„Ich bin doch kein Impfgegner!“ Niederkasseler wehrt sich gegen Instrumentalisierung

Niederkassel · Jens Babiak hat im Sommer eine Hirnblutung erlitten. Während der Niederkasseler im Krankhaus lag, ließen Impfskeptiker in den sozialen Medien verlauten, seine schwere Erkrankung sei Folge seiner Coronaschutz-Impfung.

 Jens Babiak wehrt sich gegen die Instrumentalisierung seiner Krankheit durch Impfgegner.

Jens Babiak wehrt sich gegen die Instrumentalisierung seiner Krankheit durch Impfgegner.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Jens Babiak ist in Niederkassel bekannt wie „ein bunter Hund“. Oder vielmehr wie der bunte Eisvogel, dem er mit vielen Fotos und so mancher Aktion zu Ruhm und Ehre verholfen hat – etwa in dem er ihn auf Schlüsselanhänger gedruckt und unter anderem zur Unterstützung heimischer Vereine verkauft hat. Zudem ist der 52-jährige Naturfotograf im Theaterverein Rheidt sowie im Vorstand des Bürgervereins Mondorf aktiv. Nach einer schweren Erkrankung kämpft er sich gerade in ein normales Leben zurück – und ärgert sich, dass Impfskeptiker seine Krankheit für ihre Zwecke missbraucht haben.

Mitte des vergangenen Jahres, genau am 12. August, erlitt Jens Babiak eine Gehirnblutung. Einen Monat zuvor, am 15. Juli, hatte er sich seine zweite Impfung abgeholt. Es folgten fünf Wochen Intensivstation, eine Woche Krankenstation, vier Wochen Rehabilitation, dann Ende November ein Rückfall, weshalb ihm in einer schwierigen Operation ein Shunt von der Schädeldecke bis in die Bauchhöhle gelegt wurde.

Da seine Erkrankung relativ kurz nach seiner zweiten Impfung auftrat, fragte Babiak selbst unter anderem beim zuständigen Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises nach, ob es vielleicht einen Zusammenhang geben könnte. Dazu habe der zuständige Arzt Christian Bestfater informiert: „Ich persönlich habe bisher noch nicht von der Nebenwirkung einer Subarachnoidalblutung nach Verabreichung einer Covid-19-Impfung gehört. Auch im aktuellen Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts ist kein einziger Fall einer Subarachnoidalblutung bekannt.“ Nur ein einziger ähnlich gelagerter Fall aus den USA sei bekannt, „ob dieser aber tatsächlich auf die Impfung mit Moderna zurückzuführen ist, bleibt unbekannt“, ergänzte der Mediziner. Sein Hausarzt ist laut Babiak gleicher Meinung.

Babiak, der seit 1993 in Niederkassel lebt, erobert sich gerade langsam aber sicher sein altes Leben zurück. „Ich bin immer noch krankgeschrieben, die Belastbarkeit ist nach wie vor gering“, sagt er. Das scheint aber all jene nicht zu interessieren, die den gebürtigen Sachsen-Anhalter für ihre Propaganda nutzen. „Ich habe aus dem Krankhaus über Facebook ein paar Posts geschickt, die mich mit einer Nadel im Kopf zeigen“, erzählt er. „Ich wollte kundtun, dass ich mich gut aufgehoben fühle. Schließlich hatte ich zu dem Zeitpunkt eine Überlebenschance von gerade einmal 50 Prozent.“

Niederkasseler fühlt sich missbraucht

Darauf sind viele Impfgegner angesprungen. Über den Messengerdienst Telegram ist er als Beispiel für schwerste Impfschäden benutzt worden. „Man hat ohne mein Wissen mein Facebookbild auf Telegram verbreitet. Was denken die sich denn? Ich bin doch kein Impfgegner. Ich habe jetzt sogar für den 15. Januar einen Boostertermin“, beschwert er sich.

Man habe ihm sogar den Vorwurf gemacht, dass er sich überhaupt habe impfen lassen. „Eine Dame hat mich mehrfach angeschrieben und mich per Facebook diagnostiziert. Ich leide ihrer Meinung nach unter einem Kapillarlecksyndrom, ausgelöst durch die Impfung“, sagt Babiak. Die Frau habe ihn nie gesehen und auch seine Fragen zu ihrer beruflichen Kompetenz niemals beantwortet. „Die haben mich einfach alle nur missbraucht“, ärgert sich Babiak.

Er ist wütend, will aber gegen die „Schwurbler“ nicht mit einem Anwalt oder gerichtlich vorgehen. „Ich hoffe, dass das jetzt bald ein Ende hat. Ich finde es widerlich, dass diese Menschen mich auf diese Art und Weise instrumentalisieren. Ich habe das Corona-Elend in den Krankenhäusern gesehen, warum sollte ich gegen das Impfen sein?“

Wer sich nicht sicher ist, ob eine Impfung für ihn grundsätzlich oder bei etwaigen Vorerkrankungen verträglich ist, findet Rat bei seinem Hausarzt. Informationen gibt es auch beim Paul-Ehrlich-Institut (www.pei.de) sowie beim Rhein-Sieg-Kreis auf www.rhein-sieg-kreis.de/corona.

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