Bahnstrecke Beuel-Großenbusch Für das Gewerbe der Region war die Bahn einst unverzichtbar

Sankt Augustin · Auf der Strecke wurde einst Ton von Hangelar aus transportiert, Basalt aus Limperich geholt und Treibstoff zum Hangelarer Flughafen gebracht. Heute wird die Strecke Beuel-Großenbusch nur noch einmal im Jahr befahren. Lokführer Michael Kelm holt ihre Geschichte aus dem Schatten.

 Autor Michael Kelm mit seinem Buch über die Kleinbahn Beuel-Großenbusch.

Autor Michael Kelm mit seinem Buch über die Kleinbahn Beuel-Großenbusch.

Foto: Ingo Eisner

Regulären Personenverkehr gab es auf der Strecke nie. Für zahlreiche Gewerbebetriebe wie die Tonwarenfabriken in Hangelar und die Basaltbrüche in Limperich war sie als Transportmittel lange Zeit unverzichtbar. Im Zweiten Weltkrieg diente sie sogar zum Treibstofftransport für den Hangelarer Flugplatz. Die Hochzeit der Kleinbahn „Beuel-Großenbusch“ liegt Jahrzehnte zurück und die sieben Kilometer lange Strecke führte schon damals eher ein Schattendasein.

2009 wurde der Güterverkehr dann endgültig eingestellt. Michael Kelm machte sie jetzt in der Stadtbücherei Sankt Augustin noch einmal lebendig. Der Lokführer hat sich der Kleinbahn Beuel-Großenbusch umfangreich gewidmet, ein Buch darüber geschrieben und ließ nun die Geschichte der Strecke noch einmal Revue passieren.

Dampflok zog die Bahnen

Mehr als 50 Gäste waren der Einladung des Augustiner Stadtarchivs gefolgt, um sich von Kelm in eine Zeit entführen zu lassen, in der noch eine Dampflok Güterwagen zwischen Hangelar und Beuel zog. Das Buch, das der 59-Jährige über diese Strecke geschrieben hat, erschien vor einem Jahr und diente dabei als Grundlage. „Ich habe mit Unterstützung von einigen Helfern etwa ein Jahr daran gearbeitet“, sagt Kelm, der als Lokführer täglich zwischen Köln und Koblenz unterwegs ist, seit 2013 in Hangelar wohnt und Mitglied des Freundeskreises Rhein-Sieg-Eisenbahn ist.

Die Gäste erhielten von ihm einen 90-minütigen Vortrag über die abwechslungsreiche Geschichte der Kleinbahn und bekamen überdies zahlreiche stimmungsvolle Bilder zu sehen. Erste Schienenbahnen gab es im Beueler Raum schon vor mehr als 200 Jahren, nämlich als Pferdebahn zu den Alaunhütten auf der Hardt. Ab 1850 wurden Dampflokomotiven zu den Basaltbrüchen am Finkenberg eingesetzt. Die Initiative zum Bau der Kleinbahn ging von den Tonwarenfabriken und Basaltbrüchen aus.

Güterverkehr bis 2009

Realisiert wurde die Strecke von Beuel nach Großenbusch sowie dem Abzweig nach Limperich-Küdinghoven von der Frankfurter AG für Bahn-Bau und Betrieb (BBB) und im Dezember 1900 von der Deutschen Eisenbahn-Gesellschaft (DEG) mit zwei fabrikneuen Dampflokomotiven in Betrieb genommen. Bis zum Ersten Weltkrieg war die Strecke gut ausgelastet, vor allem aufgrund der Lieferungen aus den Basaltbrüchen bei Limperich. Mit der Schließung der Steinbrüche am Finkenberg begann in den 20er Jahren des vergangen Jahrhunderts allerdings der Niedergang. Hinzu kamen Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs. In den 1950er-Jahren befuhren zwar noch täglich zwei Güterzüge die Strecke, zum 1. Dezember 1965 wurde der Abschnitt Hangelar-Großenbusch allerdings aus wirtschaftlichen Gründen endgültig stillgelegt und Anfang der 1970er Jahre abgebaut.

1994 trennte sich die DEG von ihrer Kleinbahn. Die Stadt Bonn kaufte die 4,6 Kilometer lange Reststrecke zwischen Hangelar und Beuel Pützchen und verpachtete sie an die Rhein-Sieg-Eisenbahn. Bis 2009 wurde noch die Firma Calderys in Hangelar für den Güterverkehr von der Rhein-Sieg-Eisenbahn angefahren. Nach der Schließung des Werks endete endgültig der Güterverkehr. Seit 1995 verkehren allerdings jedes Jahr am zweiten Wochenende im September Personenzüge zwischen Hangelar und Beuel-Pützchen, die Menschen zu Pützchens Markt transportieren. Ob diese überaus beliebten Fahrten eine Zukunft haben, weiß Michael Kelm nicht. „Ich hoffe es“, sagte Kelm. „Noch ist die Strecke nicht stillgelegt.“

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