„Die Nacht der Flut und die Zeit danach“ Klaudia Kronen veröffentlicht Buch über die Flutkatastrophe an der Ahr

Kreis Ahrweiler · Klaudia Kronen hat ein Buch mit dem Titel „Die Nacht der Flut und die Zeit danach“ geschrieben. Es gibt das Erleben der Flutkatastrophe im Juli 2021 ungefiltert wieder.

 Klaudia Kronen präsentiert ihr Buch „Die Nacht der Flut und die Zeit danach“.

Klaudia Kronen präsentiert ihr Buch „Die Nacht der Flut und die Zeit danach“.

Foto: Martin Gausmann

Am Abend des 14. Juli 2021 ist sie ahnungslos, wie viele im Ahrtal. Sie hat nach der Arbeit ihre Mutter im Hospiz besucht, Wäsche gemacht, ein bisschen ferngesehen. Kaum im Bett, steht sie wieder auf, geweckt durch Sirenen. Der Strom ist weg. Klaudia Kronen, die mit ihrem Mann im zweiten Stock eines Mietshauses in der St. Pius Straße wohnt, tastet sich Richtung Keller, wo sie Stimmen hört, die nach Nachbarin Silke rufen. Unten kommt Wasser, braun und stinkend, die Stufen hoch. „Wir müssen das Auto wegfahren“, schießt es ihr durch den Kopf. „Niemand geht nach draußen“, sagt jemand, der es besser weiß.

Denn inzwischen hat eine Flutwelle die Straße überschwemmt. Im Treppenhaus steigt das Wasser. Schwimmende Gegenstände knallen gegen das Geländer. Bewohner hasten hoch. Oben sieht Kronen aus dem Fenster die Sterne, dazu einen Anblick, der sprachlos macht: „Man hätte meinen können, wir wären auf einem Kreuzfahrtschiff inmitten der Nordsee. Wir schauten aus unserer Kabine auf das offene Meer hinaus, nur dass wir dort wahrscheinlich Möwen und Leuchtturm-Lichter gesehen hätten, statt um uns herum schwimmende Autos, Fässer Wohnwagen, Kleinlaster, Gartenhäuser, Gartenlauben, Holzstämme, Holzstämme und noch mal Holzstämme.“

Dauerstress im Dreck

Entsetzen, Sorge um die Mutter und um den Sohn, der mitten in Ahrweiler wohnt, schnüren ihr die Kehle zu, verursachen Übelkeit. Nach der Horrornacht liegt bei Tageslicht das ganze Drama vor Augen. Von da an findet sie nachts kaum mehr Schlaf, wenn doch plagen sie, die stets als die „Starke“ galt, Albträume.

Fünf Tage nach der Flut stirbt die Mutter. Übermüdet, entkräftet von Räumungsarbeiten im Elternhaus und in anderen Häusern, Dauerstress im Dreck, Gestank, Krach, ohne Wasser und Strom, funktioniert Kronen dennoch. „Ich habe mir eingeredet, es geht mir gut, denn andere Schicksale waren viel gravierender als meines“, sagt die Mutter von vier erwachsenen Kindern, die in einer Reha-Klinik in Bad Neuenahr arbeitet und in ihrer Freizeit mit Leidenschaft Theater spielt. Als sie und ihr Mann ebenso wie alle Mieter aus dem betroffenen Haus ausziehen müssen, haben sie das Glück, bei den Schwiegereltern wohnen zu können.

Das Schreiben als Rettungsanker

Aber es ging ihr nicht gut: „Herzrasen, keine Luft, dann kommt die Angst“. Als Rettungsanker griff sie, „immer, wenn mir was wehtat“, zum Stift und notierte ihre Eindrücke. Sie verstand auch, dass psychologische Hilfe nottat und lernte als Erstes: „Ich muss mich nicht schämen für meinen Zustand“. Aus vielen Zetteln wurde schließlich ihr Buch, mit Gisbert Stenz als Herausgeber. Es geht dabei nicht um Literatur, sondern um ein ungefiltertes Erleben, in dem andere sich wiederfinden, getröstet und ermutigt fühlen können.

Das Buch, NBT-Verlag, 172 Seiten, 13,50 Euro, gibt es bei der Buchhandlung am Ahrtor, jetzt Elligstraße 20, und Buchhandlung Moses, Hauptstraße 83.

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