Steigende Kosten Studenten müssen immer mehr vom Bafög für die Miete zahlen

Bonn · Mieten und Nebenkosten steigen: Inzwischen geben Studierende in Bonn 59 Prozent des Bafög-Höchstsatzes auf dem freien Wohnungsmarkt allein für das Wohnen aus. Die Folgen der Energiekrise zeigen sich erst noch.

Bezahlbare Studentenwohnungen gibt es kaum noch: Wohnen wird für Studierende in Bonn immer teurer - und für viele unbezahlbar. (Symbolfoto)

Bezahlbare Studentenwohnungen gibt es kaum noch: Wohnen wird für Studierende in Bonn immer teurer - und für viele unbezahlbar. (Symbolfoto)

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

559 Euro Warmmiete für eine 23 Quadratmeter große Einzimmerwohnung, 340 Euro für 17 Quadratmeter oder 729 Euro für 24 Quadratmeter im Bonner Zentrum: Solche Angebote findet man auf der Suche nach einer Studentenwohnung, wenn man auf dem Internetportal www.wg-gesucht.de schaut. Diese Preise sind für viele Studierende schwer zu stemmen, sofern sie auf dem angespannten Wohnungsmarkt in der Stadt überhaupt eine Wohnung finden, weiß Asta-Sprecher Otis Henkel. Wenn nun auch noch die Nebenkosten durch die Erhöhung der Preise der Stadtwerke Bonn (SWB) steigen, werde die Situation der Studierenden noch weniger tragbar.

Schon jetzt sind Mieten für Studierende zu teuer

Im Schnitt 555 Euro Warmmiete gaben Studierende in Bonn 2022 für Wohnungen mit bis zu 40 Quadratmetern aus. Das ergibt eine Studie des Portals Immowelt. Das sind 59 Prozent des derzeitigen Bafög-Höchstsatz von 934 Euro. Das Ausmaß der steigenden Nebenkosten durch die Energiekrise sei in diesen Zahlen noch nicht sichtbar, erklärt das Portal. Die höheren Abschläge werden erst 2023 fällig. Für die Studie hat Immowelt nach eigenen Angaben Inserate auf der eigenen Plattform mit einer Wohnfläche von bis zu 40 Quadratmetern und ein bis zwei Zimmern ausgewertet, die vermehrt nachgefragt wurden. Studentenwohnheime wurden nicht berücksichtigt.

Aber schon jetzt sei der Prozentsatz von 59 des Bafög-Höchtsatzes viel zu hoch, sagen sowohl der Asta-Sprecher als auch der Sprecher des Studierendenwerks Bonn, Robert Anders. „Dann bleiben nicht einmal 400 Euro für die übrigen Kosten“, so Anders. „Zumal nur rund elf Prozent der Studierenden überhaupt Bafög bekommen.“ Davon bekommen wiederum die wenigsten den Höchstsatz.

Studierende finden keinen bezahlbaren Wohnraum

Wie Anders sieht auch Otis Henkel, dass der Geldbeutel der Studierenden immer mehr strapaziert wird. Neben den Mieten steigen die Nebenkosten, der Semesterbeitrag oder die Kosten für die Mensa. Wie schwer diese Situation für die Studenten ist, beobachtet Henkel sowohl an den vielen verzweifelten Mails Studierender an die Asta-Wohnberatung, als auch im privaten Umfeld. Der 21-Jährige hat in Bonn Abitur gemacht. Viele ehemalige Mitschüler des Masterstudenten leben noch immer bei den Eltern, weil es für sie zu teuer wäre, eine eigene Wohnung zu mieten.

Man müsse, so Henkel, auf dem angespannten Markt zunächst das Glück haben, überhaupt eine Wohnung zu finden. Das sei nun noch schwerer als vor Corona. „Nach den Corona-Semestern im Homeoffice, in denen viele Studierende bei ihren Eltern geblieben sind, wollen nun alle auf einmal nach Bonn ziehen, um am Präsenzunterricht teilnehmen zu können.“ Robert Anders beobachtet, dass nun einige Studierende nach Bonn pendeln, da sie in ihrer Studienstadt keine Wohnung finden oder aber die Mieten zu teuer für sie sind.

Steigende Kosten haben Einfluss auf das Studium

„Schon jetzt ist die Verzweiflung unter den Studierenden groß“, weiß Otis Henkel. „Und das ist kein Wunder.“ Zwangsläufig müssten nun viel mehr Studierende Nebenjobs annehmen und mehr Stunden arbeiten. Das führe wiederum dazu, dass weniger Zeit für das Studium bleibt und sich der Abschluss verzögern wird oder gar das Studium abgebrochen werden muss, befürchtet Henkel. „Wir können leider nicht mehr tun, als hoffen, dass die Energiekrise ein Ende findet und mehr für Studenten gebaut wird.“

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