Kinderarztpraxen im Siebengebirge Clowns sensibilisieren Eltern im Umgang mit dem Smartphone

Siebengebirge · Das Projekt Familie Digital der Familienberatungsstelle für die Städte Bad Honnef und Königswinter möchte Eltern im Umgang mit ihren Smartphone sensibilisieren - und das, wenn die Kinder dabei sind. Aber was hat es dabei mit Clowninnen in Arztpraxen auf sich?

 Die Clowninnen Tinta und Elsa zeigen den Kindern der Villa Kunterbunt, wie man sich richtig verbeugt.

Die Clowninnen Tinta und Elsa zeigen den Kindern der Villa Kunterbunt, wie man sich richtig verbeugt.

Foto: Frank Homann

Was machen Clowns im Wartezimmer? Herumalbern, Grimassen schneiden und lustige Lieder spielen? Bestimmt. Aber diesmal sollen sie vor allem den Spiegel vorhalten – und zwar den Eltern in den Kinderarztpraxen im Siebengebirge. Denn an Orten wie diesen, an denen Kinder aufgeregt sind oder gar etwas ängstlich wegen der bevorstehenden Behandlung haben, beobachtet Kinderarzt Tilman Geikowski immer wieder, dass Eltern nicht für ihre Kinder da sind, sondern Mails checken, Telefonate führen oder Nachrichten auf dem Smartphone lesen. Ein Missstand, wie Tatjana Luberg von der Familien- und Erziehungsberatungsstelle (FEB), und Geikowski finden.

Kinder benötigen Aufmerksamkeit für eine gesunde Entwicklung

Kinder benötigen die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Eltern für eine gesunde Entwicklung. Das Projekt „Was machen Clowns im Wartezimmer?“ ist Teil des Präventionsprojekts Familie Digital der FEB; gestartet war es im vergangenen Jahr. Es soll auf dieses Problem aufmerksam machen und Eltern dahingehend sensibilisieren, bewusst mit ihrem Handy umzugehen.

In den Kinderarztpraxen herumtollen werden die beiden Clowninnen Elsa und Irrmi. Auch vor den Behandlungsräumen sind sie unterwegs. Das Ziel: „Ungeteilte Aufmerksamkeit erlebbar machen“, erklärt Eva-Maria Michel alias Clownin Elsa. Dabei werden sie stark den Kontakt zu Eltern und Kind suchen. Luberg wird die Clowninnen auf ihrem Einsatz begleiten und Informationen zu dem Projekt bereitstellen.

Medienkompetenz der Eltern im Fokus

„Wir möchten die Medienkompetenz der Eltern stärken und sie zu Vorbildern machen“, sagt Luberg - ihnen das Smartphone sozusagen bildlich aus der Hand zu nehmen. Denn: Erste Studienergebnisse würden bereits vor dem Einfluss der Mobiltelefone auf die Kommunikation zwischen Eltern und Kind warnen. „Besonders Kleinkinder kommunizieren stark über Mimik. Wenn sie dann ihren Eltern gegenüber sind, die mit starrer Miene auf ihr Handy schauen, ist die Kommunikation unterbrochen und gestört.“

Die Idee, das Projekt Familie Digital in die Kinderarztpraxen zu bringen, kam von Kinderarzt und Vater Geikowski. „Selbst während der Behandlung gehen Eltern an ihr Handy, telefonieren und sind nicht für ihr Kind da. Getröstet wird dann, indem den Kindern das Smartphone mit einem Video vorgehalten wird - nicht etwa mit Aufmerksamkeit“, berichtet Geikowski. Mittlerweile sei dieses Verhalten nicht mal mehr die Ausnahme.

Clowns besuchen Kinderkliniken, aber auch Seniorenheime

Klinik- und Kontaktclowns sind in der Kindermedizin ein fast ebenso wichtiges Therapiemittel wie Medikamente. Denn: „Lachen aktiviert die Selbstheilungskräfte“, wie es auf der Website der gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft (gUG) „Wir bringen ein Lachen“ heißt. Die gUG entsendet ihre acht Klinikclowns in Kinderkliniken, Seniorenheime und weitere Einrichtungen.

Darunter sind auch Tinta und Elsa, die an diesem Nachmittag die Kinder der Kindertagesstätte Villa Kunterbunt zum Lachen bringen. Renate Dohm, die Frau hinter Clownin Tinta, leitet mit ihrem Mann seit 2016 gemeinsam die gUG. „Es mangelt an gut ausgebildeten Clowns“, sagt die Sozialpädagogin. Schlicht eine rote Clownsnase reiche nicht aus – eine künstlerische und pädagogische Ausbildung ist nötig. Für Klinikclowns sei es besonders wichtig, mit den Personen eine Verbindung aufzubauen – zwingend gelacht werden muss nicht immer, darf aber. Und dass das funktioniert, zeigen Elsa und Irrmi am 23. und 25. August gleich in drei Kinderarztpraxen im Siebengebirge.

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