Literaturpreis für Carolin Dörmbach Dichtungsring zeichnet Geschichte über Schweigen und Lügen aus

Bad Godesberg · Carolin Dörmbach aus Köln hat den vom Bad Godesberger Dichtungsring ausgelobten 8. Bonner Literaturpreis gewonnen. Ihre Geschichte über Schweigen ist in der neuen Ausgabe der Literaturzeitschrift zu lesen.

 Die neue Ausgabe der Zeitschrift Dichtungsring in den Händen: (v.l.) Autorin Carolin Dörmbach, Ulrich Bergmann, Ines Hagemeyer und Susanne Schmincke vor dem Trinkpavillon im Kurpark.

Die neue Ausgabe der Zeitschrift Dichtungsring in den Händen: (v.l.) Autorin Carolin Dörmbach, Ulrich Bergmann, Ines Hagemeyer und Susanne Schmincke vor dem Trinkpavillon im Kurpark.

Foto: Petra Reuter

Eine Geschichte über Schweigen und Lügen, die einen Menschen vor einer schrecklichen Nachricht bewahren sollten: Damit hat Autorin Carolin Dörmbach den Dichtungsring-Literaturpreis zum Thema „Verlorene Worte“ gewonnen.

„Es geht um eine Frau, die nach dem Krieg auf die Rückkehr ihres Mannes wartet“, sagt die vom Bad Godesberger Magazin Dichtungsring ausgezeichnete Kommunikationsfachfrau. Doch der kommt nicht. Stattdessen erreicht ein Brief eines Kameraden mit der Todesnachricht die Familie. „Die Männer hatten sich gegenseitig versprochen, die Familien zu informieren, falls der andere im Krieg fällt“, skizziert Dörmbach die Geschichte. Aus Sorge um die leidende Ehefrau unterschlägt die Familie das Schreiben. Wie und wodurch die Witwe schließlich doch vom Tod ihres Mannes erfährt, wollte die 58-jährige Autorin nicht verraten. Für die Leser stelle sich die Frage, was schlimmer sei, so Dörmbach: „Die Wahrheit erfahren oder sich unwissend unerfüllbaren Hoffnungen hingeben.“

Bis die Autorin unter rund 430 Einsendungen als Gewinnerin feststand, musste sich der dicht gewebte und fantasiereich geschriebene Stoff in mehreren Jurorendurchläufen bewähren. Die Vor-Jury aus Susanne Schmincke, Anke Laufer und Sigune Schnabel diskutierte und wertete als Online-Gemeinschaft nach mehreren Kriterien aus. Die Literaturzeitschrift Dichtungsring wird seit 1981 von ehrenamtlich tätigen Schriftstellern herausgegeben, der jetzt verliehene 8. Bonner Literaturpreis ist mit 1000 Euro dotiert.

So zählte, „wie gut das Thema getroffen ist“, so Schmincke. Drei Ebenen seien möglich gewesen. Erstens: „Wenn in zwischenmenschlichen Beziehungen die Worte fehlen, um miteinander zu kommunizieren.“ Es konnte zweitens aber auch um aus der deutschen Sprache verschwundene Worte gehen. Drittens war es möglich, den fortschreitenden Verlust der Sprache bei Demenz in einer Kurzgeschichte, einem Gedicht oder einem Essay zu bearbeiten. Literarische Qualitäten wie Ausdrucksweise und Formulierungen waren außerdem ausschlaggebend, so Schmincke.

Anonyme Auswahl

„Die besten Werke haben wir anonymisiert an eine Jury aus Undine Materni, Werner Weimar-Mazur und Maria Lehner gesendet“, zählte Schmincke Größen aus dem Literaturbetrieb auf. Die entschieden schließlich, welche Texte einen Platz in der neuen Ausgabe der Zeitschrift Dichtungsring erhalten sollten. Als Gewinner gingen neben Dörmbach auf dem zweiten Platz Nadia Rungger und Philipe Létranger als Drittplatzierter hervor.

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