Label "Bei uns ist Inklusion lebendig" Wie Inklusion in Bonn funktionieren kann

Beuel · Der Verein Abenteuer lernen bringt mit dem Forum Inklusion lebendig machen ein Label für Jugendeinrichtungen und Schulen auf den Weg. Einige haben die Plakette schon erhalten.

 Ruth Dobrindt (r.), Erika Luck-Haller und Peter Bröxkes stellen das Label "Bei uns ist Inklusion lebendig" vor.

Ruth Dobrindt (r.), Erika Luck-Haller und Peter Bröxkes stellen das Label "Bei uns ist Inklusion lebendig" vor.

Foto: Stefan Knopp

Der Weg zu einem inklusiven Miteinander ist weder lang noch steinig, ist man sich beim Verein Abenteuer lernen sicher. Und das Interesse daran ist groß, nur wie kommt man da hin? Das Forum Inklusion lebendig machen hat mit dem in Beuel ansässigen Verein ein Label dafür entwickelt, „ein Instrument, um sich überhaupt mit Inklusion zu beschäftigen“, erklärte Erika Luck-Haller, Geschäftsführerin von Abenteuer lernen, bei der Vorstellung des Labels. Dieses wurde inzwischen an 19 Einrichtungen in Bonn und Umgebung vergeben, die bereit waren, sich auf diesen Weg zu machen. Und es werden weitere folgen. „Bei uns rufen wirklich täglich neue Interessenten an“, so Luck-Haller.

„Bei uns ist Inklusion lebendig“, steht auf den Plaketten, die in Jugendzentren, Offenen Ganztagsschulen und Kitas andere Einrichtungen geschickt wurde. Mitmachen können „alle, die das Thema für sich wichtig finden“, sagte Projektleiterin Ruth Dobrindt von Abenteuer lernen. Man müsse das Leitbild unterschreiben und einen eintägigen Workshop absolvieren, mehr nicht. Die Einrichtungen bekommen Hilfestellung vom Forum Inklusion lebendig machen. Das Leitbild besagt: „Bei uns sind alle Menschen willkommen. Alle können kommen und mitmachen. Wir wollen diesen Ort und unser Angebot so gestalten, dass sich jede und jeder bei uns wohlfühlt.“

Inklusion bedeutet nicht nur Rampen für Rollstuhlfahrer

Das definiert Inklusion. „Es geht darum, dass wir uns alle gemeinsam als eine Gesellschaft verstehen“, so Luck-Haller. Das bedeute, dass auch Angebote gemacht würden, „die für alle gleichermaßen gut sind“. Es gebe aber nicht ein Patentrezept zum Umgang mit Inklusion, erklärte Peter Bröxkes, der im Bonner Jugendamt die Abteilung Jugendförderung leitet. „Man muss erst die eigene Situation hinterfragen.“ Das betreffe bauliche Gegebenheiten, das Standardbeispiel sind Rampen für Rollstuhlfahrer, aber auch das gesamte Angebot vom Konzept über den pädagogischen Ansatz bis zur Außendarstellung. Denn, merkte Dobrindt an, „es geht nicht nur um Menschen mit Behinderung, sondern um alle“.

Das bedeutet: Das Kind einer Familie mit Migrationshintergrund soll ebenso willkommen sein wie das Kind aus gut betuchten Familienverhältnissen. Arm, reich, deutsch, nicht deutsch, hochbegabt: Da soll kein Unterschied gemacht werden. Allerdings werden die Menschen mit Behinderungen doch im Leitbild besonders in den Fokus genommen, da dort gezielt die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention angesprochen wird. Der letzte Satz im Leitbild lautet: „Inklusion ist ein Menschenrecht – und wir treten dafür ein.“ Darunter setzen die Beteiligten ihre Unterschrift.

19 Vorreiter gibt es in Bonn und Umgebung

In Bonn und Umgebung – die sich in diesem Fall bis ins Bergische Land erstreckt – gibt es bislang 19 Vorreiter, die mit Erhalt des Labels auch ihre Fortschritte in Sachen Inklusion dokumentieren sollen. Darunter sind auch einige Jugendzentren. In Bonn gibt es derer 43, davon 13 städtische und 30 in freier Trägerschaft. Man strebe an, dass alle städtischen das Label vollständig erhalten, sagte Bröxkes. Generell gelte aber: „Inklusion kann man nicht vorschreiben.“

Gerne hätte man den Vertretern der Modelleinrichtungen die Plakette persönlich überreicht. Das lehnte aber das Bonner Ordnungsamt ab, da der Termin mit GA-Anwesenheit als Pressetermin gewertet wurde. Deshalb habe es laut Presseamt seitens der Stadtverwaltung die Maßgabe gegeben, „ dass eine Pressekonferenz mit einer sehr begrenzten Personenzahl unter Einhaltung der Infektionsschutzmaßen (Mindestabstände, Maskenpflicht und Rückverfolgbarkeit) stattfinden kann“. Vorgestellt hatte man sich eher eine Label-Übergabe mit Pressebegleitung. Stattdessen wurden die Plaketten vorab verschickt und die symbolische Übergabe virtuell per Video-Konferenz nachgeholt.

„Abenteuer lernen“ hofft auf Förderung der Stadt Bonn

Das Interesse sei nicht nur auf die Region begrenzt, sagte Luck-Haller: Das reiche bis Berlin. Bevor man sich so weit ausdehnen kann, muss das Forum, das das Konzept zum Label in den vergangenen vier Jahren erarbeitet hat, erstmal eine andere Hürde nehmen: Das Projekt wird von der Aktion Mensch gefördert, der übliche Förderzeitraum von drei Jahren wurde schon um 18 Monate verlängert, aber im Juli ist Schluss. „Wir hoffen auf die Stadt Bonn“, meinte Luck-Haller. Da richteten sich alle Augen auf Bröxkes, der aber nur verkünden konnte: „Wir haben als Jugendamt großes Interesse.“ Man müsse prüfen, welche Finanzierungsmöglichkeiten die Stadt habe.

Und das Label soll nicht vor Jugendeinrichtungen Halt machen, wenn es nach den Organisatoren geht. Das LVR-Museum geht da mit gutem Beispiel voran. Künftig, sagte Luck-Haller, wolle man auch Kinos, Pizzerien und vieles mehr mit dem Label versehen können. Aber bis dahin ist der Weg doch noch weit.

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