Steigende Baukosten bei Bonner Projekten Bauherren in Pützchen müssen auf Material warten

Pützchen · Zu wenig Holz, Stahl und Dämmstoffe sowie steigende Preise: Auch beim Bau des neuen Seniorenzentrums in Pützchen sowie bei der Sanierung der Haltestelle „Pützchen Kloster “ spüren der Adelheid-Verein und die Stadt Bonn die Auswirkungen.

 Wie Klaus-Dieter Pruss berichtet, zogen die Planer den Rohbau des hinteren Gebäudeteils vor, weil zeitweise Dämmmaterial für den Bereich unter der Bodenplatte (siehe Bildmitte) fehlte.

Wie Klaus-Dieter Pruss berichtet, zogen die Planer den Rohbau des hinteren Gebäudeteils vor, weil zeitweise Dämmmaterial für den Bereich unter der Bodenplatte (siehe Bildmitte) fehlte.

Foto: Rajkumar Mukherjee

Der weltweite Mangel an Baumaterial, ausgelöst durch die zurückgefahrene Produktion vieler Firmen während der Corona-Pandemie und durch die steigende Nachfrage aus Ländern wie China, macht sich bei zwei Projekten in Pützchen bemerkbar: beim Neubau des Seniorenzentrums auf dem Klostergelände des Sacré-Cœur-Ordens sowie beim Umbau der Bushaltestelle „Pützchen Kloster“. Als Folge setzten die Planer des Wohnheim-Neubaus bereits auf alternatives Material mit teilweise höheren Kosten. Die Stadt Bonn hat derweil sogar die Umsetzung des Haltestellen-Neubaus auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die Stadt ist, wie berichtet, als zukünftige Betreiberin auch an dem Projekt des Seniorenzentrums beteiligt. Rechtsträger des Sacré-Cœur-Ordens ist der Adelheid-Verein mit Sitz in Pützchen. Für die Umsetzung des Neubaus sorgt die Adelheid S-Immobilien GmbH & Co. KG. Geschäftsführer ist Klaus-Dieter Pruss, zugleich Verwaltungsleiter des Adelheid-Vereins. In das neue Seniorenheim ziehen die Bewohner der Senioreneinrichtung St. Albertus Magnus, Eigentümerin ist die Stadt Bonn. Das Gebäude an der Karmeliterstraße entspricht nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben, deshalb gibt es nun die Kooperation mit dem Adelheid-Verein. Im Juni war die Grundsteinlegung, 2023 sollen die Bewohner in den Neubau umziehen.

Material zur Dämmung fehlte 

„Bisher liegen wir voll im Zeitplan“, sagt Pruss auf Anfrage des GA. Doch Probleme hat die Materialknappheit bereits verursacht. Weil in den Neubau Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einfließen und es als Effizienzhaus in der energetischen Stufe 55 geplant ist, müssen bestimmte Vorgaben erfüllt werden. Im Fall des Neubaus in Pützchen ist eine Dämmschicht unterhalb der Bodenplatte vorgesehen. „Das Material, das vorgesehen war, war nicht zu bekommen. Deshalb mussten wir auf ein alternatives Produkt umsteigen“, sagt Pruss. Mit Blick auf die gesamte Kalkulation beobachte er für einzelne Posten Kostensteigerungen. „Das können wir aber noch kompensieren“, sagt Pruss.

Dies hänge auch damit zusammen, dass die Adelheid S-Immobilien GmbH & Co. KG eng mit den Baufirmen zusammenarbeite. Insgesamt seien es etwa 20 Firmen. Allein 16 Fachingenieurbüros sind an der Planung des Projekts beteiligt. Der enge Austausch habe auch dazu beigetragen, dass aufgrund fehlenden Dämmmaterials der Bau weiterer Bodenplatten einstweilen geruht habe, stattdessen auf einer fertigen Platte der Rohbau vorgezogen worden sei.

Insgesamt höre er, sagt Pruss, von vielen Gesprächspartnern in der Baubranche, dass Material fehle. Das liege häufig an der Umstellung vieler Baufirmen bei der Lagerhaltung, die kurzfristig Baustoffe anforderten. Das Prinzip lautet „just in time“, also zum richtigen Zeitpunkt. „Viele Firmen lassen sich das Material so liefern. Wo es früher große Lager gab, haben die Betriebe oft auf kleine umgestellt“, sagt Pruss.

Steigerung: Holzlatten kosten etwa 275 Prozent mehr

 Andererseits hätten sich viele Baufirmen auf die aktuelle Situation eingestellt. „Große Firmen haben sich bereits eingedeckt. Das könnte uns im nächsten Bauabschnitt helfen, wenn wir Stahl brauchen“, meint Pruss. Und er nennt ein Beispiel für die immense Kostensteigerung, etwa für Holz. So habe eine Latte mit bestimmter Länge bisher etwa zwei Euro gekostet, nun liege der Preis bei 7,50 Euro – eine Steigerung um etwa 275 Prozent.

Unterdessen hat die Stadt den Umbau der Haltestelle „Pützchen Kloster“ verschoben. Ursprünglich sah die Planung vor, dass die Bauarbeiten mit dem Start der Sommerferien beginnen sollten. Grund seien auch hier Lieferengpässe beim Material. Deshalb habe sich das Tiefbauamt entschlossen, den Umbau bis auf Weiteres zu verschieben. Viele Bürger, darunter Schüler, würden die Haltestelle nutzen, deshalb sei ein Umbau nur während der Schulferien möglich. Einen neuen Termin gab die Stadt bislang nicht bekannt.

Haltestelle: Kosten von 55 000 Euro

Geplant ist, die Haltebucht zu sanieren. Diese sei durch bremsende Busse sowie durch das An- und Abfahren stark beansprucht. Während der Arbeiten soll der Pflasterbelag durch eine widerstandsfähigere Betondecke ersetzt werden. Die Betonbauweise erfordere aber vor der Inbetriebnahme eine längere Aushärtezeit. Die Kosten belaufen sich auf etwa 55 000 Euro. Die Haltestelle mit der Pflasterung ist in Fahrtrichtung Beuel Zentrum, die Bucht auf der anderen Seite ist asphaltiert.

Weitere Haltestellen seien derzeit aber nicht von Lieferengpässen betroffen, teilt die Stadt auf GA-Nachfrage mit. „Dennoch muss man wissen, dass in den vergangenen zwölf Monaten die Preise für Baumaterial stark gestiegen sind“, schreibt Isabel Klotz vom Presseamt der Stadt. Für Beton-Stahl beispielsweise sei der Preis im ersten Quartal dieses Jahres um 30 Prozent gestiegen.  „Daher kann es sein, dass sich das auch auf die Baustellenplanung der Stadt Bonn auswirkt“, so Klotz.

Auch das Städtische Gebäudemanagement (SGB) verweist auf Nachfrage auf Einzelfälle, in denen nicht auszuschließen sei, „dass auch Baumaßnahmen des SGB von den Materialengpässen betroffen sind“, so Klotz. In diesen Fällen würden Firmen im Auftrag des SGB nach Möglichkeit auf andere Materialien ausweichen. Zudem könnten Abläufe der Gewerke neu koordiniert werden, um Verzögerungen zu vermeiden beziehungsweise diese auf ein Minimum zu beschränken.

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