Dichteres Mobilfunknetz gegen Funklöcher Mockridge und Hasselhoff stellen neue Telekom-Tarife vor

Bonn · Telekom Deutschland führt Pauschale mit unbegrenztem Datenvolumen ein, bringt US-Sänger David Hasselhoff auf die Bonner Bühne und bereitet sich auf die Ersteigerung weiterer Frequenzen vor.

Seit Jahresbeginn ist Dirk Wössner der Chef von Telekom Deutschland. „Ich verspreche Ihnen, 2018 wird das Jahr der Deutschen Telekom“, schrieb Wössner am Dienstag in einem internen Mitarbeiter-Blog. Da hatte er gerade eine Erweiterung der Mobilfunktarife vorgestellt. Ein neuer Tarif mit unbegrenztem Datenvolumen für knapp 80 Euro soll Telekom-Kunden zum Wechsel animieren.

Um für den Tarif die Werbetrommel zu rühren, brachte die Telekom Entertainer Luke Mockridge und US-Sänger David Hasselhoff auf die Bühne am Landgrabenweg. Neu ist auch der Einsteigertarif XS, bei dem Kunden für knapp 20 Euro im Monat 750 Megabyte Daten im LTE-Netz nutzen können.

Neben neuen Tarifen beschäftigt sich Wössner mit dem Netzausbau. Besonders entlang der Autobahnen und an den Bahnlinien soll der heute noch häufig schwierige Empfang deutlich besser werden. Dafür hat Wössner die Schlagzahl beim Ausbau der Mobilfunkstandorte erhöht. Von 500 großen Antennenstandorten im Jahr steigt die Ausbauzahl auf 2000. „Bis zum Jahresende“ verspricht Wössner eine deutliche Verbesserung der Situation beim Fahren über die Autobahn. Im Bahnverkehr soll es „eine signifikante Verbesserung“ geben, was schwieriger sei, da Züge gegen Funkwellen abgeschirmt sind.

Mit dem dichteren Mobilfunknetz stimmt sich Telekom Deutschland auf die nächste Mobilfunkgeneration 5G ein, deren Frequenzen die Bundesnetzagentur in diesem Jahr versteigern will. Die Regeln sollen in den nächsten Wochen festgezurrt werden. Die Telekom und die anderen Netzbetreiber befürchten hohe Kosten durch die Versteigerung. Die Koalition hat die Einnahmen bereits verplant und möchte bis 2025 deutschlandweit ein Gigabit-Netz aufbauen.

Tiefbau-Engpässe

„Wir gehen von einem öffentlichen Finanzierungsbedarf von zehn bis zwölf Milliarden Euro in dieser Legislaturperiode aus, die wir in einem Gigabitinvestitionsfonds verlässlich bereitstellen“, heißt es im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD. An die Vergabe der Frequenzen sollen Bedingungen geknüpft werden, wo und bis wann das 5G-Netz ausgebaut werden muss. Es wird für Anwendungen wie das autonome Fahren wichtig.

Nach den Plänen der Koalition sollen Nutzer „einen rechtlich abgesicherten Anspruch“ auf schnelles Internet bis zum 1. Januar 2025 erhalten. Für Wössner stellt sich die Frage, gegen wen dieser Rechtsanspruch bestehen soll. Denn schon heute gebe es große Engpässe bei den Tiefbauunternehmen in Deutschland. „Das führt dazu, dass wir manches Projekt gar nicht angehen“, so der Telekom-Deutschland-Chef.

Es gebe große Preissteigerungen im Tiefbau. Das beeinträchtigt die Glasfaserausbaupläne des Konzerns, die nicht nur für das Festnetz wichtig sind. Auch die Mobilfunkstandorte müssen mit Glasfaser erschlossen werden.

Keine „StreamOn“-Änderung

Beim Streit mit der Bundesnetzagentur über das „StreamOn“-Angebot sieht Wössner keinen Grund für Nachbesserungen. Ende 2017 hatte die Netzagentur den Tarif teilweise untersagt – unter anderem weil die Telekom beim Streaming im EU-Ausland ab einer gewissen Datenmenge die Übertragungsrate drosselt. Das verstoße gegen EU-Roamingregeln, die eine Gleichbehandlung von Verbrauchern im EU-Ausland vorsehen.

Gegen die Vorgaben der Behörde hat die Telekom Widerspruch eingelegt und klagt vor dem Kölner Verwaltungsgericht. Eine Entscheidung steht noch aus. Unterdessen darf die Telekom „StreamOn“ weiterverkaufen. Mehr als eine Million Kunden nutzten die Zubuchoption, bei der datenintensive Dienste wie Netflix und Youtube gegen eine Pauschale unbegrenzt nutzbar sind, ohne dass dies auf das Datenvolumen des Vertrags angerechnet wird.

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