Sanierungen nach der Flutkatastrophe Swisttals Rat beschließt Priorisierung der Wiederaufbaumaßnahmen

Swisttal · Der Wiederaufbauplan der Gemeinde Swisttal nach der Flut ist umfangreich. Daher hat der Rat nun eine Priorisierung der notwendigen Maßnahmen in drei Kategorien beschlossen. Es geht nicht nur darum, den Zustand vor der Flut wiederherzustellen.

 Eine der zahlreichen kommunalen Baustellen nach der Flut ist das Swisttaler Rathaus. Im vergangenen Sommer zeigte Petra Kalkbrenner, wie viel zerstört ist.

Eine der zahlreichen kommunalen Baustellen nach der Flut ist das Swisttaler Rathaus. Im vergangenen Sommer zeigte Petra Kalkbrenner, wie viel zerstört ist.

Foto: Matthias Kehrein

Der Rat der Gemeinde Swisttal hat die Prioritätenliste Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause mit einstimmigem Votum auf den Weg gebracht. Etwa 1.300 Ausschreibungsverfahren seien nun für die Maßnahmen laut grober Schätzung von Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner notwendig. „Das ist eine Mammutaufgabe mit enormem Arbeitsaufwand“, stellte sie fest.

Projekte in drei Kategorien

Auf rund 74 Millionen Euro summieren sich die Schäden an Einrichtungen der Gemeinde Swisttal durch die Starkregen- und Hochwasserkatastrophe vom Juli letzten Jahres (GA berichtete). In diesem Betrag sind bereits für die nächsten fünf Jahre Kostenaufschläge von jeweils zehn Prozent eingerechnet. Der Wiederaufbauplan listet insgesamt 109 Projekte auf, die aus rund 220 Schadensstellen ermittelt und teils aus mehreren kleineren Einzelschäden zusammengefasst worden waren. Abgearbeitet werden sollen sie nach der nun beschlossenen Prioritätenliste, die die Verwaltung gemeinsam mit dem Projektmanagement Arge PBS Schumacher GmbH/ C&E Engineering & Consulting GmbH erstellt hat. Dabei gibt es drei Kategorien: Oberste Priorität haben alle Maßnahmen der kritischen Infrastruktur und öffentlicher Daseinsvorsorge wie Kanal, Gemeindestraßen, Gemeindebrücken, Schulen, Kitas oder Feuerwehr. In Kategorie zwei folgen Projekte mit sozialen Aspekten wie Dorfhäuser und Teile von Sportanlagen. In der dritten Kategorie schließlich „Sonstiges“ wie etwa Wegekreuze, Kriegerdenkmale oder Friedhofskreuze.

Unter den vielen Aufgaben steht bereits fest, dass die Turnhalle und die Sportlerheime in Odendorf abgerissen werden, weil die Standfestigkeit gefährdet ist. Gleiches gilt für das Bürgerhaus in Essig und das Feuerwehrgerätehaus in Heimerzheim. Das Dorfhaus Miel hingegen werde saniert, so Bürgermeisterin Kalkbrenner.

Sanierung sollte nachhaltig sein

Grundsätzlich gehe es zwar um die Wiederherstellung wie vor der Flut, wie Diplom-Ingenieur Jörg Timmermann vom Planungsbüro PBS Schumacher GmbH/ C&E Engineering & Consulting GmbH zu den kommenden Maßnahmen erläuterte. Aber darüber hinaus gelte es auch, nachhaltig zu sanieren. Dies bedeute immer eine Einzelfallbetrachtung, was an technischen Verbesserungen möglich sei unter Einhaltung der gültigen Fördervorgaben. „Man muss realistisch bleiben und sehen, dass man nicht alle Eventualitäten vorplanen kann“, sagte Bürgermeisterin Kalkbrenner. Punktuell werde Swisttal bei einigen Projekten besser dastehen als vorher, hatte die Bürgermeisterin in einer vorangegangenen Ausschusssitzung festgestellt. Es werde „komprimiert eine Menge erneuert“, was sonst erst in 30 bis 40 Jahren angepackt worden wäre. Timmermann bedauerte, dass es bislang noch keine Aussagen der Bezirksregierung zu den künftigen Überschwemmungsgebieten gebe. Manches könne nicht schnell in Angriff genommen werden, weil es mehrere Projektbeteiligte gebe, mit denen kooperiert werden müsse. Als Beispiel nannte er die Orbachstraße in Odendorf, eine Gemeindestraße. „Die ist einfach hin und muss vollständig überplant werden. Aber es gibt mehrere Projektbeteiligte wie den Erftverband“, sagte Timmermann.

Schäden an Kanalnetz nicht so schwer wie befürchtet

Ratsvertreter hakten unter anderem nach, wieso die Kanalsanierung erst für 2024 gelistet sei und wollten wissen, ob es bei Starkregen nicht Probleme geben könne. Das sah Timmermann nicht, denn bei Befahrungen in Heimerzheim (in Odendorf laufe die Befahrung zurzeit) sei festgestellt worden, dass die Flut nicht die befürchteten schweren Schäden verursacht habe. „Wir gehen deshalb davon aus, dass keine Gefahr hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Kanäle besteht“, so sein Fazit. Die Verrohrungen der Fließgewässer seien auf den ganzen 36 Kilometern durchgängig, wie Begehungen gezeigt hätten, insofern sei keine Gefahr im Verzug. Alle Fließgewässer sollten aber komplett neu profiliert werden, das solle zeitnah gleichzeitig geschehen (2023), dieses Ausschreibungsverfahren laufe schon.

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