Essensausgabe in Heimerzheim Kardinal Woelki spricht mit Betroffenen der Flut

Swisttal-Heimerzheim · In Heimerzheim wird täglich für Flutopfer und Helfer gekocht. Am Pfarrzentrum geht es aber um mehr als nur Nahrung, wie Kardinal Woelki bei einem Besuch erfuhr.

 In Heimerzheim spricht Kardinal Rainer Maria Woelki mit Hochwasserbetroffenen wie Hanne Moll (r) und Ursula Wingender.

In Heimerzheim spricht Kardinal Rainer Maria Woelki mit Hochwasserbetroffenen wie Hanne Moll (r) und Ursula Wingender.

Foto: Matthias Kehrein

Das Hochwasser ist gut sechs Wochen her. Die Straßen in Heimerzheim sind größtenteils aufgeräumt. Aber in den Häusern fehlt es noch oft am Nötigsten: manchmal an Strom, oft an Küchen oder Kühlschränken. Darum gibt es täglich von 12.30 bis 14.30 Uhr warme Mahlzeiten am katholischen Pfarrzentrum. Eine ehrenamtliche Einrichtung, die sich am Dienstag der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ansah.

Es begann mit Dosensuppen

Nachdem Foodtrucks und Hilfsorganisationen sich zurückgezogen hätten, erzählt Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elisabeth Wilhelmi-Dietrich, seien die Ehrenamtlichen hier in die Lücke gesprungen. Erst einmal sehr provisorisch mit Dosensuppen, wie sich Pater Marek Madej erinnert. Und schon nach zwei, drei Tagen kamen zahlreiche hungrige Besucher zum Pfarrzentrum.

Rund 50 bis 60 Personen seien es nun täglich, so Wilhelmi-Dietrich. Gekocht wird, was die Tafel und örtliche Händler an Lebensmitteln spenden, bei Bedarf ergänzt um Einkäufe der Kirchengemeinde. Dank des Vereins Familien in Not stehen dazu Kochplatten, Kühlschränke und Spülmaschine im sonst ausgeräumten Pfarrzentrum.

Die Menschen kommen auch wegen der Gespräche

Zum Kardinalsbesuch gibt es Milchreis mit Kirschen und Lauchsuppe. Eigentlich, so der Plan, sollte der Gast beim Austeilen helfen. Aber das haben Antje Kreider, Nicole Merten und weitere Helferinnen ganz gut im Griff. So bleibt Woelki mehr Zeit für das, was auch so viele andere jeden Tag hierher bringt: Gespräche. Die Besucher erzählen vom Wasser. Von der Nacht, in der die Häuser überflutet wurden. Vom Aufbau, von den Anträgen und überhaupt vom Leben derzeit.

Wie Ursula Wingender und Hanne Moll. Die eine wohnte in der Bachstraße, die andere an der Euskirchener Straße. Beide traf das Hochwasser, jetzt sind sie im Hotel Weidenbrück untergekommen und haben sich dort angefreundet.

„Wir halten zusammen“, gibt sich die 74-jährige Moll kämpferisch. „Die Anteilnahme war unwahrscheinlich groß. Die Nachbarn haben alle mit angepackt.“

Wingender ist 84. Während sie die Suppe isst und Bekannte grüßt, berichtet sie: „Ich wäre fast ertrunken.“ Gerade noch so sei sie in die höher gelegene Wohnung ihrer Tochter gekommen. Dort sollte sie mit einem Hubschrauber rausgeholt werden, aber die Seniorin lehnte das ab. „Dafür bin ich zu alt.“

Woelki: Ein bedrückendes Erlebnis zu erfahren, wie die Menschen vom Hochwasser betroffen sind

Die beiden Damen gehen nach dem Essen, andere kommen. Ein ganzer Trupp Arbeiter in roten Overalls, eine Mutter mit Kind, viele Senioren. Kardinal Woelki setzt sich zu den Leuten, hört zu, redet mit.

„Es ist ein bedrückendes Erlebnis zu erfahren, wie die Menschen vom Hochwasser betroffen sind“, sagt er nach fast zwei Stunden. Das Engagement am Pfarrzentrum lobt er ausdrücklich. Es sei nicht nur ein Ort, an dem Nahrung aufgenommen und verteilt werde. „Es ist ein Ort, wo es soziale Begegnung gibt, ein Miteinander.“ Denn: „Allein das Erzählenkönnen hilft schon ein stückweit, mit den Sachen fertig zu werden.“

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