Die vom THW errichtete Ahrtorbrücke ist seit Mittwoch für den Verkehr freigegeben Eine der wichtigsten Brücken der Stadt

Ahrweiler · Die neue Fahrzeugbrücke der L84 im Bereich des Ahrtors entlastet Gierenzheim, Bachem und den Durchgangsverkehr. Bad Neuenahr-Ahrweiler kehrt damit nun auch ein Stück weikt zur Normalität zurück.

 Offiziell freigegeben: Die neue Ahrtorbehelfsbrücke verbindet Orte und entlastet den Durchgangsverkehr.

Offiziell freigegeben: Die neue Ahrtorbehelfsbrücke verbindet Orte und entlastet den Durchgangsverkehr.

Foto: Martin Gausmann

Sie war es wert, dass zu ihrer Eröffnung ganz offiziell ein rot-weißes Band zerschnitten wurde: Am Ahrweiler Ahrtor gibt es wieder eine befahrbare Brücke der Ramersbacher Straße (L84) über die Ahr. Am gestrigen Mittwochnachmittag wurde das vom Technischen Hilfswerk (THW) errichtete Brückenbauwerk von THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner der Bevölkerung übergeben. „Das hätte auch schon zwei Tage vorher geschehen können, denn alles war fertig,“ meinten Passanten am Rande der Zeremonie.

Von Fußgängern und Radfahrern schon vor der Einweihung genutzt

Schon am Wochenende herrschte reger Radler- und Fußgängerverkehr auf dem Bauwerk, das für Fahrzeuge noch mit Gitterzäunen gesperrt war. Eigentlich sollte die Brücke schon vor zwei Wochen dem Verkehr übergeben werden – da hatte das THW seine Arbeit bereits erledigt. Was jedoch noch fehlte, waren die Anrampungen an beiden Seiten, mit denen der zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) erst in den vergangenen Tagen fertig wurde.

Mit der nördlichen Anrampung wurde auch gleich der Vorplatz der verbliebenen Gebäude des Ahrweiler Feuerwehrhauses bituminös hergestellt. Schon bald will die Wehr zumindest mit einigen Fahrzeugen dort wieder einziehen. Ganz nebenbei wurde westlich der neuen zweispurigen Verkehrsbrücke auch noch eine Fußgängerbrücke freigegeben, damit hat die östliche Fußgängerbrücke auf Höhe des Friedhofs ausgedient. Ob Fußgänger aber tatsächlich den vermeintlichen Umweg über die „kleine Brücke“ laufen, muss abgewartet werden.

Die Ahrquerung der L84 gleich neben dem Gerätehaus der Ahrweiler Feuerwehr war in der Nacht zum 15. Juli zur Hälfte von den Fluten der Ahr weggerissen worden – die Überreste der Brücke wurden schon wenige Tage später abgerissen. Wie wichtig das Bauwerk allein für die Kreisstadt ist, machte der Erste Beigeordnete der Stadt, Peter Diewald, im Gespräch mit dem General-Anzeiger deutlich: „Das Quartier Gierenzheim war ja mehr oder weniger von jeglicher Versorgung abgeschnitten, wie es überhaupt im südlichen Bereich der Ahr keine Einkaufsmöglichkeiten gibt“, so Diewald.

Bachemer Straße und Piusbrücke entlastet

Wer einkaufen wollte, musste sich in den vergangenen Wochen mit seinem Fahrzeug durch die meist verstopfte Bachemer Straße schlängeln und dann versuchen, über die Piusbrücke auf die Nordseite der Ahr zu kommen. Jetzt sind also nicht nur Gierenzheim, sondern auch Bachem und die Piusbrücke entlastet. Jetzt kann auch die Feuerwehr ein wenig zur Normalität zurückkehren – musste man doch seit der Flut Mitte Juli auf der Südseite der Ahr eine Einsatzbereitschaft vorhalten. Ein Job, den in den ersten Wochen Wehren aus vielen Teilen Deutschlands übernahmen und sich dabei abwechselten.

Die Ahrtorbrücke ist aber nicht nur eine Entlastung für die westlichen Teile der Kreisstadt, sondern auch für den Durchgangsverkehr. Die Brücke ist Teil der Landesstraße 84, die nach Ramersbach führt, von wo es weiter in Richtung Nürburgring geht. Dass diese so wichtige Brücke erst jetzt für den Verkehr wieder freigegeben ist, hat viele Gründe. Zum einen war der Bereich des Ahrtorparkplatzes Sammelplatz für sämtlichen Abfall, Sperrmüll, Schwemmgut oder Bauschutt aus der gesamten Ahrweiler Altstadt und aus den Bereichen in Richtung Bachem. Hier herrschte ein ständiger An- und Abreiseverkehr von Baufahrzeugen und Landmaschinen. Auch auf der südlichen Ahrseite gab es eine große Deponie mit ähnlicher Lagerung. Beides wurde mittlerweile abgefahren, der Verkehr der Ladefahrzeuge hat abgenommen. Hinzu kam aber auch, dass die Ahr im Bereich der Ahrtorbrücke ganz besonders heftig wütete und große Teile der Uferbefestigung wegriss. Und eine Behelfsbrücke kann nicht ewig lang sein.

Eine Brücke dieser Größenordnng kostet rund eine Million Euro

Das Bauwerk, dass jetzt entstanden ist, ist baugleich mit der ersten THW-Behelfsbrücke, die in Bad Neuenahr über die Landgrafenbrücke führt. THW-Experte Gunnar Kreidl war von Baubeginn bis Fertigstellung als Berater vor Ort, so wie er für alle mehr als zwei Dutzend Brücken, die das Hilfswerk errichtet, Fachberater vor Ort ist. „Bei der provisorischen Ahrtorbrücke für den Verkehr handelt es sich um ein Brückenbauwerk aus dem Fundus des Bundesverkehrsministeriums, dass für Katastrophen oder den Einsatz in Kriegsgebieten vorgehalten wird“, so Kreidl. Die Kosten für eine solch große Brücke, wie sie das THW in Bad Neuenahr erstmals und nun in Ahrweiler zum zweiten Mal errichtete, schätzt er auf rund eine Million Euro. Solch große Brücken hat das THW nicht in seinem Bestand. „Kleinere schon, wie die rund 40 Meter lange, einspurige Brücke, die bald zwischen Heppingen und Heimersheim montiert wird“, so der Fachberater. Sie wird die vorerst letzte Brücke sein, die im Gebiet der Kreisstadt als Provisorium über die Ahr geführt wird.

Regelmäßige Inspektionen erforderlich

Kreidl schätzt, dass es drei bis fünf Jahre dauern wird, ehe die Behelfsbrücken wieder abgebaut und neue Brücken eingeweiht werden können. Bis dahin muss jedes der Provisorien alle drei Monate in Augenschein genommen und auf Defekte überprüft werden. „Alle drei Jahre gibt es dazu eine kleine und alle sechs Jahre eine große Inspektion“ so der Fachmann, der noch mindestens eine Handvoll Brückenbauwerke an der Mittel- und der Oberahr vor sich hat. „Am Ende dürften dann alle 16 THW-Ortsgruppen, die sich mit Brückenbau beschäftigen, mindestens einmal an der Ahr gewesen sein“, fügt Kreidl hinzu.

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