Warten auf den Durchbruch 1. FC Köln tritt am Sonntag gegen Augsburg an

Augsburg · Der 1. FC Köln tritt am Sonntag beim Tabellennachbarn FC Augsburg an. Bei den bayrischen Schwaben hat sich der Trainerwechsel von Martin Schmidt zu Heiko Herrlich bislang noch nicht bezahlt gemacht.

Kämpft mit dem FC Augsburg um den Bundesliga-Klassenerhalt: Trainer Heiko Herrlich.

Foto: dpa/Matthias Hangst

Heiko Herrlich hat Vorsicht walten lassen. Zur virtuellen Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln (Sonntag, 18 Uhr/Sky) trat der Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg am Freitag mit einem Mund-Nasen-Schutz auf das Podium. Zwar setzte Herrlich seine Gesichtsbedeckung ab, als er mit den Medienvertretern von Bildschirm zu Bildschirm zu plaudern begann. Doch als die Gesprächsrunde vorbei war, band sich der 48-Jährige die Maske geradezu vorbildlich direkt wieder um.

Herrlichs Vorsicht bei diesem Thema hat eine turbulente Vorgeschichte. Denn es liegen schwierige erste Wochen hinter ihm als neuem Augsburger Coach. Als sich die Fuggerstädter Anfang März vom Schweizer Martin Schmidt getrennt und in Herrlich einen raschen Nachfolger ausgewählt hatten, rechnete dieser zunächst damit, alsbald an der Seitenlinie gefordert zu sein.

Dann aber brachte die Pandemie das deutsche Fußball-Oberhaus für zwei Monate zum Stillstand. Herrlich war zunächst weniger als Trainer, sondern vielmehr als Corona-Krisenmanager gefragt.

Einer Funktion, für die er sich kurz vor dem Re-Start der Bundesliga Mitte Mai jedoch krachend selbst disqualifizierte – mit einem geradezu unglaublichen Verstoß gegen die Corona-Regeln der Deutschen Fußball Liga (DFL), da Herrlich das Quarantäne-Hotel seines Clubs für einen Gang zum Supermarkt verlassen hatte, weil ihm Zahnpasta und Hautcreme ausgegangen waren.

Ausgerechnet Herrlich, der Risikopatient, der nach einem Gehirntumor im Jahr 2000 ein nach eigenen Angaben beschädigtes Immunsystem besitzt, hatte nach der Video-Affäre um Hertha-Profi Salomon Kalou die Zweifel am DFL-Konzept zur Fortsetzung der Bundesliga befeuert. Für Herrlich ging es in den Tagen danach vor allem darum, sein angekratztes Ansehen als neuer Augsburger Chef nicht noch weiter zu beschädigen. Der frühere Nationalstürmer preschte dafür in die Offensive vor und bezeichnete seinen Fauxpas als „naiv, dumm oder doof“.

Es war nicht der erste auf dem an speziellen Momenten reichen Karriereweg des gebürtigen Mannheimers. Durch die selbst auferlegte Zwangspause gegen Wolfsburg (1:2) wurde der Einstand des früheren Leverkusen-Trainers an der Augsburger Seitenlinie weiter nach hinten verschoben. Er glückte schließlich mit einem 3:0-Erfolg bei abgestürzten Schalkern. Weil aber nur eine Nullnummer gegen Schlusslicht Paderborn sowie eine 0:2-Pleite bei der wiedererstarkten Hertha folgten, steckt der FCA als Tabellen-13. mit vier Zählern Vorsprung auf Relegationsrang 16 noch immer mittendrin im Abstiegskampf.

„Die Situation ist ernst. Wir brauchen Punkte“, mahnt Herrlich deshalb vor der Partie gegen den Mitkonkurrenten 1. FC Köln. Augsburgs Sportchef Stefan Reuter hat zwar einen „guten Eindruck“ von der bisherigen Zusammenarbeit zwischen Herrlich und der Mannschaft gewonnen. Für die erhoffte Stabilisation konnte allerdings auch der neue FCA-Coach noch nicht so recht sorgen. „Wir wollen mehr Kontinuität reinbekommen und so schnell wie möglich da unten raus“, sagt Herrlich, dessen Team bei diesem Unterfangen mit Köln, Mainz und Düsseldorf noch drei absolute Schlüsselspiele vor sich hat.

Erst einmal gilt Herrlichs ganze Konzentration aber dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln, auf das er sich und sein Team „extrem vorbereitet“. Denn Herrlich hat den Kölner Aufstieg aus dem Tabellenkeller mit Bewunderung verfolgt. Die acht Siege aus zehn Spielen, die der FC unter Markus Gisdol vor der Zwangspause aneinanderreihte, waren für Herrlich auf „Champions-League-Niveau“. Dass der Aufsteiger zuletzt jedoch schwächelte und noch keines seiner fünf Geisterspiele gewonnen hat, bewertet der FCA-Coach „eher als eine Ergebnisdelle, von der wir uns aber erhoffen, dass sie bis Montag anhält“.