Corona-Ausbruch in Ruppichteroth Altenheim „Haus Tusculum“ weist Zahlen zurück

Rhein-Sieg-Kreis · Der Geschäftsleiter von Haus Tusculum in Ruppichteroth widerspricht den Fallzahlen des Gesundheitsamtes zum dortigen Corona-Ausbruch. Der Kreis hält jedoch an den Zahlen fest.

 Symbolfoto: „Die Zahlen sind falsch“, sagt der Leiter von Haus Tusculum in Ruppichteroth.

Symbolfoto: „Die Zahlen sind falsch“, sagt der Leiter von Haus Tusculum in Ruppichteroth.

Foto: dpa/Oliver Berg

Jens Brähmer, der Geschäftsleiter des Altenheimes Haus Tusculum in Ruppichteroth, widerspricht den vom Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises kommunizierten Corona-Fallzahlen in seiner Einrichtung. Wie am Samstag berichtet, teilte Landrat Sebastian Schuster in der Pressekonferenz am Freitag mit, dass im Haus Tusculum 16 Bewohner sowie 13 Mitarbeitende mit dem Coronavirus infiziert seien. „Diese Zahlen sind falsch“, sagt Geschäftsleiter Jens Brähmer am Telefon auf GA-Anfrage.

Es gebe lediglich vier positiv getestete Bewohner. „Sie sind symptomlos und leiden unter den Einschränkungen.“ Brähmer widerspricht auch der Darstellung des Landrates vom Dienstag, dass nur rund ein Drittel der Bewohner und Mitarbeiter des Heimes geimpft seien, was der niedrigsten Quote im Rhein-Sieg-Kreis entspreche. So seien 50 der 87 Bewohner geimpft, also über 57 Prozent. Am Donnerstag gebe es einen weiteren, dritten Impftermin. Dazu sind laut Rhein-Sieg-Kreis 23 Personen angemeldet.

„Schleierhaft“, weshalb Gesundheitsamt Zahlen kommuniziere

Dass rund ein Drittel des Personals geimpft ist, bestätigt Brähmer jedoch. Er halte diese Zahl für eine „passable Quote“. Auf die Frage, wie er sich diese vergleichsweise geringe Zahl an geimpftem Personal erkläre, antwortete er: „Das weiß ich nicht. Wir sind unserem Informationsauftrag nachgekommen. Schlussendlich muss die Entscheidung aber jeder selber treffen.“ Auch seien Personalausfälle zu bedenken, da etwa zehn Prozent der Geimpften nach der zweiten Impfung ausgefallen seien.

Ihm sei „schleierhaft“, weshalb das Gesundheitsamt die seiner Meinung nach falschen Zahlen kommunizierte. Er sei diesbezüglich in Gesprächen mit Anwälten. Eine absichtliche Falschinformation will Brähmer den Behörden nicht vorwerfen, sondern sieht darin eine „mangelnde Organisation vonseiten des Kreises“. Er wünsche sich eine „gute Kooperation“ mit dem Gesundheitsamt. Es habe von seiner Seite Gesprächsangebote gegeben, die jedoch abgelehnt wurden.

„Die Aussagen sind nicht zu beanstanden“

Im Haus Tusculum seien laut Brähmer bislang sieben Bewohner an oder mit Corona gestorben. „Im Schnitt sterben hier 30 Bewohner im Jahr. Viele verstehen nicht, dass viele von ihnen präfinal sind“, sagt er mit Blick auf sein Klientel, in dem Menschen in ihrer letzten Lebensphase stehen. „Hier ist nichts fehlerhaft gelaufen, das kann jeder bezeugen.“

Der Rhein-Sieg-Kreis bestätigt auf Anfrage die bereits kommunizierten Zahlen zu Infektionen und Geimpften. „Bis zum 15. März 2021 waren in der Einrichtung 16 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter akut mit dem Covid19-Virus infiziert“, schreibt Kreisspecherin Rita Lorenz.

Seit Dienstag, nach Ablauf der Quarantäne, gelten alle Personen als genesen. „Ausweislich der dem Rhein-Sieg-Kreis vorliegenden Informationen“ seien bis Mittwochnachmittag 33 der 87 Bewohner – also 38 Prozent – sowie 28 der 107 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – das entspricht 28 Prozent – gegen das Corona-Virus geimpft. Lorenz ergänzt: „Die Aussagen, die Landrat Sebastian Schuster in der Pressekonferenz getätigt hat, sind somit nicht zu beanstanden.“

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