Hahn Hugo sorgt für Ärger auf Niederkasseler Hof Zoff im Hühnerstall

Niederkassel · Eine Unbekannte hat Hahn Hugo im Stall der Niederkasseler Landwirte Becker ausgesetzt und einen Brief mit der Bitte um Hilfe hinterlassen. Doch im Hühnermobil konnte er nicht bleiben.

 Wieder Ruhe im Stall: Die Hühner genießen ihr Leben rund ums Hühnermobil auf dem Becker Hof, jetzt ohne fremden Hahn.

Wieder Ruhe im Stall: Die Hühner genießen ihr Leben rund ums Hühnermobil auf dem Becker Hof, jetzt ohne fremden Hahn.

Foto: Dieter Hombach

Friedlich picken 440 Hühner rund um ihr mobiles Wohnhaus, ein sogenanntes Hühnermobil, auf der Wiese herum. Bewacht und begleitet werden sie von sieben Hähnen. Diese Idylle auf dem landwirtschaftlichen Hof der Familie Becker in Uckendorf wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag erheblich gestört. „Als ich am Freitagmorgen nach meinen Hühnern gesehen habe, fiel mir ein Zettel am Hühnermobil auf. Was da stand, konnte ich zuerst nicht glauben“, erzählt Julia Becker.

Den Zettel hatte eine offensichtlich verzweifelte Dame geschrieben. „Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen meinen Hahn Hugo aufs Auge gedrückt habe. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen, denn der Hahn greift meinen Mann und mich an, und mein Mann wollte ihn schon schlachten“, hieß es da. Julia Becker öffnete die Tür zu dem Hühnermobil - und da stand er: Hugo, ein zwei Jahre alter Sundheimer Hahn, kampfbereit und aggressiv, um auf sie loszugehen.

„Zum Glück hatte die Halterin Hugo in den Vorraum des Hühnermobils gesperrt, sodass er nicht mit den anderen Hühnern in Kontakt kommen konnte“, so die Diplom-Agraringenieurin. Doch was sich für einen Außenstehenden amüsant anhört, hätte für die Hühner böse Folgen haben können. Salmonellen, Bronchitis und Wurmbefall sind nur einige der Krankheiten, die ein fremdes Tier in eine Hühnerschar tragen kann. Außerdem, so Becker, haben Hühner eine, im wahrsten Wortsinn, Hackordnung.

Keine Chance für ein fremdes Huhn

„Unsere Hühner sind alle am gleichen Tag geboren und leben von Anfang an zusammen. Ein fremdes Huhn hätte keine Chance, dort aufgenommen zu werden. Es würde zu Kämpfen untereinander kommen.“ Vor einem Jahr gab es schon einen unfreiwilligen Zuwachs im Stall, als ein Jugendlicher den Beckers ein Huhn in einer Nacht-und-Nebel-Aktion untergeschoben hatte, ein unüberlegtes Geschenk seiner Freunde zum 18. Geburtstag. „Danach hatten wir Dutzende tote Hühner zu beklagen, und unsere Kunden bekamen keine Eier“, so Becker.

Unterstützt von ihrem Mann Andreas, beide mit dicken Handschuhen ausgerüstet, gelang es schließlich, Hugo in Gewahrsam zu nehmen. Den Aufruf der Landwirtin auf Facebook, auf der Suche nach einer Lösung, lasen viele Menschen, und gleich fünf von ihnen wollten Hugo ein neues Zuhause geben. „Ich habe mir denjenigen ausgesucht, der Erfahrung mit Hühnerhaltung hat und Hugo sicher ein gutes Zuhause bieten wird. Jetzt ist der Ehefrieden bei Hugos ehemaligen Haltern wieder gesichert, dem Hahn geht es gut. Hugo kommt nicht in den Suppentopf, und unsere Hühner können das tun, was sie am liebsten machen: scharren, picken und nach Würmern suchen“, sagt Julia Becker erleichtert.

Die Landwirtin erhält wöchentlich Anfragen, ob sie Hühner aus Hobbyhaltung übernehmen könnte. „Das muss ich leider aus vorgenannten Gründen ablehnen. Ich helfe und berate aber gerne. Nur bitte nicht hierherbringen“, so ihr Appell.

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