Elke Palm, stellvertretende Leiterin des Sport- und Bäderamts. Kurz zusammengefasst: Es gibt einfach nicht genug rettungsfähige Aushilfen, die sich für die Arbeit am Beckenrand bewerben. Und die, die auf der Liste stehen, haben wegen eines eng getakteten Studiums oder anderer Jobs oft nur wenige Stunden pro Woche Zeit. Auch die kurzfristige Schließung des undichten Freibads Friesdorf hat nicht für ausreichend Entlastung gesorgt.

Bei vielen Aushilfen sind Fristen der Erste-Hilfe-Kurse abgelaufen

Außerdem sind während der Pandemie bei möglichen Aushilfen die DLRG-Rettungsscheine in Silber und der Erste-Hilfe-Kurs abgelaufen, die beide nicht älter als zwei Jahre sein dürfen. Die Stadt hatte deshalb vor Saisonbeginn mehrere Wochenend-Crashkurse zur Auffrischung angeboten. Das Aushilfspersonal reicht trotzdem nicht. „Eventuell ist es für den einen oder die andere einfacher, kellnern zu gehen“, vermutet Palm.

14,30 Euro pro Stunde verdient eine rettungsfähige Aushilfe bei der Stadt. Das Sport- und Bäderamt stellt auch während der Saison noch Leute über 18 Jahre ein, die die Voraussetzungen erfüllen. „Wir haben jetzt erstmal die Notbremse gezogen, damit wir die Schichten anders planen können. Wer bei über 30 Grad ein paar Stunden in der Sonne gestanden hat, muss Pause machen können, auch wenn das Bad voll ist“, sagt Palm. Sicherheit habe oberste Priorität. Frühschwimmer müssen ab Montag auf das Römerbad im Bonner Norden und das Rüngsdorfer Freibad im Süden ausweichen. Beide Bäder sind weiterhin montags bis freitags von 6.30 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

„Die Corona-Pandemie mit den entsprechend langen Sperrungen der Schwimmbäder war natürlich für die Ausbildung von Rettungsschwimmern nicht förderlich“, sagt Sebastian Görgen, stellvertretender Leiter der Verbandskommunikation bei der DLRG Bonn. Was junge Menschen letzlich motiviere, sich für einen Nebenjob als Rettungsschwimmer, zu entscheiden, oder aber für etwas ganz anderes, vielleicht mit weniger Verantwortung, darüber könne man nur spekulieren.

Auch an Nord- und Ostsee sind Aushilfen im Einsatz

Rettungsschwimmer ist in Deutschland in der Regel kein Beruf. Sowohl an den Stränden von Nord- und Ostsee als auch in hiesigen Schwimmbädern sind Aushilfskräfte im Einsatz. „Daneben gibt es die sogenannten Fachangestellten für Bäderbetrieb. Dieser Ausbildungsberuf umfasst zusätzlich den gesamten technischen Bereich eines Schwimmbades. Hier gibt es seit vielen Jahren bundesweiten Fachkräftemangel“, weiß Görgen.

Ob DLRG-Retter vielleicht lieber in Urlaubsregionen aushelfen, kann er nicht sagen. Eine Tätigkeit an der Küste werde meist nur mit einer Aufwandspauschale vergütet. „Hier ist die Bezahlung in öffentlichen Bädern sicher besser“, sagt Görgen.

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