Ehrenamtliche müssen sich anmelden Wachtberg erlaubt private Grünpatenschaften

Wachtberg · In vielen Kommunen ist es schon gang und gäbe, dass sich die Bürger um Grünflächen kümmern. In Wachtberg war es bislang eher geduldet. Nun jedoch sind Grünpaten im Ländchen ausdrücklich willkommen. Der Lohn ist eher ideeller Natur.

 Auf einer Baumscheibe in Adendorf sind bereits Blutstorchenschnabel, Doldenmilchstern und Lavendel gepflanzt.

Auf einer Baumscheibe in Adendorf sind bereits Blutstorchenschnabel, Doldenmilchstern und Lavendel gepflanzt.

Foto: Petra Reuter

Bei manchen Themen muss man lange im politischen Geschäft Wachtbergs aktiv sein, um Änderungen mitzuerleben. So ging es in dieser Woche Ingo Steiner (Grüne), dem Vorsitzenden des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität, in der Berkumer Schulaula. Unter Punkt 4 der Tagesordnung fand sich nämlich das von der Verwaltung erstellte Konzept, wonach Bürger Grünpatenschaften übernehmen können. „Als ich mit meiner Ratsarbeit angefangen habe, wollte ein Kunde von mir mal eine Baumscheibe pflegen und durfte das nicht“, erinnerte sich Steiner.

Die Aktionsgemeinschaft für den Schutz der Landschaft in Wachtberg und Umgebung hatte 2018 entlang der Töpferstraße in Adendorf damit begonnen, sich gewissermaßen konzertiert um Baumscheiben zu kümmern. Im benachbarten Bonn hingegen ist es schon lange möglich, sein direktes Umfeld nach bestimmten Vorgaben zu verschönern.

Wachtberg noch lebenswerter machen

Die Umweltbeauftragte der Gemeinde, Daniela Roth, erklärte in der Sitzung, die Bürger könnten entweder selbst einen Ort vorschlagen oder sich einen zuteilen lassen. Viele dieser Flächen befänden sich innerhalb der Ortschaften, heißt es in einer Pressemitteilung. „Darunter fallen kleinere Beete, kleinere Grünflächen, Baumscheiben (Bodenbereich um den Baum) oder auch Pflanzkübel.“ Durch eine grünere Gestaltung könnten wertvolle Ökosysteme geschaffen werden – was das Leben in Wachtberg noch lebenswerter mache.

Warum das Umdenken aber auch nötig geworden ist, zeigt ein kurzer Satz auf: „Aufgrund der Vielzahl der Aufgaben des Baubetriebshofs kann er diese Vielfalt leider nicht leisten.“ Generell könnten, ohne Absprache mit der Verwaltung, Pflanzen bewässert werden, vor allem Jungbäume. „Hierbei sollte der Baum in Trockenzeiten einmal pro Woche mit 100 bis 150 Liter Wasser versorgt werden“, empfehlen die Experten aus dem Fachbereich Gemeindeentwicklung.

Gewünscht sind insektenfreundliche Blühpflanzen, Stauden und Gräser

Bei allem, was jedoch darüber hinausgeht, braucht es eine Art Vertrag mit der Verwaltung. Denn zu den Vorgaben zählt unter anderem: „Bei einer selbstständigen Bepflanzung ist es ebenso wichtig, die Biodiversität durch die Anpflanzung wertvoller einheimischer und/oder insektenfreundlicher Blühpflanzen, Stauden und Gräsern zu fördern.“ Beispiele dafür bietet die Schaugartenbroschüre, welche im Rathaus für 2,50 Euro gekauft oder unter www.wachtberg.de heruntergeladen werden kann. Zudem sollten Grünpaten die Pflanzen so auswählen, dass es einen möglichst langen Blühzeitraum, am besten von März bis Oktober, gibt.

Vorhandene Bäume dürfen nicht zurückgeschnitten oder beschädigt werden. Die Pflege soll sich nur auf den Bodenbereich beziehen. Den Rest übernehme weiterhin der Bauhof. Zu schlechterer Sicht sollte der Einsatz der Grünpaten nicht führen, weshalb ausgewachsene Pflanzen nicht höher als 50 Zentimeter sein dürfen.

Aufbauten, wie Einzäunungen jeglicher Art sowie von Steinen und Pflanztrögen, sind nicht erlaubt. Wobei die Verwaltung ergänzt: „In Abstimmung sind im Einzelfall auch Ausnahmen möglich.“ Das Tun selbst erfolgt in Eigenregie: Kosten für Bepflanzung und Entsorgung von Grünabfällen müssen privat getragen werden.

Schild und Urkunde für die Paten

Als Lohn warten auf die Ehrenamtlichen eher immaterielle Güter wie ein gutes Gewissen, Blühendes am Asphalt und ein Schild für ihre Fläche mit dem Text „Hier pflegen Grünpaten“ sowie eine Urkunde. Oliver Henkel (Grüne) regte an, falls gewünscht, noch den Namen der Grünpaten auf dem Schild anzubringen: „Manchen gefällt es vielleicht, wenn sie ihren Einsatz auch nach außen tragen dürfen.“ Zudem sollte es die Urkunde seiner Meinung nach erst geben, wenn sich der Grünpate oder die Grünpatin eine Weile bewährt habe.

Roswitha Schönwitz (SPD) wollte das „Formular zur Übernahme einer Patenschaft“ lieber als Angebot denn als Formular auszeichnen. Und Rafael Schwarzenberger (Unser Wachtberg) schlug vor, jenes Angebot auch auf der Homepage der interfraktionellen Initiative „Pro Natur Wachtberg“ (www.naturschutz-wachtberg.de) zu verlinken.

Wer an einer Grünpatenschaft interessiert ist, kann sich im Rathaus bei Daniela Roth, ☎ 02 28/95 44 139, daniela.roth@wachtberg.de, oder Melanie Kamradt, ☎ 02 28/95 44 153, melanie.kamradt@wachtberg.de, melden.

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