Ärger um Regelauslegung in Bonn Busfahrer lässt Senioren kurz vor der Haltestelle nicht aussteigen

Bad Godesberg · Ein Busfahrer hat die Regeln in Sachen Ausstieg in Bonn konsequent ausgelegt, worauf ein Rentnerpaar seinen Zug verpasste. Die SWB verweisen auf das Verbot des Ein- und Ausstiegs außerhalb der Haltestellen, erklären aber: Der Fahrer hätte auch anders entscheiden können.

Ein Bus der SWB auf dem Weg nach Dottendorf. (Symbolbild)

Ein Bus der SWB auf dem Weg nach Dottendorf. (Symbolbild)

Foto: Benjamin Westhoff

Weil ein Busfahrer der Linie 614 die Regeln in Sachen Ausstieg konsequent auslegt, verpasst ein Rentnerpaar seinen Zug: Dieses Szenario hat sich jüngst in der Nähe des Mehlemer Bahnhofs ereignet.

Nur wenige Meter von der Haltestelle entfernt soll der Bus in einem Rückstau gestanden haben. Der Bitte des Duos, dennoch die Tür zu öffnen, kam der Fahrer nicht nach. Das Paar musste daraufhin weitere Minuten im Bus ausharren und schließlich die angestrebte Ahrtalbahn ziehen lassen. Ein weiterer Fahrgast wirft dem Fahrer kleinliches Verhalten vor. Die Stadtwerke Bonn (SWB) als Betreiber der Buslinie verweisen auf einen gewissen Handlungsspielraum des Personals, der Fahrer habe die Vorgaben eben „sehr genau ausgelegt“.

Der Beobachter schildert die Situation gegenüber dem GA so: Wegen einer geschlossenen Bahnschranke und eines sich davor befindlichen Rückstaus verschiedener Fahrzeuge musste der Bus „zwei bis drei Meter“ vor der Haltestelle Mehlem Bahnhof warten. Nach einigen Minuten habe ein gehbehinderter älterer Herr den Busfahrer gebeten, ihn und seine Frau doch bitte aussteigen zu lassen. Es seien doch nur wenige Meter zur eigentlichen Haltestelle. Der Busfahrer habe darauf entgegnet: „Damit haben Sie die Frage selbst beantwortet.“

Rund zehn Minuten im Bus verharrt

Die darauffolgende Bitte der Partnerin um Ausstieg soll der Fahrer ignoriert haben. Darauf sei der Beobachter zu ihm gegangen, auch sein Bitten wurde abgelehnt. Insgesamt soll das Szenario rund zehn Minuten gedauert haben, ehe der Bus die wenigen Meter zum offiziellen Haltepunkt zurücklegen konnte.

Der Augenzeuge zeigt dafür kein Verständnis: Für ihn gebe es keinen erkennbaren Sicherheitsaspekt, der einen Unterschied zwischen dem Ausstieg an der vorgesehenen Haltestelle und einer gleichen Örtlichkeit zwei bis drei Meter vorher mache.

Die Stadtwerke verweisen auf Anfrage auf den Umstand, dass der Ein- und Ausstieg außerhalb der expliziten Haltestellenbereiche nicht erlaubt sei. „Ausnahmen können jedoch durch das Fahrpersonal gestattet werden“, erklärt Sprecherin Clarissa Pütz. „Dabei muss das Personal unbedingt abwägen, ob es für alle Fahrgäste sicher ist und ob die aktuelle Verkehrssituation dies zulässt.“ Im konkreten Fall scheine der Fahrer die Vorgaben sehr genau ausgelegt zu haben. Dies werde man dem Hinweisgeber auch noch selbst mitteilen, da er die SWB ebenfalls kontaktiert habe.

Gespräch mit Fahrpersonal nach Beschweren üblich

Grundsätzlich würde nach solchen Vorfällen mit Beschwerden das persönliche Gespräch mit dem beteiligten Fahrpersonal gesucht, sagt die Sprecherin. Der Austausch und die entsprechende Aufarbeitung solle helfen, ähnliche Situationen zu vermeiden. Das Fahrpersonal werde regelmäßig im Umgang mit Konflikten und in der Kommunikation mit Fahrgästen geschult. Ob das in diesem Fall beteiligte Seniorenpaar von der Aufarbeitung etwas mitbekommt, ist unklar. Der Hinweisgeber hat keinen Kontakt zu ihnen.

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