Rückblick auf 2021 Impfneid, Starkregen und Badeaufsicht im Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Das Jahr 2021 war geprägt von der Pandemie wie schon das Jahr zuvor. Seit dem Sommer hält die Region außerdem die Flutkatastrophe und ihre Folgen in Atem. Begonnen hat das Jahr mit dem Stillstand des Lockdowns. Bis zum ersten Aufreger dauerte es aber nicht lange.

 Bereits im Juni wurde Hennef-Lanzenbach von einem Unwetter schwer getroffen.

Bereits im Juni wurde Hennef-Lanzenbach von einem Unwetter schwer getroffen.

Foto: dpa/David Young

Januar: Die Impfungen gegen das Coronavirus begannen schleppend – der Impfstoff war knapp. Dass auch Hennefs Bürgermeister Mario Dahm sich bei einer der ersten Impfaktionen die begehrte Spritze setzen ließ, sorgte für harsche Kritik und wütende Reaktionen nicht nur aus der Region, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet. In der Folge wurde das Konzept für die Verwertung von übrigen Impfstoffdosen geändert.

Februar: Das Impfzentrum des Rhein-Sieg-Kreises nahm am 8. Februar den Betrieb in der Sankt Augustiner Kinderklinik auf. Geimpft wurde streng nach Priorisierung. In den ersten Wochen gab es deshalb lange Schlangen von älteren Mitbürgern am Impfzentrum. Immer wieder wurde die Forderung nach einem zweiten Impfzentrum im Linksrheinischen laut.

März: Polizisten fanden einen 45 Jahre alten Siegburger tot in seiner Wohnung, getötet durch mehrere Kopfschüsse. Bei den Ermittlungen geriet ein 50 Jahre alter Bekannter des Mannes ins Visier und wurde schließlich auch wegen Totschlags angeklagt. Das Bonner Landgericht lehnte die Eröffnung des Verfahrens allerdings Ende November ab. Es sieht Parallelen zu einem Tötungsdelikt in Windeck: Dort hatte ein 34-Jähriger zunächst eine 33 Jahre alte Frau mit mehreren Kopfschüssen getötet und dann sich selbst. Die Tatwaffe soll identisch sein mit der Mordwaffe in Siegburg.

April: Elf gerissene Schafe und fünf verschwundene Lämmer deuteten im April zum ersten Mal im Jahr 2021 darauf hin, dass ein Wolf auf Beutezug war. Das Leuscheider Rudel, das sich in der Nähe von Eitorf niedergelassen hatte, war zu dem Zeitpunkt schon bekannt. In diesem Jahr allerdings gab es weitere Beutezüge, die nach der DNA-Analyse eindeutig einem Wolf zugeordnet werden konnten. Simon Darscheid, der Bezirksvorsitzende des Schafzuchtverbandes Nordrhein-Westfalen, macht dafür einen neu zugewanderten Rüden verantwortlich. Der Rüde stieß im März 2021 zum Leuscheider Rudel. Er sorge seitdem regelmäßig für Probleme, so der Schäfer. Inzwischen hat er häufiger zugeschlagen, so dass Achim Hallerbach, Landrat des Landkreises Neuwied, schließlich sogar den Abschuss des Problemwolfes forderte.

Mai: Es war einer der schwersten Störfälle der vergangenen Jahrzehnte, der im und um das Siegwerk Ende Mai für einen Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sorgte. Beim Umfüllen hatte sich ein Produkt entzündet und Teile einer Produktionshalle in Brand gesetzt. Die Siegburger waren über Stunden aufgerufen, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Zwei Feuerwehrleute wurden verletzt. Insgesamt waren 330 Einsatzkräfte im Einsatz.

Juni: Nach zwei Jahre währender Sanierung war das Sankt Augustiner Freibad ab Juni wieder geöffnet. Zugleich hat sich eine eigens dafür gegründete Kommission Gedanken über die Zukunft der Sankt Augustiner Bäderlandschaft gemacht. Deren Vorschlag ist die Politik gefolgt: Das Hallenbad Niederpleis und das Sankt Augustiner Freibad sollen saniert und auf dem Mendener Freibadgelände ein zusätzliches Hallenbad gebaut werden.

Noch bevor die Jahrhundertkatastrophe das Ahrtal, die Eifel und das Vorgebirge flutete, wurden auch einzelne Orte im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis von punktuellem Starkregen getroffen. Der ging unter anderem am 4. Juni in Hennef-Lanzenbach nieder. Sintflutartige Regenmassen fluteten Keller, verwandelten Straßen in Flüsse, ließen Hänge abrutschen. 530 Mal waren Feuerwehrleute aus der gesamten Region im Einsatz. Die Wassermassen ließen Schlamm und Geröll zurück – und einen roten Kleinwagen im Rosentaler Bach. Noch zwei Tage später pumpten Anwohner und Feuerwehr Schlamm und Wasser aus den Kellern. Die Anwohner halfen sich gegenseitig, die Stadt half unter anderem mit einer Reihe von Containern, in die sie ihre unbrauchbaren Möbel entsorgen konnten.

Juli: Ein Ort im rechtsrheinischen blieb auch von der Juli-Flut nicht verschont. In Lohmar trat die Agger über die Ufer, zeitweise befürchteten die Anwohner, der Damm könne brechen. Rund 50 Menschen suchten in der Nacht Zuflucht in der Jabachhalle, die meisten allerdings wollten ihre Häuser nicht verlassen. Die Überschwemmungen erreichten auch den Campingplatz in Lohmar. Einer der Campingplatz-Bewohner berichtete, dass ein kleiner Wohnwagen komplett von den Fluten mitgerissen worden sei. Dabei blieben die Lohmarer weitgehend auf sich gestellt – alle verfügbaren Einsatzkräfte waren in den linksrheinischen, weit schwerer getroffenen Katastrophengebieten unterwegs.

August: Als Antwort auf zwei Todesfälle am Rotter See in Troisdorf setzte die Stadtverwaltung verschiedene Maßnahmen um. Seit August herrscht am gesamten Ufer ein Alkohol- und Glasverbot, um Verletzungen und Risikoverhalten zu unterbinden und auch den Lärm zu reduzieren. Ein sicherer Schwimmbereich ist mit einer Bojenkette abgetrennt und wird an heißen Tagen von Mitarbeitern der DLRG überwacht. Bereits im Mai mussten Taucher der DLRG Rhein-Sieg zwei Mal mit nur wenigen Tagen Abstand ausrücken. Zwei tote Badegäste kurz hintereinander, das rief alle Beteiligten an einen runden Tisch, an dem schließlich die Badeaufsicht und weitere Maßnahmen beschlossen wurden.

Im August war dann auch das Siegburger Rathaus leer. Jahrelang diskutierte die Politik über die Zukunft des Siegburger Rathauses. Für dessen Sanierung sprachen sich 2018 die Siegburger in einem Ratsbürgerentscheid aus. Die begann Mitte des Jahres. Alle Mitarbeiter sind nun über die Stadt in Interimsbüros verteilt. Die Schadstoffsanierung ist fast abgeschlossen, sodass 2022 der Wiederaufbau beginnen kann. 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. 

September: Als gleichzeitig zur Sanierung der B 42 am Rhein entlang auch ein Abschnitt der A 3 gesperrt wurde, brach der Verkehr in der Region zeitweise zusammen.

Oktober: Mit dem 1. Oktober waren die Haus- und Betriebsärzte wieder allein für die Impfungen gegen das Coronavirus zuständig – das zentrale Impfzentrum wurde wie geplant geschlossen. Auch die Tests in den Testzentren sollten ab dem 10. Oktober kostenpflichtig sein, waren es aber nur vorübergehend.

November: Mit einer Resolution wollte die Verkehrskommission des Regionalrates Köln im November die neue Ampelkoalition in Berlin dazu bewegen, den Bau der Rheinspange zwischen der linksrheinischen A 555 und der rechtsrheinischen A 59 zu beschleunigen. Aber nicht alle waren dafür. Vor fünf Jahren herrschte dagegen noch große Einmütigkeit – über alle Parteigrenzen hinweg. Und so forderten damals Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam den Bau einer lange diskutierten „Rheinbrücke zwischen Wesseling und Niederkassel“. Doch 2020 werden die Differenzen immer deutlicher, je näher es an eine klar bestimmte Trasse kommt. Wesseling lehnt die Autobahnverbindung zwischen A 555 und A 59 ebenso ab wie Bornheim und etliche Bürgerinitiativen zwischen Bonn und Köln.

Dezember: Ein Brand in einem Umspannwerk trennte Mitte Dezember die Orte Much, Ruppichteroth und Neunkirchen-Seelscheid vom Stromnetz. Mehr als 24 Stunden waren die 41 000 Einwohnerinnen und Einwohner der drei Orte ohne Strom. Die lange Zeit ohne Elektrizität hinterließ Spuren: Einer Apotheke entstand ein Sachschaden von rund 15 000 Euro, weil die Kühlung ausfiel und Medikamente damit unbrauchbar wurden. Supermärkte, Restaurants und weitere Gewerbebetreibende mussten viel Ware entsorgen.

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