Ein Teil der Beueler Industriegeschichte Sanierung der Marquartvilla

Beuel · Eigentümer Wolfgang Quadt hat lange für seinen Traum gekämpft, nun kann der Maurermeister das Gebäude wieder instand setzen

 Die Rücksansicht der Direktorenvilla an der Marquartstraße. Derzeit wird das denkmalgeschützte Haus saniert.

Die Rücksansicht der Direktorenvilla an der Marquartstraße. Derzeit wird das denkmalgeschützte Haus saniert.

Foto: Niklas Schröder

Die letzte verbliebene Villa an der Marquartstraße wird seit Kurzem saniert. Passanten können durch den Zaun sehen, wie tiefe Löcher um das Gebäude ausgehoben werden. Der bisherige Zustand der Villa hatte auch die SPD auf den Plan gerufen.

Derzeit werden Bodenarbeiten gemacht, erläutert Eigentümer Wolfgang Quadt (69) gegenüber dem GA. „Wir haben erstmal einen Bodenaushub gemacht, damit wir den Keller trocken bekommen.“ Die Arbeiten erfolgten in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt, versichert der Eigentümer der Tapetenfabrik. In weiteren Schritten sollen Teile des Gebäudes, die nachträglich angebaut wurden, zurückgebaut werden. „Damit der ursprüngliche Charakter wieder zum Tragen kommt.“

Die Straßenfront bleibe erhalten. „Die anderen Gebäudeseiten werden abgebrochen und entsprechend saniert“, so Quadt, der bis Dezember auf eine Genehmigung für die Maßnahme warten musste. „Wir sind seit 20 Jahren an dem Thema dran und wollten diese Villa kaufen. Vor drei Jahren haben wir das Areal nach langem Hin und Her bei einer öffentlichen Ausschreibung erwerben können“, berichtet Quadt. Den Kaufpreis will der Beueler nicht nennen.

Was am Ende aus dem Gebäude  wird, sei noch nicht abzusehen. „Ich werde es an eine Partei vermieten. Wer sich da berufen fühlt, kann sich gerne bei mir melden“, sagt Quadt. Somit könne der künftige Mieter auch Einfluss auf die Innengestaltung nehmen. Auf den geschätzten 300 Quadratmetern könnten beispielsweise Büroräume entstehen. Rund zwei Jahre sollen die „kniffligen“ Sanierungsarbeiten nun andauern. „Es sind Rissbildungen im Gebäude entstanden, die behoben werden müssen. Wahrscheinlich wegen Erschütterungen durch die Bahn oder baulichen Mängeln.“

Auch die unter Denkmalschutz stehende Holztür soll erhalten bleiben. Sie wurde aus Sicherheitsgründen zugemauert. Zu den Gesamtkosten will sich Quadt  nicht äußern. „Das mache ich als Hobby“, sagt der Maurermeister, der auf dem Areal zehn Mitarbeiter für solche Projekte beschäftigt. Kürzlich hat er ein Wohngebäude in der Auguststraße kernsaniert und erweitert.

Der bisherige Zustand der alten Direktorenvilla hat auch die SPD-Fraktion auf den Plan gerufen. In einer Pressemitteilung schreibt die Partei, dass sie eine Große Anfrage im Denkmalausschuss veranlasst hat. „Teile der Villa stehen unter Denkmalschutz, aber für den Erhalt wird nichts getan“, erläutert Herbert Spoelgen (SPD), der neuer Vorsitzender des Denkmalausschusses ist. „Die Villa steht in einem Bereich, der industriegeschichtlich eine große Rolle für Beuel spielt. In dem Quartier gibt es mittlerweile eine gewerblich-künstlerische Nutzung, aber auch Wohnen sollte dort möglich sein. Da würde eine instand gesetzte Villa mit einer öffentlich zugänglichen Nutzung gut hinpassen“, ergänzt die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin von Beuel, Petra Maur.

Laut der SPD soll sich das Quartier zwischen Auguststraße, Siegburger Straße und Röhfeldstraße in Zukunft „zu einem urban gemischten Gebiet“ wandeln, wo Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeiteinrichtungen zu einer Belebung dieses Beueler Teils führen sollen. „Daher wäre eine sanierte Direktorenvilla mit öffentlicher Nutzung ein gutes Puzzleteil hierfür“, so die Sozialdemokraten.

Zum Eindruck von Herbert
Spoe­l­g­en will sich Quadt nicht äußern. „Ich gebe Herrn Spoelgen nur mit auf dem Weg, sich mal auf dem Gelände umzuschauen“, so der Eigentümer. Auch den Plänen der SPD schiebt er einen Riegel vor: „Da braucht die SPD gar nicht zu planen. Unser Gebiet ist schon mit Künstlerateliers, Tanz- und Fitnessstudios, Büro- und Proberäumen sowie Wohnräumen hervorragend strukturiert.“ Demnach sind die Arbeiten an der Marquartvilla die letzte Maßnahme. „Danach werden alle Gebäude auf dem Areal durchsaniert sein und keine größeren Umbauten mehr stattfinden“, kündigt Quadt an.

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