Analyse zur Lage in Köln Kein guter Umgang mit FC-Trainer Stöger

KÖLN · Die Führung des 1. FC Köln spielt in der Personalie Peter Stöger auf Zeit und zeigt damit wenig Respekt vor dem Trainer. Eine Analyse von Martin Sauerborn.

Sportlicher Misserfolg ist gnadenlos. Er wirft ein grelles Licht, das alle Ecken im Beziehungsgeflecht der handelnden Personen ausleuchtet. Ecken, in denen während des Erfolgs all das Unangenehme schlummert, das Misstrauen und Zwietracht zu säen versteht. Peter Stöger könnte in diesen Tagen ein Lied mit vielen Strophen über die Auswirkungen des Misserfolg singen. Nach 13 sieglosen Bundesligaspielen steht der Trainer des 1. FC Köln vor dem Trümmerhaufen der Erfolgsgeschichte, die er vier Jahre lange mitgeschrieben hat. Ein Verdienst, der nach der 0:2-Heimniederlage am Sonntag gegen Hertha BSC Berlin aber offenbar nur noch das Papier wert ist, auf dem er für immer stehen wird.

Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln haben es am Montag verpasst, dem Erfolgs- und Rekordtrainer des FC ihren Respekt entgegen zu bringen. Anstatt eine klare Entscheidung zu treffen, spielen Werner Spinner, Toni Schumacher und Alexander Wehrle auf Zeit. „Peter Stöger wird die Mannschaft auf das Spiel in Schalke vorbereiten und am Samstag auf der Bank sitzen“, hatte Wehrle erklärt. Die FC-Spitze ließ wohl aus Scheu die Gelegenheit verstreichen, den Österreicher aus seinem bis 2020 laufenden Vertrag zu entlassen oder ihm trotz anhaltenden Misserfolgs eine Jobgarantie ohne Ultimatum auszustellen. Für beide Entscheidungen gäbe es genügend Argumente. Stöger hätte aufgrund seiner Verdienste eine klare Aussage verdient gehabt.

Nur zehn Spieler im Training

So stand der Österreicher am Dienstagnachmittag mit den Resten seines durch zehn verletzte Spieler dezimierten Kaders auf dem Trainingsplatz am Geißbockheim, um wie auch immer, das „Wunder von Gelsenkirchen“ möglich zu machen. „So seriös, wie es geht. Mal schauen, ob uns die Überraschung gelingt“, antwortet der FC-Coach mit leiser Stimme auf die Frage, wie er und sein Stab die Woche angehen. In Stögers Überlegungen spielt es natürlich eine Rolle, dass alle Welt eine krachende Niederlage der Kölner auf Schalke voraussetzt. „Das kann Druck nehmen. Gewinnen müssen wir trotzdem, aber es erwartet niemand mehr. Es ist noch nicht so lange her, da haben alle erwartet, dass wir gegen Jeden gewinnen.“

Am Dienstag tat sich eine weitere Baustelle auf, die an den alten, eigentlich vergessenen FC aus dem Jahr 2012 erinnerte. Interna aus der Mannschaftssitzung nach dem Training am Montag waren an die Öffentlichkeit gelangt. Ein Vorgang, der das gegenseitige Vertrauen zwischen Stöger und der Mannschaft nachhaltig stören dürfte.

Nach dem Training am Dienstag sagte der Österreicher nichts zu diesem Vorgang, sah sich aber veranlasst, ein anderes Thema anzuschneiden. „In der Vergangenheit haben wir wochenlang darüber diskutiert, dass uns ein, zwei wichtige Spieler ausfallen. Gegen Berlin haben zehn Spieler gefehlt, aber das interessiert niemanden. Das fällt in der Diskussion nicht ins Gewicht. Das verstehe ich, aber es macht die Arbeit schwieriger.“

Schwierige Suche nach Schmadtke-Nachfolger

Gerade einmal fünf Spieler aus der FC-Startelf vom ersten Bundesliga-Spieltag in Mönchengladbach (0:1) standen gegen Berlin auf dem Platz. Mit Dominic Maroh, Marco Höger, Christian Clemens und Simon Zoller sind zudem vier der in Gladbach gesunden Auswechselmöglichkeiten verletzt. Es passt ins Bild, dass der Einsatz des am Dienstag mit dem Training pausierenden Leonardo Bittencourt auf Schalke ungewiss ist. „Schauen wir mal, was diese Woche noch passiert“, sagte Stöger fatalistisch. Immerhin durfte er sich über die Rückkehr von Christian Clemens ins Mannschaftstraining freuen.

Schwierig gestaltet sich nach wie vor auch die Nachfolgeregelung für die Position des zurückgetretenen Sportchefs Jörg Schmadtke. Während die FC-Verantwortlichen wohl weiter fest davon ausgehen, dass Horst Heldt Hannover 96 zugunsten des FC verlassen wird, schob 96-Clubchef Martin Kind, diesem Plan den nächsten Riegel vor. Nach einem Treffen mit Heldt am Dienstag hat Kind einen Wechsel seines Sportchefs zum FC gegenüber Sky kategorisch ausgeschlossen. „Wir haben uns über die grundsätzliche Ausrichtung von Hannover 96 in den nächsten Jahren unterhalten. Herrn Heldt ist klar – und das akzeptiert er auch –,, dass es keine Freistellung geben wird.“

Heldt hatte den Ausgang des Treffens offenbar anders interpretiert. „Es gibt noch kein Ergebnis. Wir werden uns erneut zusammensetzen“, sagte er der „Bild“-Zeitung: „Wir haben uns ausgetauscht. Über inhaltliche Details werde ich nichts sagen.“ Er habe Kind „über das Gespräch mit dem 1. FC Köln informiert und die Situation beschrieben“, berichtete der 47-Jährige: „Natürlich haben wir auch über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesprochen.“

Kind habe Heldt daraufhin gesagt, dass er ihn halten wolle. Auch auf die Gefahr hin, dass er einen unzufriedenen Manager in seinem Unternehmen beschäftigt. Es sieht so aus, als bahne sich auf diesem Feld die nächste Niederlage für den 1. FC Köln an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort